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Diagnostik im Serolabor [Zusammenfassung]
Antikörper
Das Immunsystem bildet Antikörper, wenn
natürliche (z.B. bakterielle, virale usw.)
künstliche (z.B. Impfstoffe) oder
körpereigene (z.B. Autoimmunkrankheiten) Makromoleküle als fremd erkannt und im weiteren als Antigen behandelt werden.
Synthese und Sekretion der Antikörper werden durch die Zellen des Immunsystems rguliert (Makrophagen, B-Lymphozyten, T-Lymphozyten).
Über komplizierte feed-back-Mechanismen entstehen Antikörperpopulationen einer bestimmten
Spezifität (definiert durch die antigenen Epitope der als fremd erkannten Makromoleküle)
Affinität (Maß für die Intensität der Reaktion des Antikörpers mit dem Antigen)
Immunglobulinklasse (definiert nach Anzahl und Struktur der Untereinheiten des Ig-Moleküls als IgG, IgM, IgA, IgE, IgD)
Lokalisation (Serumantikörper, Schleimhautantikörper)
Antigen-Antikörper-Reaktion und serologische Testverfahren
Jedes Verfahren der Serodiagnostik beinhaltet die quantitative Erfassung ("Sichtbarmachung") und Quantifizierung einer Antigen-Antikörper-Reaktion.
Dabei reagiert der im Patientenserum gesuchte Antikörper mit dem im Test eingesetzten bekannten diagnostischen Antigen.
Entsprechend den physikochemischen Abläufen jeder Antigen-Antikörper- Reaktion (Ag-Ak-Reaktion) unterscheidet man serodiagnostische Verfahren grundlegend in
primäre Tests (Prototypen diser Tests sind die sog. "binding-assays" (Radioimmunassay, RAI und Enzymimmunassay, EIA, ELISA)
sekundäre Tests (Präziptations-Reaktionen, Agglutinierende Antikörper, neutralisierende Antikörper, hämagglutinationshemmende Antikörper, komplementbindende Antikörper)
Die indirekte Immun-Fluoreszenztechnik (IFT) nimmt eine Zwischenstellung ein
Wichtiger Hinweis:
Die Serodiagnostik von Infektionen erfordert häufig die Durchführung mehrerer serologischer Verfahren unterschiedlicher Testprinzipien.
Unterschiedliche Testprinzipien (primär/sekundär) und unterschiedliche Testmethoden können am selben Patientenserum zu abweichenden Resultaten führen.
Überblick über serologische Testverfahren
Agglutinationsreaktionen (Nachweis agglutinierender Antikörper, Widal-Test)
Enzym-Immunoassay (EIA), Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA)
Hämagglutinations-Hemmtest (HHT)
Immunoblot (Western-Blot)
Indirekte Hämagglutination (Passive Hämagglutination)
Indirekte Immunfluoreszenz Technik (IFT) (indirekte Fluoreszenz Antikörpertechnik, IFAT)
Kompementbindungsreaktion (KBR)
Lysis-Reaktionen
Neutralisations-Reaktionen (Virusneutralisation: NT; Toxin-Neutralisationstests)
Präzipitations- und Flockungsreaktionen
Radioimmunassay (RIA)
Agglutinationsreaktionen (Nachweis agglutinierender Antikörper, Widal-Test)
Prinzip
Agglutination von Erregern (Bakterien, Parasiten) durch Serumantikörper
Nachweis von Antigen-Antikörperkomplexen (Agglutinate) visuell mit bloßem Auge oder mikroskopisch
Ergebnisangabe in Titerstufen
Anwendung/wichtigste Indikationen
Nachweis von Serumantikörpern gegen Antigene von Salmonellen
Yersinia enterocolitica, Yersinia pseudotuberculosis
Listeria monozytogenes, Francisella tularensis
Brucella abortus ("Langsam-Agglutination")
Leptospirose (Mikroagglutination)
Toxoplasmose
Rickettsiosen
Charakteristika/wichtige Testparameter
relativ unempfindliches verfahren (Nachweisgrenze um den Faktor 1000 niedriger als ELISA/RIA
geringe Störanfälligkeit
Testdauer 1 Stunde (Objektträgeragglutination); 18 - 24 Stunden (Röhrchen-Agglutination)
Interpretation
Hohe Einzeltiter geben Hinweis auf infektion
aufgrund von Kreuzreaktionen wegen der Verwendung von korpuskulärer Gesamtzellantigene jedoch Nachweis einer Serokonversion (Titer-Anstieg um 2 Stufen innerhalb von 7 - 14 Tagen) notwendig
Enzym-Immunoassay (EIA), Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA)
Prinzip
primärer Multi-Antikörper-Test
Heterogener Enzym-Immunassay, bei dem die gegen das zu bestimmende Antigen gerichteten spezifischen Antikörper (bzw. bei Antikörperbestimmung homologes Testantigen) an eine Trägersubstanz (z.B. Zellulose, Polystyrol) gebunden vorliegen.
