Sich über die Blödheit anderer Leute lustig zu machen, ist eine der niederen Humorformen, gleichzeitig aber eine der erfolgreichsten und breitenwirksamsten, was ein Blick ins Fernsehprogramm bestätigen wird.
Das Video „People Watching“ des Multimedia-Künstlers Rune Madsen weckt ebensolche Impulse. Da zwängen sich erwachsene Menschen durch enge Schneisen, sie stehen, stauen sich, und strömen, ohne den Sinn, der offensichtlich unnötigen Absperrungen zu hinterfragen. Saublöd, denkt man.
Doch gleich danach keimt in einem selbst das leicht verstörende Gefühl auf, den eigenen Alltag nur noch in Form von Symbolen wahrzunehmen. Grün ist gehen, rot ist stehen, der Pfeil sagt vorwärts, das Schild dort Stopp, hier geht’s nicht durch, dort den Abstand wahren und hier auf die Lücke achten, da aussteigen, dort einsteigen, links gehen, rechts stehen. Unsere Fortbewegung im Alltag ist längst automatisiert, wir müssen nicht mehr selbst denken, sondern nur noch Botschaften lesen und den Anweisungen folgen. Über den Sinn von Regeln nachdenken, ist nicht effizient. Es kostet Zeit und Energie.
Lustig ist das alles trotzdem – aber auch ein bisschen traurig.
People Watching Plus