Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Die SPD – Partei der gebrochenen Herzen?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

(…) 1968. Die Journalisten, die damals am Anfang ihrer Karrieren standen, gehen demnächst in Rente. Und viele der Journalisten, die heute über die Fülle der Möglichkeiten ihres Berufs verfügen, sind von ihnen geprägt worden, was (…) nicht ohne Leiden abgegangen sein wird. Und jetzt (…) bestimmt enttäuschte Liebe die Abrechnung mit der SPD. Wo steht das denn? Diese Selbsterkenntnis stammt von Journalist Jürgen Busche, der sich für die Zeit unlängst der Frage widmete, weshalb die Presse im Wahljahr 2009 heftiger auf die SPD einprügelt als je zuvor. Sein Fazit lässt sich dem obigen Zitat entnehmen: Busche vergleicht die Wut vieler Journalisten mit der Rache eines tief enttäuschten Ehemannes, der schmerzhaft erfahren muss, dass ihn die einst so geliebte Gattin nach vielen Jahren ehelicher Treue betrogen hat. Diese Enttäuschung teilen die Journalisten derzeit mit vielen anderen Ex-SPD-Wählern. Kriegseinsatz, Agenda 2010, Rente mit 67 – all das klingt eben so ganz und gar nicht mehr nach jener unschuldigen Partei, in die sich der junge Sozi einst verliebt hatte.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die SPD im Jahr 2009: Ein hässliches Entlein, das keiner mehr lieb hat? Jahrelanges Studium der Klatschpresse lehrt, dass es in solchen Fällen zwei mögliche Konsequenzen gibt: Entweder es wird friedlich verkündet, dass man sich „in verschiedene Richtungen entwickelt hat“ und fortan getrennte Wege geht – vorerst freilich ohne neuen Partner. Oder es kommt zu einer bitterbösen Scheidungsschlacht, wie wir es gerade in den Medien erleben; zu eben jener journalistischen Hetzkampagne, die Zeit-Autor Jürgen Busche mit der enttäuschten Liebe zur SPD begründet. Auch im jetzt.de-Kosmos scheint die SPD einige Herzen gebrochen zu haben. Nach der dritten jetzt.de-Sonntagsfrage ist das Ergebnis der Sozialdemokraten jedenfalls deutlich schlechter als die offiziellen Wahlprognosen der Forschungsinstitute ohnehin voraussagen. Nur knapp 14 Prozent der jetzt.de-Nutzer halten der SPD in schlechten Zeiten die Treue. Wie lässt sich das Imagetief der SPD erklären? Ist die Partei etwa nicht mehr liebenswert? Und: Ist es gerechtfertigt, dass sich selbst parteinahe Medien von der SPD abwenden? Neben Abgesängen dürfen in den Kommentaren auch Liebeserklärungen an die SPD verewigt werden. Alles zur Bundestagswahl gibt es unter jetzt.de/wahl09

Text: andreas-glas - Foto: dpa

  • teilen
  • schließen