Die Faszination der Musik
Die Faszination der Musik
Langsam lässt sich Reinhard Wimmer, in einen seiner Kinosessel nieder. Bei schummrigen Licht und dem leichten Geruch von Alkohol, kaltem Schweiss und Putzmittel in der Luft der vergangen Party blickt er hoch zur Kamera der Passauer Studenten. Die gerade für die Universität einen kleinen Clip drehen. „Unsterblich Bayrische Clubkultur“ mir diesen Worten beschreibt Er den Club mitten im Niederbayrischen nirgendwo. Seinen Club, den Club Bogaloo.
Spinning Wheel Records, ein Label und Dj-Team bestehend aus Markus Hacker und Reinhard Wimmer die 1995 zueinander fanden und die Große Leibe zur Musik und Vinyl teilten. „Reini“, der getrieben von der Acid-Jazz Welle, die gerade aus London herüber schwappte und der suche nach raren Jazz- und Funk-Platten war, entschloss er sich sein Wohnzimmer zu einem kleinen Plattenladen umfunktionierte der jeder Sonntag an Besuchern gewann und so zu einem Insider Tip wurde. Schnell wurde Ihm klar, da muss etwas anderes her.
Da war er dann auf einmal, der Plattenladen am Bahnhof, der „Spinning Wheel Record store“, der 1997 seine Pforten für die Aussenwelt öffnete.
Seit Beginn war dies Anlaufpunkt für Musikfanatiker in ganz Pfarrkirchen und Umkreis. Was hier im Vordergrund stand war mehr die Leidenschaft zur Musik als der Große Profit.
„ Der Boden war schief, die Bar verstaubt, die Location war Perfekt“
Auch die Freude, andere mit der Musik zu begeistern war ohnehin ein Ausschlaggebender Punkt 1997 einer Veranstaltung in Pfarrkirchen zu organisieren.
Somit fand die erst „Spinning Wheel Party“ im alten Pornokino statt. „Der Boden war schief, die Bar verstaubt, die Location war Perfekt“. Mit den Klängen von Jazzanova, BTO Spider und der DJ-combo selbst begeisterten sie.
Eine Veranstaltungsreihe entstand und wurde schnell zum Geheimtip der ganzen Region.
1998 war es dann soweit. Reinhard Wimmer startete mit seinem langjährigen Freund Josef Wiesmeier den „Club Bogaloo“ in dieser Überzeugenden Location.
Aber warum eigentlich der Name Bogaloo? „Nach dem durchstöbern von Lexikas und Bücher über Monaten und dem Wunsch etwas rollendes zu finden, etwas einfaches, rundes und doch nicht zu Kitschig entstand irgendwann der Name, wird jedoch in 70 Prozent falsch geschrieben dafür bleibt er jedem im Gedächtnis“
Was sich früher als Domizil für Namhafte DJ´s zeigte, bekam 2004 Zuwachs zahlreicher Live-Acts. Etwas das zu dieser Zeit jedem im Gedächtnis blieb war das Konzert von „Deichkind“ 2005, die mit Hüpfburg und Flagge die Zuschauer regelrecht überforderten.
Gegliedert ist der Club in zwei Floors. Dem Saal mit einer ordentlichen Bühne, indem unter anderem auch die Konzerte stattfinden und dem Wohnzimmer, gehalten in Rot-Schwarz,dass durch seine verhauten Ledersitze, den Kinosesseln und der Spärlichen Beleuchtung bis heute eine Art Puff-Atmosphäre verbreitet. Eine Besonderheit ist auch der Backstagebereich, der sich keine drei Meter hinter der Bühne befindet. Statt einer Gemütlichen Couch zeichnet sich dieser durch acht noch gemütlichere Stockbetten und einer langen Tafel in der Mitte aus. Viele Bands übernachten hier und geniessen es selbst nach dem Konzert mit der Meute noch zu feiern. „Die Ausgelassene Stimmung der Künstler, die unversnobtheit der Gäste und die Qualität der Musik verpassen dem Club einen ganz besonderen Flair“.