An die nach Inkubation mit der Probe gebildeten Immunkomplexe lagern sich in einem nachfolgenden Schritt zugefügte, mit einem enzym markierte Antikörper an.
Durch Zugabe eines chromogenen Substrats zum Reaktionsansatz können die Immunkomplex-gebundenen Enzym-Substrat-Komplexe sichtbar gemacht bzw. die Antigenkonzentration in der Probe über eine photometrische Bestimmung der immunkomplex-gebundenen Markerenzyme durch Vergleich mit Standards bekannter Enzymaktivität ermittelt werden.
Indikationen/Anwendung
Anwendung bei nahezu allen Infektionskrankheiten möglich
abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Antigene
Testparameter
sehr hohe Empfindlichkeit
gute Standardisierbarkeit
hoher Automatisierungsgrad
Dauer der Durchführung i.d.R. 4 - 6 Stunden
stufenlose Messung
Angabe der Resultate in "ELISA"-Einheiten oder in Internationalen Einheiten (falls internationale Standardseren vorhanden sind z.B. Toxoplasmose, Röteln, Tetanus, Diphterie-Antitoxin))
Interpretation
hochpositive Messwerte sprechen für floride Infektion
dennoch ist im IgG-ELISA der Nachweis einer Serokonversion (signifikanter Anstieg) zu fordern
Nachweis von spezifischen Serum IgA oft beweisend für eine akute Infektion
Nachweis spezifischer IgM i.d.R. beweisend für akute Infektion (cave: Persistenz von IgM bei Toxoplasmose und Röteln)
Cave: falsch positive IgM-Befunde im indirekten ELISA durch Seren mit Rheumafaktor bei unzureichender Absorption
Hämagglutinations-Hemmtest (HHT)
Prinzip
Nachweis von Serumantikörpern, welche die hämagglutinierenden Eigenschaften verschiedener Virusarten unterdrücken
Ausbleiben einer Hämagglutination im virusspezifischen Testsystem bei Vorhandensein der gesuchten Antikörper im Patientenserum
Durchführung i.d.R. in Mikrotiterplatten
Indikationen/Anwendung
Serodiagnostik von Virusinfektionen, die durch hämagglutinierende Viren verursacht werden (z.B. Röteln, Masern, Influenza)
Testparameter
relativ störungsanfällige Tests
Aussagekraft im Hinblick auf bestehende Immunität/Schutz hoch
Angabe in Titern
Testdauer 2 - 3 Stunden
Interpretation
hohe Einzeltiter bei entsprechender klinischer Symptomatik können beweisend sein
i.d.R. Nachweis einer Serokonversion erforderlich
Immunoblot (Western-Blot)
Prinzip
Nachweis von erregerspezifischen Serumantikörpern durch Bindung an membrangebundene Erreger-Antigene und nachfolgende Sichtbarmachung mittels enzymmarkierten Anti-Human-Immunglobulins (Anti-IgG, Anti-IgM, Anti-IgA)
die Besonderheit jedes Immunoblots liegt in der Art und Menge der an die Membran gebundenen Antigene
typischerweise werden Erregerproteine in einer Polyacrylamid-Elektrophorese nach ihrem Molekulargewicht aufgetrennt und anschließend im Elektro-Blot-Verfahren auf nitrocellulose-Membranen übertragen
Indikationen/Anwendung
meist als Bestätigungs-Tests vorhergehender Suchtests (ELISA)
HIV-Serologie
Lyme-Borreliose
Yersiniose (Yersinia enterocolitica)
Testparameter
hohe Spezifität, weil antikörper gegen Einzelproteine erkannt werden können
Dauer der Durchführung 2 - 4 Stunden
Interpretation
entsprechend der Testart z.B. "Nachweis virusspezifischer Banden" i.d.R. mit beweisendem Charakter
Indirekte Hämagglutination (Passive Hämagglutination)
Prinzip
Bindung des diagnostischen Antigens an vorbehandelte oder nicht vorbehandelte Erythrozyten
Agglutination der Erythrozyten bei Hinzutreten des spezifischen Serumantikörpers
Durchführung in Mikrotiterplatten
Passive-Partikel-Agglutination:
Anstelle von Erythrozyten können auch andere Trägerpartike (z.B. Latex) zur Antigenbindung eingesetzt werden
Indikationen/Anwendung
bei zahlreichen Infektionen/Infektionskrankheiten
Lues-Diagnostik
Serodiagnostik der Candidiasis
Toxoplasmose-Diagnostik
