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Im Warenkorb: Die neue Kelly Family (aka The White Stripes)

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Produkt: „Icky Thump“ von den White Stripes

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Warum: Da ist dieses Sirren, wie von einer Spielzeugkettensäge, da ist das rhythmische Klatschen, und, na klar, hier kommt schon der knallige Einsatz von Stromgitarre und Schlagzeug, auf den hin Jack White atemlos los brüllt, irgendwas über Mexiko – so fängt es an, das „moderne Rock´n´Roll Meisterwerk“, die „4-Sterne-Platte“, „das bombastischste Album der Whites Stripes“, und diesmal haben sie sogar Dudelsäcke dabei, die Satansbraten! Dann aber schraddelt sich das erste, dem Album seinen Namen gebende Lied „Icky Thump“ dem Schluss entgegen und hinterlässt seltsame Leere: Wie jetzt, Moment, was war das denn? Der Vorausscheid des Kreisjugendring-Band-Festivals im Landkreis Rottach-Egern? Nein, weiß man nach den restlichen Liedern, das waren tatsächlich die White Stripes, allerdings in Weihnachts-Stimmung: Heissahoppsassa, lass uns mal alle Instrumente auf den Wunschzettel draufschreiben, die kriegen wir dann schon irgendwie unter. Es gibt deswegen Kirchenorgeln und Mariachi-Trompeten und eben Dudelsäcke, weil, sagt die Plattenfirma, die White Stripes „ihre schottischen Wurzeln enttarnen.“ Ja dankeschön auch, wäre nicht nötig gewesen. Aber bitte, wer die „Kelly Family“ toll fand, wird die Whites Stripes lieben, wenn sie Lieder wie „Prickly Thorn, But Sweet Worn“ oder „St. Andrew“ spielen, die so verfilzt hippiemäßig daherkommen, dass man sich sofort die Tabakkrümel von der Selbstgedrehten von den Lippen klauben will – aber wuchtig ist was anderes. Zum Glück ist beim folgenden Lied, „Little Cream Soda“, wieder alles im Lot: Da krachen die Gitarren, donnern die Trommeln und Jack White schreit rum, wie man das als Rock´n´Roll-Strukturkonservativer erwartet. Auch der Rest geht in Ordnung, Lieder wie „I´m slowly turning into you“ oder „Catch Hell Blues“ versöhnen ein wenig mit dem Schmarrn vom Anfang. Und dann sind da ja noch die Fotos: Meg und Jack White als Pearly Queen und Pearly King, also in der klassischen Cockney-Tracht mit Anzügen voller Perlenköpfe – sieht ja toll aus, aber entdecken die White Stripes dann außer ihren schottischen demnächst auch noch ihre Cockney-Wurzeln? Für wen: Für alle, die wissen, für was „Gloria Gaynors“, „Britney Spears“ oder „Bristol Cities“ im Cockney stehen.

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