Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.
mein Leben in 10 Jahren (jetzt noch 4)
Jetzt hab ich einen alten Text gefunden, Mai 2003 war das...
Wie er plötzlich hinter mir steht und auf mein Blatt starrt! Es nervt mich unbeschreiblich wenn mir jemand über die Schulter schaut wenn ich schreibe, zeichne, oder was auch immer.
Kann ich das gleich mitnehmen?
Es gibt Momente, wo man jemandem am liebsten an die Gurgel springen würde, auch wenn es der Religionslehrer ist, den man im Grunde nicht mal so ungern mag.
Aber wie er sich herunterbeugt und die Hand nach meinem Blatt ausstreckt sehe ich mich gezwungen es bis aufs Blut zu verteidigen.
Schließlich ist es meine Zukunft, die ich da (so schnell wie möglich natürlich, wie immer in der Schule!) auf ein Blatt Papier bringen soll.
Dein Leben in 10 Jahren. Was sich so banal anhört stellt sich ziemlich schnell als Gretchenfrage heraus.
Woher zum Teufel soll ich wissen, wie ich in 10 Jahren sein werde, wer ich sein, was ich machen werde???
Keine Ahnung, und als wäre das nicht schlimm genug, muss ich es auch noch zeichnen. Nach einer halben Stunde vor einem leeren Blatt habe ich rein gar nichts zustande gebracht. Das Einzige, wozu ich gekommen bin, ist die Einsicht, dass meine Zukunft hinter einem dicken Schleier liegt. Ich könnte ein verschlossenes Fenster zeichnen, das wäre zumindest originell... Aber es sollte nicht SO originell sein, dass mein nächster Gang der zum Schulpsychologen ist.
Verflucht, langsam werde ich nervös, um mich herum höre ich Bleistifte und Kugelschreiber auf Papier kratzen, jemand radiert,... wenn ich nur etwas hätte, das ich radieren könnte!
Aber das einzige, was mir einfällt, ist, dass ich morgen einen Termin beim Friseur habe. Das war wohl nicht gemeint, schätze ich.
Ein Blick in die Runde, und ich bin informiert über die Träume meiner näheren Sitzplatzumgebung: riesige Bürotürme (die einem selbstverständlich gehören), Motorboote, ein Haus im Grünen, Familie, Kinder, eine Garage voller Autos, eine Pizzafabrik, schöne Frauen bzw. Männer...
Bin ich unfähig oder was ist los mit mir?
Ich weiß zwar, was ich nach der Schule machen werde, ich habe mich fürs Studieren entschieden (Wirtschaftsrecht)... Seltsam was für Abgründe so ein leeres Blatt öffnen kann. Plötzlich wird mir klar, wie wenig ich mir meine Zukunft vorstellen kann, wie wenig ich über mich selbst nachdenke.
Ich wiederstehe der Versuchung irgendein Designerobjekt aus Gold zu zeichnen... Ich will ja gar nicht mehr Goldschmiedin werden! Wenn ich ehrlich zu mir selbst wäre, würde ich wohl zugeben müssen, dass mir das bestimmt nicht umsonst als Erstes zu Thema Zukunft einfällt... Aber um ehrlich zu sein ist jetzt nicht der Moment. Zumal er schon wieder hinter mir steht und auf mein Blatt starrt, das noch immer bemitleidenswert leer ist.
Immerhin bin ich bis zu einem Strichmännchen, besser gesagt weibchen gekommen, das bin ich, in der Mitte, und im Moment ziemlich allein.
Schnell zeichne ich ein Haus daneben mit zwei Balkonen, und darüber zwei Fenstern, genaugenommen sieht es schrecklich aus! Schnell ein spitzes Dach (damit es nicht durchregnet!), ein paar Bäume, eine Hängematte, ein Gartenteich.
Wirklich weitergekommen bin ich noch nicht. Wie frustrierend.
Kinder hast du keine? Meine Freundin Miss Klischee (wenn man auf sie hört, bekommt man vom Joggen dicke Schenkel, von Cola Cellulitis, vom Hanteltraining schrumpft der Busen, Makeup trocknet die Haut aus und vom Stylingschaum bekommt man Doppelspitzen).
Soll sich nicht in meine Zukunft einmischen. Und: Nein bis jetzt hab ich noch keine Kinder. Aber vielleicht hab ich in ein paar Sekunden schon welche. Obwohl ich eigentlich nicht sicher bin, ob ich in 10 Jahren schon Kinder haben werde...
Einen Strichmann habe ich jedenfalls schon neben mich gezeichnet. Vielleicht heiraten wir bald, dann sehe ich mich, im weißen Kleid, in meinem Peugeot 206 cc (den ich bezeichnenderweise noch vor meinem Strich- Mann gezeichnet habe...) Gott, bin ich oberflächlich!
Am Ende der Stunde habe ich mein Bild um den Eiffelturm und eine Insel ergänzt, aber es fühlt sich immer noch nicht so richtig nach meiner Zukunft an.
Ich im Mai 2013...