Anwendung der passiven-Partikel-Agglutination z.B. als orientierender Schnelltest zur Prüfung des Immunstatus bei VZV (Varizella-Zoster-Virus) in der Schwangerschaft, Röteln, EBV (Epstein-Barr-Virus)
Testparameter
schnelle, einfache Durchführbarkeit, sofern antigenbeladene Erythrozyten als Reagens vorliegen
hohe Spezifität
hohe Sensitivität (ca. 100fach niedriger als ELISA, aber 10fach höher als KBR)
sichtbare Agglutination durch Hinzutreten der homologen Serumantikörper in wenigen Minuten
Interpretation
hohe Einzeltiter können für floride Infektion beweisend sein
Angabe in Titern
i.d.R. ist jedoch der Nachweis einer Serokonversion zu fordern
Indirekte Immunfluoreszenz Technik (IFT) (indirekte Fluoreszenz Antikörpertechnik, IFAT)
Prinzip
an das Antigen, das an eine Festphase (z.B. ganze Erreger, infizierte Zellen) gebunden ist, bindet sich der im Patientenserum gesuchte Antikörper
an den entstandenen Ag-Ak-Komplex bindet sich ein fluorochrommarkiertes (Fluorescin-Isothiocyanat) Anti-Human-IgG (-IgM, -IgA)
im Fluoeszenzmikroskop werden die Ag-Ak-Komplexe als fluoreszierende Strukturen an der Oberfläche der Zellen sichtbar
Indikationen/Anwendung
häufig angewendetes serodiagnostisches Verfahren
häufigste Indikationen in der Toxoplasmose-Diagnostik
Lues-Diagnostik
Lyme-Borreliose-Diagnostik
Bestätigungstest in der HIV-Diagnostik
Testparameter
schlechtere Reproduzierbarkeit durch subjektive Auswertung - je nach Testart - unspezifische fluoreszenz
schnelle Durchführbarkeit (1 - 2 Stunden)
Gefahr der Rheumafaktor-Interferenz bei IgM-Tests (vorherige Absorption bei IgM-Tests notwendig)
Interpretation
hohe Einzeltiter können für floride Infektion beweisend sein (z.B. Toxoplasmose), jedoch Serokonversion zu fordern
Angabe derergebnisse in Titern
Kompementbindungsreaktion (KBR)
Prinzip
Sekundärer Test
indirekter Antikörpernachweis, der sich die Änderung der Fc-Anteile von Antikörpern der Klassen IgG und IgM (nicht aber IgA!) zunutze macht, durch die in Gegenwart von Ca++ - und Mg++ - Ionen die Komplementkaskade aktiviert und Komplement verbraucht wird
Indikatorsystem (Schaferythrozyten und Antikörper gegen Schaferythrozyten vom Kaninchen) zeigt den Komplementverbrauch (und damit das Vorhandensein komplementbindender Serumantikörper) an
Indikationen/Anwendung
in der Vergangenheit universell eingesetztes Verfahren ("Wassermann"-Test bei Lues)
jetzt meist ergänzend eingesetzt bei ausgewählten Indikationen:
CMV-Infektion
Mykoplasma-Infektionen
Toxoplasmose
Poliomyelitis
Brucellose
Listeriose
Testparameter
gut standardisierbare Testbedingungen
gute Reproduzierbarkeit
Spezifität abhängig von derQualität der eingesetzten Antigene
keine differenzierung zwischen IgG- und IgM-Antwort
geringe Sensitivität (1000fach niedriger als ELISA, aber 5fach höhert als Agglutinationsreaktion/Widal)
Interpretation
hohe KBR-Titer i.d.R. beweisend für floride Infektion, z.B. der Zytomegalie oder einer Mykoplasmen-Pneumonie (wegen der relativ geringen Sensitivität der Methode)
i.d.R. Serokonversion zu fordern
nicht geeignet zur Frühdiagnostik
Lysis-Reaktionen
Prinzip
Messung der antikörperabhängigen Auflösung partikulärer Antigene unter Teilnahme von Kofaktoren, meist Komplement
Durchführung z.B. als komplementabhängige Bakteriolyse oder komplementabhängige Hämolyse
Indikationen/Anwendung
HIG (Hämolyse-in-Gel-Test): Nachweis von Röteln-Serumantikörpern der Klasse IgG
TPI (Treponema-Pallidum-Immobilisationstest): Antikörper von Lues-Patienten, die in Gegenwart von Komplement und Lysozym lebende Test-Treponemen (aus Kaninchenhoden) zunächst immobilisieren und dann auflösen
Testparameter
HIG: einfach durchzuführender, ergänzender Test in der Serodiagnostik der Röteln
TPI: aufwendig, Speziallaboratorien vorbehalten, in der Routinediagnostik überflüssig
Interpretation
positiv/negativ-Befundung zu bestehender Röteln-Immunität
