Ojeoje, wo rutscht das hin?

"Wo willst Du hin?/ Denn es macht jetzt keinen Sinn/ fortzugehen" knödelt Xavier Naidoo mit alberner Wollmütze auf dem Schädel in eindrucksvoll gewollt-unachtsam drapierter Schwarz-Weiß-Kulisse. Für diesen an den Haaren herbeigezogenen Reim verdient er schon Schelte, aber es kommt ja noch doller. In irgendeinem Interview hat er stolz erzählt, das sei das erste Lied, in dem er über eine Beziehung singt. Jedes "Du" war ja vorher immer Gott. Aber die plötzliche Weltlichkeit hätte ich ohne sein Statement nicht bemerkt, da gibt es eine Kulisse, ein gerastertes Fenster mit irgendwie beschmierten oder bemalten Scheiben. Erinnert doch stark an ein Kirchenfenster, zudem Naidoo davorsteht und das offensichtlich in allen Auch-nur-entfernt-Rap-Videos obligatorische Hand-Rum-Gewerfe zelebriert. Und dabei bei der Textzeile "such Dich Nord, Ost, Süd und West" eben mit den Händen ein Kreuz schlägt - und das ist kein Zufall, das erzählt mir keiner, der in Geographie halbwegs fit ist. Dann schlüge er nämlich einen Kreis.

Dann hat er noch Esther Schweins verpflichten können, die Rolle der Nicht-mehr-Partnerin zu spielen, Steffen Wink gibt den Nebenbuhler, da waren in der Nachbarhalle wohl grade Filmdreharbeiten, was ein Glück. Aber was soll mir das jetzt sagen? Mir wahrscheinlich sowieso nicht, es gibt genug Vierzehnjährige, die diese "Ballade" anrührend finden, ohne auch nur den Text zu verstehen, und die das x-te pseudo-ästhetische S/W-Video mit Emotions-Zeitlupen dazu bringen wird, die Platte zu kaufen.