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Behind Blue Eyes - Limp Bizkit vs The Who

Text: cesna
Halt! Was war das? - Vertraute, leicht entstellte Gitarrenklänge aus dem Fernseher. Genaueres Hinsehen während des Durchzappens: Viva. Mir drängt sich die kurze Überlegung auf, was The Who auf Viva suchen, bis das Erscheinen von Fred Durst das Rätsel löst

Ich überschlage, wieviele Bands schon Songs von The Who coverten, und komme auf - keine einzige. Kurz darauf fallen mir Oasis ein, okay, eine einzige Band.

Jedoch eine britische (!) Band, die es bei ihren Live-Auftritten versteht, den Drive von "My Generation" auch zig Jahre nach The Who noch rüberzubringen und ihre Fans zu verzaubern.



Was jedoch wollen Limp Bizkit mit ihrer Version von "Behind Blue Eyes" denn bitteschön bewirken?

Fehlt ihnen die Inspiration zu einer eigenen Rockballade?



Limp Bizkits Version des Who Klassikers eiert so dahin. Punkt. Nichts aufregendes, kaum Veränderungen in Fred Dursts weinerlichem Gesang. Weinerlich. "And I blame you" nach eineinhalb Minuten wirkt gewollt dahingerotzt, während sich bei The Who der Gesang steigert, rauher wird, intensiver, in "And I blame you" gipfelt, und schließlich in den schnelleren, rockenden Teil von "Behind Blue Eyes" übergeht.

Der Teil, mit den typischen Gitarrenriffs Pete Townsends, die bei Limp Bizkit einfach fehlen.



Beim Probehören der Originalversion fällt mir genau das auf, was mir während des Videos von Limp Bizkit immer im Kopf herumgeisterte: Irgendwas fehlt da.

Und es fehlt: das zündende Moment. Die Melodie eiert dahin, die Stimme weint herum, die Background-Vokals klingen scheppernd elektronisch.

Nach zwei Minuten denkt man sich "hey, langsam müsste das Lied doch irgendwann umschlagen". Fehlanzeige. Und nach drei Minuten oder noch mehr ist es dann einfach aus. Unvermittelt.



Eigene Interpretation eines Titels spielt bei einem Cover ja immer mit. Jedoch sollte die Interpretation dann entweder auf die Band zugeschnitten sein oder zumindest etwas Neues bringen.

"Behind Blue Eyes" von Limp Bizkit hört sich an wie die erste Idee zu "Behind Blue Eyes", an der The Who dann noch ordentlich rumgefeilt haben.

Wieso "Behind Blue Eyes" nicht noch einen Touch rockiger spielen, wie man es von Limp Bizkit erwarten würde?

Vielleicht, weil man es von ihnen erwarten würde. Aber wenn gezwungene Rockballaden hermüssen, dann bitte selber schreiben.



Kein Vorwurf an Fred Durst, dass er mit der Stimme nicht so weit hinaufkommt wie Roger Daltrey, kein Vorwurf an die Gitarristen, die nicht an Pete Townsend heranreichen.

Aber dann soll man es doch bitte einfach lassen. Nicht einer Generation den lauen, aufgewärmten und entstellten Abklatsch eines Songs darbieten, den manche von uns schon viel zu gut aus der Plattensammlung von Papa oder Mama kennen.

Damit wollen wir uns dann doch nicht zufrieden geben.

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