Er greift wieder nach meiner Zeichnung, aber ich bin schneller und schiebe es unter meine Mappe. Nächstes Mal.
Wie er plötzlich hinter mir steht und auf mein Blatt starrt! Es nervt mich unbeschreiblich wenn mir jemand über die Schulter schaut wenn ich schreibe, zeichne, oder was auch immer.
Kann ich das gleich mitnehmen?
Es gibt Momente, wo man jemandem am liebsten an die Gurgel springen würde, auch wenn es der Religionslehrer ist, den man im Grunde nicht mal so ungern mag.
Aber wie er sich herunterbeugt und die Hand nach meinem Blatt ausstreckt sehe ich mich gezwungen es bis aufs Blut zu verteidigen.
Schließlich ist es meine Zukunft, die ich da (so schnell wie möglich natürlich, wie immer in der Schule!) auf ein Blatt Papier bringen soll.
Dein Leben in 10 Jahren. Was sich so banal anhört stellt sich ziemlich schnell als Gretchenfrage heraus.
Woher zum Teufel soll ich wissen, wie ich in 10 Jahren sein werde, wer ich sein, was ich machen werde???
Keine Ahnung, und als wäre das nicht schlimm genug, muss ich es auch noch zeichnen. Nach einer halben Stunde vor einem leeren Blatt habe ich rein gar nichts zustande gebracht. Das Einzige, wozu ich gekommen bin, ist die Einsicht, dass meine Zukunft hinter einem dicken Schleier liegt. Ich könnte ein verschlossenes Fenster zeichnen, das wäre zumindest originell... Aber es sollte nicht SO originell sein, dass mein nächster Gang der zum Schulpsychologen ist.
Verflucht, langsam werde ich nervös, um mich herum höre ich Bleistifte und Kugelschreiber auf Papier kratzen, jemand radiert,... wenn ich nur etwas hätte, das ich radieren könnte!
Aber das einzige, was mir einfällt, ist, dass ich morgen einen Termin beim Friseur habe. Das war wohl nicht gemeint, schätze ich.
Ein Blick in die Runde, und ich bin informiert über die Träume meiner näheren Sitzplatzumgebung: riesige Bürotürme (die einem selbstverständlich gehören), Motorboote, ein Haus im Grünen, Familie, Kinder, eine Garage voller Autos, eine Pizzafabrik, schöne Frauen bzw. Männer...
Bin ich unfähig oder was ist los mit mir?
Ich weiß zwar, was ich nach der Schule machen werde, ich habe mich fürs Studieren entschieden (Wirtschaftsrecht)... Seltsam was für Abgründe so ein leeres Blatt öffnen kann. Plötzlich wird mir klar, wie wenig ich mir meine Zukunft vorstellen kann, wie wenig ich über mich selbst nachdenke.
Ich wiederstehe der Versuchung irgendein Designerobjekt aus Gold zu zeichnen... Ich will ja gar nicht mehr Goldschmiedin werden! Wenn ich ehrlich zu mir selbst wäre, würde ich wohl zugeben müssen, dass mir das bestimmt nicht umsonst als Erstes zu Thema Zukunft einfällt... Aber um ehrlich zu sein ist jetzt nicht der Moment. Zumal er schon wieder hinter mir steht und auf mein Blatt starrt, das noch immer bemitleidenswert leer ist.
Immerhin bin ich bis zu einem Strichmännchen, besser gesagt weibchen gekommen, das bin ich, in der Mitte, und im Moment ziemlich allein.
Schnell zeichne ich ein Haus daneben mit zwei Balkonen, und darüber zwei Fenstern, genaugenommen sieht es schrecklich aus! Schnell ein spitzes Dach (damit es nicht durchregnet!), ein paar Bäume, eine Hängematte, ein Gartenteich.
Wirklich weitergekommen bin ich noch nicht. Wie frustrierend.
Kinder hast du keine? Meine Freundin Miss Klischee (wenn man auf sie hört, bekommt man vom Joggen dicke Schenkel, von Cola Cellulitis, vom Hanteltraining schrumpft der Busen, Makeup trocknet die Haut aus und vom Stylingschaum bekommt man Doppelspitzen).
Soll sich nicht in meine Zukunft einmischen. Und: Nein bis jetzt hab ich noch keine Kinder. Aber vielleicht hab ich in ein paar Sekunden schon welche. Obwohl ich eigentlich nicht sicher bin, ob ich in 10 Jahren schon Kinder haben werde...
Einen Strichmann habe ich jedenfalls schon neben mich gezeichnet. Vielleicht heiraten wir bald, dann sehe ich mich, im weißen Kleid, in meinem Peugeot 206 cc (den ich bezeichnenderweise noch vor meinem Strich- Mann gezeichnet habe...) Gott, bin ich oberflächlich!
Am Ende der Stunde habe ich mein Bild um den Eiffelturm und eine Insel ergänzt, aber es fühlt sich immer noch nicht so richtig nach meiner Zukunft an.
Ich im Mai 2013...
Er greift wieder nach meiner Zeichnung, aber ich bin schneller und schiebe es unter meine Mappe. Nächstes Mal.