Für viele Bands, die sich schon damals auf dem Aufsteigendem Ast befanden gab es kein drum herum, hier zu gastieren, so spielten Bands wie „La Brass Banda“, „Parov Stelar“ oder „Sportfreunde Stiller“ innerhalb dieser vier Wände.
Reinhard Wimmer wollte vor allem auch eine Alternative zu Landdiscos und Großraumdisen bieten. Dadurch erlangte das Bogaloo auch relativ schnell „Kultstatus“ als Plattform Alternativer Musik.
Gegen Acht Uhr Abends ist auch meistens schon David Kalina Backstage anzutreffen, der Mitarbeiter des Clubs bereitet alles für einen reibungslosen und pünktlichen Start vor. Vom versorgen der Bands bis zum Auffüllen der Bar kann man Ihm auch beim schneiden von einigen Kisten Limeten zusehen. Um neun Uhr ist es soweit, der ersehnte Einlass schon wartender Gäste. David ist nun Hinter der Bar und leidenschaftlicher Barkeeper.
Man merkt recht schnell, dass jeder hier gerne für den „Club“ arbeitet und sich hinter dem Stress des einzelnen einen gewisse Einstellung zur Musik und die Abneigung zu Mainstream befindet. Auch „Reini“ ist hier wieder anzutreffen. Der Bogaloo-Head legt auch gerne selbst Hand an wenn es mal eng wird.
„Der Fokus hier liegt auf Natürlichkeit und der Vermittlung von Emotionen.“
Zum festen Bestandteil seit nun schon mehreren Jahren gehört auch der Fotograf Sebastian Hoffmann. Auch hier wird wieder Wertgelegt auf Qualität und sich selbst treu zu bleiben. Fotos von von Gästen in Lachhafen Posen und Alkoholgefärbten Gesichtern wird man hier nicht finden. Allein Bands, Künstler und DJ´s werden hier abgelichtet, sowohl „Backstage“ also auch „on stage“ der Fokus hier liegt auf Natürlichkeit und der Vermittlung von Emotionen. Nicht nur auf Sozialnetwork Portalen sind die Bilder vertreten, sie finden auch anklang der Gastierenden Künstler die diese mit einem lustig, erfolgreichen Abend und jede Menge Spaß verbinden.
Auch trifft man hier immer wieder Gesichter die seit der Entstehung dabei sind, sei es Oli Pütz von den HipHopSnacks eine DJ-Combo oder Reinhard Wimmer selbst der sich immer wieder hinter die Turntables schmeisst.
Markus Kavka, der ehemalige MTV Moderator und DJ kennt dieses Musikmekka nur zu gut. Mit zahlreichen Auftritten verbindet er es auch immer mit ein Stück Heimat auf dem Land.
Das „Office“ befindet sich auch im Club. Von dort werden die Bands gebookt, Plakate beklebt und Telefonate geführt. An der Wand zwei große Schilder von „Spinning Wheel Records“ und jeder Menge klein Kram der sich die Jahre über so angesammelt hat. Somit immer vor Augen, dass das alles eigentlich nur aus Leidenschaft zur Musik entstanden ist.
Um fünf Uhr morgens ist Schluss. Die Musik hört auf, die Gäste werden in den Morgendlichen Alltag entlassen und der Türsteher greift zum Besen. Nach Gemeinschaftlichen Aufräumen findet sich das Team auf den Kinosesseln im Wohnzimmer wieder. „Eine Feierabend halbe oder ein Cola ist hier an der Tagesordnung“, bevor jeder seinen Heimweg antritt. Für „Reini“ endet der Tag nun auch. Mit Mantel, Schal und Flatcap bekleidet schliesst er die Tür hinter sich zu und fährt zu seinem Wohlverdienten Schlaf.