Neutralisations-Reaktionen (Virusneutralisation: NT; Toxin-Neutralisationstests)
Prinzip
Antikörper im Patientenserum verhindern:
den zytopathischen Effekt eines Virus im antikörperfreien Milieu in der Zellkultur (Virus-Neutralisation, Neutralisationstest:NT)
den zytopathischen Effekt eines bakteriellen Toxins im antikörperfreien Milieu in der Zellkultur (Diphterie-NT)
die biologische Wirkung eines bakteriellen Toxins (z.B. Hämolyse, DNA-Abbau, Hyaluronsäure-Abbau) oder eines viralen Enzyms (z.B. neuraminidase der Influenzaviren)
andere Effekte (z.B. Sabin-Feldmann-Farbtest)
Indikationen/Anwendung
speziellen Fragestellungen vorbehalten (hoher methodischer Aufwand), z.B. Impfstoffprüfung, Polio-Immunität
Goldstandard beim Nachweis von Diphterie-Antitoxin (Feststellung einer Diphterie-Immunität)
Nachweis von Antikörpern, die die hämolysierenden Effekte von Streptolysin O von Streptokokken und des Staphylolysins von Staphylokokken hemmen im
AST (Antistreptolysin-Test)
STAL (Anti-Staphylolysin-Test)
Anti-DNAse, Anti-Hyaluronidase-Test
Neuraminidase-Hemmtest (Immunitätsprüfung nach Influenzaschutzimpfung)
Sabin-Feldmann-Test (SFT), von der WHO in IU/ml standardisierter IgG-spezifischer Test, beruht auf der durch Antikörper verhinderten Anfärbbarkeit von lebenden Toxoplasmen (mikroskopische Auswertung)
Testparameter
"golden Standard" für alle Untersuchungen zur Immunität/Immunitätslage (wegen ihrer hohen Spezifität und biologischen Aussage)
diagnostische Sensitivität jedoch nicht sehr groß
Toxin-Neutralisations-Tests sind spezifisch, sensitiv und mechanisierbar
Interpretation
Angabe in Titern oder Units sind i.d.R. nur bei deutlicher Titerbewegung/signifikantem Anstieg klinisch interpretierbar
Präzipitations- und Flockungsreaktionen
Prinzip
Nachweis von Serumantikörpern (Präzipitinen), die bei Hinzutreten des homologen Antigens lösliche Ag-Ak-Komplexe bilden
diese Komplexe (Präzipitate) werden sichtbar
im flüssigen Milieu (Röhrchenpräzipitation)
im Agarosegel als radiale Immundiffusion (Mancini-Technik)
zweidimensionale Agargel-Präzipitation (Ouchterlony-Technik)
Gegenstromelektrophorese
Immunelektrophorese (Grabar-Technik)
Cardiolipin-Flockungs-Reaktion (VDRL: Venereal Diseases Research Laboratory-Test):
In Gegenwart von gegen Lipoid-Antigen gerichteten Serumantikörpern (als Antigen dient Cardiolipin aus Rinderherzen) tritt eine Flockung des kristallinen Antigens auf (abgelesen mikroskopisch in der Mikrotiterplatte)
Indikationen/Anwendung
in der Serodianostik bei ausgewählten Fragestellungen
z.B. radiale Immundiffusion zum Nachweis von gegen Aspergillus gerichteten Präzipitinen
Cardiolipin-Flockungs-Reaktion:
einfacher Lues-Suchtest, hohe Sensitivität in der späten Infektionsphase
Testparameter
hohe Spezifität
relativ geringe Sensitivität (Mancini-, Ouchterlony-Technik)
Interpretation
geringe Titerhöhen
meist qualitativer Nachweis ausreichend
Radioimmunassay (RIA)
Prinzip
an das an eine feste Phase adsorbierte Antigen bindet sich zunächst der gesuchte Serumantikörper, anschließend Zugabe eines radioaktiv markierten Antigen-spezifischen Serums
das Ausmaß der noch bindenden Radioaktivität ist umgekehrt proportional zur Menge des gebundenen Serumantikörpers
Indikationen/Anwendung
wichtig in der Hepatitis-A- und -B- Serologie
durch ELISA weitgehend abgelöst
Testparameter
sehr hohe Sensitivität
Nachteil durch aufwendigen Umgang mit Isotopen
Interpretation
meist standardisierte Reagenzien (z.B. Hepatitis-B-Serologie)
Angabe in IE (Internationale Einheiten) mit Bezug zur Immunitätslage

Das Immunsystem bildet Antikörper, wenn
natürliche (z.B. bakterielle, virale usw.)
künstliche (z.B. Impfstoffe) oder
körpereigene (z.B. Autoimmunkrankheiten) Makromoleküle als fremd erkannt und im weiteren als Antigen behandelt werden.
