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Arthur Schopenhauer

Text: Chuzpe91
* 22. Februar 1788 in Danzig; † 21. September 1860 in Frankfurt am Main





Schopenhauer war ein bedeutender Schüler Kants und vertrat als einer der ersten Philosophen des 19. Jahrhunderts die Überzeugung, dass der Welt ein unvernünftiges Prinzip zugrundeliege.



Schopenhauer vertrat, ähnlich wie George Berkeley, die Auffassung, dass sich die Frage nach einer von ihrer Wahrnehmung unabhängig gegebenen Außenwelt nicht stelle. Er argumentiert bezüglich der Existenz einer Außenwelt sowohl gegen den Dogmatismus, der seiner Darstellung nach in Realismus und Idealismus zerfällt, als auch gegen skeptizistische Argumente, da sich die Welt dem Subjekt gegenüber ohnehin nur als Vorstellung zeige − die jedoch nicht als Imagination zu verstehen ist − und als unser einziger subjektiver Zugang zur objektiven Welt beachtet werden solle. Gegen den philosophischen Skeptizismus bringt er vor, jener bedürfe eher einer „Therapie“ oder „Kur“ als einer ernsthaften Diskussion. Nach seiner Konzeption ist uns als Subjekt also die objektive Welt immer nur im Modus der Vorstellung gegeben, d.h. dass Objekte nur als eine Seite der vorstellenden Relation von Subjekt und Objekt ihre Existenz besitzen. Trotzdem kommt bei Schopenhauer der Welt eine Wirklichkeit zu, die über die der Vorstellung hinausgeht und sich nicht dem menschlichen Zugang entzieht. Die Welt erschöpft sich nicht in ihrer Vorstellung. Insofern kann also nicht behauptet werden, dass die Welt nach Schopenhauer lediglich als Erscheinung Existenz besitze oder nicht mehr als eine Imagination des menschlichen Bewusstseins sei. Wesentlich in der Terminologie Schopenhauers ist vielmehr die Unterscheidung zwischen der in Subjekt und Objekt zerfallenden Vorstellung und bloßer Imagination oder Fantasie, die damit nicht in Verbindung steht.



Schopenhauer widersprach der Überzeugung Kants, dass das „Ding an sich“ jenseits aller Erfahrung liege und deshalb nicht erkannt werden könne. Kants Ding an sich war für ihn zwar auch unerkennbar (wir sehen immer nur das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen), jedoch nicht unerfahrbar. Durch eine Selbstbeobachtung unserer Person können wir uns dessen gewiss werden, was wir letzten Endes sind: Wir erfahren in uns den Willen, er ist das Ding an sich. Dieser sei nicht nur die Triebfeder allen Handelns von Mensch und Tier, sondern auch die selbst grundlose Ursache hinter den Naturgesetzen, z.B. den physikalischen Gesetzen. Die Welt sei letztlich blinder, vernunftloser Wille (vgl. Triebtheorie). Schopenhauer ist der klassische Philosoph und Hauptvertreter des metaphysischen Voluntarismus.



Doch die Welt ist nicht nur Wille, sondern erscheint auch als Vorstellung. Sie ist die durch Raum und Zeit sowie Kausalität, die den a priori gegebenen Erkenntnismodus von uns Verstandeswesen bilden, individuierte und verknüpfte Erscheinung des einen Willens. Die Welt ist meine Vorstellung ist der erste Hauptsatz seiner Philosophie. Was uns als Welt erscheine, sei nur für uns, nicht an sich. Es gibt für Schopenhauer nichts Beobachtetes ohne Beobachter, kein Objekt ohne ein Subjekt. Die Welt, als Vorstellung betrachtet, zerfalle in Subjekte und Objekte, die sowohl untrennbar als auch radikal voneinander verschieden, jedoch letzten Endes beide nur Erscheinungen des Willens seien. Dieser ist nach Schopenhauer das Wesen der Welt, das sich, in Subjekt und Objekt erscheinend, gleichsam selbst betrachtet.







In der Ethik vertritt Schopenhauer im Unterschied zu Kant eine Mitleidsethik. Der einzige Grund, uneigennützig zu handeln, ist nach ihm die Erkenntnis des Eigenen im Anderen – das ist Mitleid. So bemerke der vom blinden Willen getriebene Mensch, dass in allen anderen Lebewesen derselbe blinde Wille haust und sie ebenso leiden lässt wie ihn. Durch das Mitleid wird der Egoismus überwunden, der Mensch identifiziert sich mit dem Anderen durch die Einsicht in das Leiden der Welt.



Es folgt hieraus ein im Vergleich zu Kant radikal anderer „Imperativ“.



„Neminem laede, immo omnes, quantum potes, iuva. [Verletze niemanden, vielmehr hilf allen, soweit du kannst]“



– Schopenhauer: das Prinzip aller Moral



Schopenhauer schließt in seine Ethik eindeutig den Schutz der Tiere ein (Tierschutz).



„Mitleid mit den Tieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, daß man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Tiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein.“



– Schopenhauer


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