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“Verlieb dich bitte nicht in mich.“

Text: schreiberin
“Verlieb dich bitte nicht in mich.“



Der wohl dümmste Satz den ich in letzter Zeit – zu allem Überfluss auch noch mehrmals – gehört habe. In der Regel vor/nach dem Sex oder bei anderen ungünstigen Gelegenheiten, wie zum Beispiel im Aufzug.



Liebe Männer, was bitte wollt ihr mit diesem Satz eigentlich bewirken?



Zu aller erst einmal: Man verliebt sich nie, aber auch wirklich nie, mit Absicht. Wäre das nämlich der Fall, dann gäbe es so gut wie keinen Liebeskummer oder sonstige Herz-Schmerz-Probleme. Man könnte sich ganz objektiv und erwachsen zusammen setzen und überlegen, ob es Sinn machen würde, sich in den/die jeweilige(n) Gegenüber zu verlieben.



Wäre praktisch, das gebe ich zu. Aber so ist das nicht.

Verlieben das ist etwas, das passiert. Bei den einen schneller, bei anderen langsamer, bei manchen nie. Manchmal schleicht es sich langsam an, das andere mal springt es dir mitten ins Gesicht. Verliebtheit kann in unterschiedlichen Dimensionen und Formen auftreten.

Aber es ist niemals planbar.



Ich war in meinem Leben schon oft verliebt. Ich war es glücklich, ich war es unglücklich, ich war es lang und ich war es kurz. Natürlich habe ich mir in manchen Situationen gewünscht ich könnte es steuern, dieses schöne, aufregende aber auch unglaublich schmerzvolle Gefühl. Gelungen ist es mir allerdings nie. Ich war sterbensunglücklich in Männer verliebt, die es nicht Wert waren, und habe gekämpft um es nicht mehr zu sein. Ich habe aber auch genauso verzweifelt versucht mich in Personen zu verlieben, die vielleicht genau das richtige für mich wären. Weder das eine noch das andere hat geklappt.



So ist das nun mal. Leider und Gott sei Dank.

Leider weil es weh tun kann, weil es die Hölle ist, wenn man Nächte nicht schlafen kann, weil es einem vor lauter verzweifelter Verliebtheit den Magen zusammenzieht und man glaubt durchzudrehen, weil es einfach keinen Sinn macht und keine Erfüllung findet.

Gott sei Dank, weil es so unglaublich schön und aufregend ist.



Nichts auf der Welt ist so wunderbar und furchtbar zugleich.

Nichts auf der Welt ist so unberechenbar.



Wenn ich also nach einer durchfeierten Nacht neben einem Mann aufwache, was soll ich dann mit so einem Satz anfangen? Wenn ich noch nicht ganz wach und Restalkohol im Blut Kaffee mit ihm trinke, dann denke ich an vieles, aber bestimmt nicht daran, ob ich jetzt Lust habe, mich in ihn zu verlieben oder lieber nicht. Ich möchte solche Momente leben und genießen, ich möchte es schön finden, wenn es eben gerade schön ist und ich habe keine Lust mir immer innerlich vorzusagen: Verlieb dich nicht, Verlieb dich nicht.



Was soll dieser Satz? Woher will er denn wissen, ob er sich nicht ganz aus Versehen in mich verliebt? Solls ja auch geben. Und dann kann ich sagen, „tja mein Guter, dafür ist es nun zu spät, du hast mir ja bereits nach unserer ersten Nacht gesagt, ich soll mich nicht in dich verlieben.“



Natürlich darf man ehrlich sein.

Wenn man merkt, dass sich nach einer gewissen Zeit etwas entwickelt oder eben auch nicht, dann kann man das auch ganz direkt besprechen. Das ist aber bitte nach einer Woche oder nach einem Monat, nicht am nächsten oder übernächsten Morgen.



Wenn ich es könnte, würde ich mich aus Trotz in all die Männer verlieben, die mir schon diesen saublöden Satz hingeknallt haben. Kann ich aber nicht. Leider und Gott sei Dank.

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