Synthese und Sekretion der Antikörper werden durch die Zellen des Immunsystems rguliert (Makrophagen, B-Lymphozyten, T-Lymphozyten).
Über komplizierte feed-back-Mechanismen entstehen Antikörperpopulationen einer bestimmten
Spezifität (definiert durch die antigenen Epitope der als fremd erkannten Makromoleküle)
Affinität (Maß für die Intensität der Reaktion des Antikörpers mit dem Antigen)
Immunglobulinklasse (definiert nach Anzahl und Struktur der Untereinheiten des Ig-Moleküls als IgG, IgM, IgA, IgE, IgD)
Lokalisation (Serumantikörper, Schleimhautantikörper)
Antigen-Antikörper-Reaktion und serologische Testverfahren
Jedes Verfahren der Serodiagnostik beinhaltet die quantitative Erfassung ("Sichtbarmachung") und Quantifizierung einer Antigen-Antikörper-Reaktion.
Dabei reagiert der im Patientenserum gesuchte Antikörper mit dem im Test eingesetzten bekannten diagnostischen Antigen.
Entsprechend den physikochemischen Abläufen jeder Antigen-Antikörper- Reaktion (Ag-Ak-Reaktion) unterscheidet man serodiagnostische Verfahren grundlegend in
primäre Tests (Prototypen diser Tests sind die sog. "binding-assays" (Radioimmunassay, RAI und Enzymimmunassay, EIA, ELISA)
sekundäre Tests (Präziptations-Reaktionen, Agglutinierende Antikörper, neutralisierende Antikörper, hämagglutinationshemmende Antikörper, komplementbindende Antikörper)
Die indirekte Immun-Fluoreszenztechnik (IFT) nimmt eine Zwischenstellung ein
Wichtiger Hinweis:
Die Serodiagnostik von Infektionen erfordert häufig die Durchführung mehrerer serologischer Verfahren unterschiedlicher Testprinzipien.
Unterschiedliche Testprinzipien (primär/sekundär) und unterschiedliche Testmethoden können am selben Patientenserum zu abweichenden Resultaten führen.
Überblick über serologische Testverfahren
Agglutinationsreaktionen (Nachweis agglutinierender Antikörper, Widal-Test)
Enzym-Immunoassay (EIA), Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA)
Hämagglutinations-Hemmtest (HHT)
Immunoblot (Western-Blot)
Indirekte Hämagglutination (Passive Hämagglutination)
Indirekte Immunfluoreszenz Technik (IFT) (indirekte Fluoreszenz Antikörpertechnik, IFAT)
Kompementbindungsreaktion (KBR)
Lysis-Reaktionen
Neutralisations-Reaktionen (Virusneutralisation: NT; Toxin-Neutralisationstests)
Präzipitations- und Flockungsreaktionen
Radioimmunassay (RIA)
Agglutinationsreaktionen (Nachweis agglutinierender Antikörper, Widal-Test)
Prinzip
Agglutination von Erregern (Bakterien, Parasiten) durch Serumantikörper
Nachweis von Antigen-Antikörperkomplexen (Agglutinate) visuell mit bloßem Auge oder mikroskopisch
Ergebnisangabe in Titerstufen
Anwendung/wichtigste Indikationen
Nachweis von Serumantikörpern gegen Antigene von Salmonellen
Yersinia enterocolitica, Yersinia pseudotuberculosis
Listeria monozytogenes, Francisella tularensis
Brucella abortus ("Langsam-Agglutination")
Leptospirose (Mikroagglutination)
Toxoplasmose
Rickettsiosen
Charakteristika/wichtige Testparameter
relativ unempfindliches verfahren (Nachweisgrenze um den Faktor 1000 niedriger als ELISA/RIA
geringe Störanfälligkeit
Testdauer 1 Stunde (Objektträgeragglutination); 18 - 24 Stunden (Röhrchen-Agglutination)
Interpretation
Hohe Einzeltiter geben Hinweis auf infektion
aufgrund von Kreuzreaktionen wegen der Verwendung von korpuskulärer Gesamtzellantigene jedoch Nachweis einer Serokonversion (Titer-Anstieg um 2 Stufen innerhalb von 7 - 14 Tagen) notwendig
Enzym-Immunoassay (EIA), Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA)
Prinzip
primärer Multi-Antikörper-Test
Heterogener Enzym-Immunassay, bei dem die gegen das zu bestimmende Antigen gerichteten spezifischen Antikörper (bzw. bei Antikörperbestimmung homologes Testantigen) an eine Trägersubstanz (z.B. Zellulose, Polystyrol) gebunden vorliegen.
An die nach Inkubation mit der Probe gebildeten Immunkomplexe lagern sich in einem nachfolgenden Schritt zugefügte, mit einem enzym markierte Antikörper an.
Durch Zugabe eines chromogenen Substrats zum Reaktionsansatz können die Immunkomplex-gebundenen Enzym-Substrat-Komplexe sichtbar gemacht bzw. die Antigenkonzentration in der Probe über eine photometrische Bestimmung der immunkomplex-gebundenen Markerenzyme durch Vergleich mit Standards bekannter Enzymaktivität ermittelt werden.
Indikationen/Anwendung
Anwendung bei nahezu allen Infektionskrankheiten möglich
abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Antigene
Testparameter
sehr hohe Empfindlichkeit
gute Standardisierbarkeit
hoher Automatisierungsgrad
Dauer der Durchführung i.d.R. 4 - 6 Stunden
stufenlose Messung
Angabe der Resultate in "ELISA"-Einheiten oder in Internationalen Einheiten (falls internationale Standardseren vorhanden sind z.B. Toxoplasmose, Röteln, Tetanus, Diphterie-Antitoxin))
Interpretation
hochpositive Messwerte sprechen für floride Infektion
dennoch ist im IgG-ELISA der Nachweis einer Serokonversion (signifikanter Anstieg) zu fordern
Nachweis von spezifischen Serum IgA oft beweisend für eine akute Infektion
Nachweis spezifischer IgM i.d.R. beweisend für akute Infektion (cave: Persistenz von IgM bei Toxoplasmose und Röteln)
Cave: falsch positive IgM-Befunde im indirekten ELISA durch Seren mit Rheumafaktor bei unzureichender Absorption
Hämagglutinations-Hemmtest (HHT)
Prinzip
Nachweis von Serumantikörpern, welche die hämagglutinierenden Eigenschaften verschiedener Virusarten unterdrücken
Ausbleiben einer Hämagglutination im virusspezifischen Testsystem bei Vorhandensein der gesuchten Antikörper im Patientenserum
Durchführung i.d.R. in Mikrotiterplatten
Indikationen/Anwendung
Serodiagnostik von Virusinfektionen, die durch hämagglutinierende Viren verursacht werden (z.B. Röteln, Masern, Influenza)
Testparameter
relativ störungsanfällige Tests
Aussagekraft im Hinblick auf bestehende Immunität/Schutz hoch
Angabe in Titern
Testdauer 2 - 3 Stunden
Interpretation
hohe Einzeltiter bei entsprechender klinischer Symptomatik können beweisend sein
i.d.R. Nachweis einer Serokonversion erforderlich
Immunoblot (Western-Blot)
Prinzip
Nachweis von erregerspezifischen Serumantikörpern durch Bindung an membrangebundene Erreger-Antigene und nachfolgende Sichtbarmachung mittels enzymmarkierten Anti-Human-Immunglobulins (Anti-IgG, Anti-IgM, Anti-IgA)
die Besonderheit jedes Immunoblots liegt in der Art und Menge der an die Membran gebundenen Antigene
typischerweise werden Erregerproteine in einer Polyacrylamid-Elektrophorese nach ihrem Molekulargewicht aufgetrennt und anschließend im Elektro-Blot-Verfahren auf nitrocellulose-Membranen übertragen
Indikationen/Anwendung
meist als Bestätigungs-Tests vorhergehender Suchtests (ELISA)
HIV-Serologie
Lyme-Borreliose
Yersiniose (Yersinia enterocolitica)
Testparameter
hohe Spezifität, weil antikörper gegen Einzelproteine erkannt werden können
Dauer der Durchführung 2 - 4 Stunden
Interpretation
entsprechend der Testart z.B. "Nachweis virusspezifischer Banden" i.d.R. mit beweisendem Charakter
Indirekte Hämagglutination (Passive Hämagglutination)
Prinzip
Bindung des diagnostischen Antigens an vorbehandelte oder nicht vorbehandelte Erythrozyten
Agglutination der Erythrozyten bei Hinzutreten des spezifischen Serumantikörpers
Durchführung in Mikrotiterplatten
Passive-Partikel-Agglutination:
Anstelle von Erythrozyten können auch andere Trägerpartike (z.B. Latex) zur Antigenbindung eingesetzt werden
Indikationen/Anwendung
bei zahlreichen Infektionen/Infektionskrankheiten
Lues-Diagnostik
Serodiagnostik der Candidiasis
Toxoplasmose-Diagnostik
Anwendung der passiven-Partikel-Agglutination z.B. als orientierender Schnelltest zur Prüfung des Immunstatus bei VZV (Varizella-Zoster-Virus) in der Schwangerschaft, Röteln, EBV (Epstein-Barr-Virus)
Testparameter
schnelle, einfache Durchführbarkeit, sofern antigenbeladene Erythrozyten als Reagens vorliegen
hohe Spezifität
hohe Sensitivität (ca. 100fach niedriger als ELISA, aber 10fach höher als KBR)
sichtbare Agglutination durch Hinzutreten der homologen Serumantikörper in wenigen Minuten
Interpretation
hohe Einzeltiter können für floride Infektion beweisend sein
Angabe in Titern
i.d.R. ist jedoch der Nachweis einer Serokonversion zu fordern
Indirekte Immunfluoreszenz Technik (IFT) (indirekte Fluoreszenz Antikörpertechnik, IFAT)
Prinzip
an das Antigen, das an eine Festphase (z.B. ganze Erreger, infizierte Zellen) gebunden ist, bindet sich der im Patientenserum gesuchte Antikörper
an den entstandenen Ag-Ak-Komplex bindet sich ein fluorochrommarkiertes (Fluorescin-Isothiocyanat) Anti-Human-IgG (-IgM, -IgA)
im Fluoeszenzmikroskop werden die Ag-Ak-Komplexe als fluoreszierende Strukturen an der Oberfläche der Zellen sichtbar
Indikationen/Anwendung
häufig angewendetes serodiagnostisches Verfahren
häufigste Indikationen in der Toxoplasmose-Diagnostik
Lues-Diagnostik
Lyme-Borreliose-Diagnostik
Bestätigungstest in der HIV-Diagnostik
Testparameter
schlechtere Reproduzierbarkeit durch subjektive Auswertung - je nach Testart - unspezifische fluoreszenz
schnelle Durchführbarkeit (1 - 2 Stunden)
Gefahr der Rheumafaktor-Interferenz bei IgM-Tests (vorherige Absorption bei IgM-Tests notwendig)
Interpretation
hohe Einzeltiter können für floride Infektion beweisend sein (z.B. Toxoplasmose), jedoch Serokonversion zu fordern
Angabe derergebnisse in Titern
Kompementbindungsreaktion (KBR)
Prinzip
Sekundärer Test
indirekter Antikörpernachweis, der sich die Änderung der Fc-Anteile von Antikörpern der Klassen IgG und IgM (nicht aber IgA!) zunutze macht, durch die in Gegenwart von Ca++ - und Mg++ - Ionen die Komplementkaskade aktiviert und Komplement verbraucht wird
Indikatorsystem (Schaferythrozyten und Antikörper gegen Schaferythrozyten vom Kaninchen) zeigt den Komplementverbrauch (und damit das Vorhandensein komplementbindender Serumantikörper) an
Indikationen/Anwendung
in der Vergangenheit universell eingesetztes Verfahren ("Wassermann"-Test bei Lues)
jetzt meist ergänzend eingesetzt bei ausgewählten Indikationen:
CMV-Infektion
Mykoplasma-Infektionen
Toxoplasmose
Poliomyelitis
Brucellose
Listeriose
Testparameter
gut standardisierbare Testbedingungen
gute Reproduzierbarkeit
Spezifität abhängig von derQualität der eingesetzten Antigene
keine differenzierung zwischen IgG- und IgM-Antwort
geringe Sensitivität (1000fach niedriger als ELISA, aber 5fach höhert als Agglutinationsreaktion/Widal)
Interpretation
hohe KBR-Titer i.d.R. beweisend für floride Infektion, z.B. der Zytomegalie oder einer Mykoplasmen-Pneumonie (wegen der relativ geringen Sensitivität der Methode)
i.d.R. Serokonversion zu fordern
nicht geeignet zur Frühdiagnostik
Lysis-Reaktionen
Prinzip
Messung der antikörperabhängigen Auflösung partikulärer Antigene unter Teilnahme von Kofaktoren, meist Komplement
Durchführung z.B. als komplementabhängige Bakteriolyse oder komplementabhängige Hämolyse
Indikationen/Anwendung
HIG (Hämolyse-in-Gel-Test): Nachweis von Röteln-Serumantikörpern der Klasse IgG
TPI (Treponema-Pallidum-Immobilisationstest): Antikörper von Lues-Patienten, die in Gegenwart von Komplement und Lysozym lebende Test-Treponemen (aus Kaninchenhoden) zunächst immobilisieren und dann auflösen
Testparameter
HIG: einfach durchzuführender, ergänzender Test in der Serodiagnostik der Röteln
TPI: aufwendig, Speziallaboratorien vorbehalten, in der Routinediagnostik überflüssig
Interpretation
positiv/negativ-Befundung zu bestehender Röteln-Immunität
Neutralisations-Reaktionen (Virusneutralisation: NT; Toxin-Neutralisationstests)
Prinzip
Antikörper im Patientenserum verhindern:
den zytopathischen Effekt eines Virus im antikörperfreien Milieu in der Zellkultur (Virus-Neutralisation, Neutralisationstest:NT)
den zytopathischen Effekt eines bakteriellen Toxins im antikörperfreien Milieu in der Zellkultur (Diphterie-NT)
die biologische Wirkung eines bakteriellen Toxins (z.B. Hämolyse, DNA-Abbau, Hyaluronsäure-Abbau) oder eines viralen Enzyms (z.B. neuraminidase der Influenzaviren)
andere Effekte (z.B. Sabin-Feldmann-Farbtest)
Indikationen/Anwendung
speziellen Fragestellungen vorbehalten (hoher methodischer Aufwand), z.B. Impfstoffprüfung, Polio-Immunität
Goldstandard beim Nachweis von Diphterie-Antitoxin (Feststellung einer Diphterie-Immunität)
Nachweis von Antikörpern, die die hämolysierenden Effekte von Streptolysin O von Streptokokken und des Staphylolysins von Staphylokokken hemmen im
AST (Antistreptolysin-Test)
STAL (Anti-Staphylolysin-Test)
Anti-DNAse, Anti-Hyaluronidase-Test
Neuraminidase-Hemmtest (Immunitätsprüfung nach Influenzaschutzimpfung)
Sabin-Feldmann-Test (SFT), von der WHO in IU/ml standardisierter IgG-spezifischer Test, beruht auf der durch Antikörper verhinderten Anfärbbarkeit von lebenden Toxoplasmen (mikroskopische Auswertung)
Testparameter
"golden Standard" für alle Untersuchungen zur Immunität/Immunitätslage (wegen ihrer hohen Spezifität und biologischen Aussage)
diagnostische Sensitivität jedoch nicht sehr groß
Toxin-Neutralisations-Tests sind spezifisch, sensitiv und mechanisierbar
Interpretation
Angabe in Titern oder Units sind i.d.R. nur bei deutlicher Titerbewegung/signifikantem Anstieg klinisch interpretierbar
Präzipitations- und Flockungsreaktionen
Prinzip
Nachweis von Serumantikörpern (Präzipitinen), die bei Hinzutreten des homologen Antigens lösliche Ag-Ak-Komplexe bilden
diese Komplexe (Präzipitate) werden sichtbar
im flüssigen Milieu (Röhrchenpräzipitation)
im Agarosegel als radiale Immundiffusion (Mancini-Technik)
zweidimensionale Agargel-Präzipitation (Ouchterlony-Technik)
Gegenstromelektrophorese
Immunelektrophorese (Grabar-Technik)
Cardiolipin-Flockungs-Reaktion (VDRL: Venereal Diseases Research Laboratory-Test):
In Gegenwart von gegen Lipoid-Antigen gerichteten Serumantikörpern (als Antigen dient Cardiolipin aus Rinderherzen) tritt eine Flockung des kristallinen Antigens auf (abgelesen mikroskopisch in der Mikrotiterplatte)
Indikationen/Anwendung
in der Serodianostik bei ausgewählten Fragestellungen
z.B. radiale Immundiffusion zum Nachweis von gegen Aspergillus gerichteten Präzipitinen
Cardiolipin-Flockungs-Reaktion:
einfacher Lues-Suchtest, hohe Sensitivität in der späten Infektionsphase
Testparameter
hohe Spezifität
relativ geringe Sensitivität (Mancini-, Ouchterlony-Technik)
Interpretation
geringe Titerhöhen
meist qualitativer Nachweis ausreichend
Radioimmunassay (RIA)
Prinzip
an das an eine feste Phase adsorbierte Antigen bindet sich zunächst der gesuchte Serumantikörper, anschließend Zugabe eines radioaktiv markierten Antigen-spezifischen Serums
das Ausmaß der noch bindenden Radioaktivität ist umgekehrt proportional zur Menge des gebundenen Serumantikörpers
Indikationen/Anwendung
wichtig in der Hepatitis-A- und -B- Serologie
durch ELISA weitgehend abgelöst
Testparameter
sehr hohe Sensitivität
Nachteil durch aufwendigen Umgang mit Isotopen
Interpretation
meist standardisierte Reagenzien (z.B. Hepatitis-B-Serologie)
Angabe in IE (Internationale Einheiten) mit Bezug zur Immunitätslage
