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Warum verliebe ich mich so häufig in Frauen mit Depressionen?

Text: Reimpirat
Warum verliebe ich mich so oft in Frauen mit Depressionen? Das ist mir jetzt schon mehrfach passiert. Das ich mich in Mädchen verliebe, die Depressionen haben. Insgesamt dreimal ist mir das schon passiert. Eine machte sogar mit mir Schluss und hatte danach einen Suizidversuch. Erst große Szene, ein Wegstossen, ein Hilfeschrei und dann Schlaftabletten. Sie landete in einer psychiatrischen Klinik. Eine andere hatte schon ein Kind und bezeichnete sich selbst in ihren Phasen als Rabenmutter oder beschimpfte mich, ihr Kind und alle um sie herum.

Mir war das irgendwann zuviel. Sex hin oder her.

Die dritte war verschlossen in sich gekehrt und zog sich dann eine Woche zurück, wenn sie ihre Depressionen spürte. Immer wieder verliebe ich mich in depressive Frauen. Eine sagte einmal, ich hätte so eine positive Ausstrahlung. Okay, ich bin Optimist und psychologisch nicht ganz unbewandert und psychisch stabil. Das scheint Depressive anzusprechen. Trotzdem ist es komisch. Ein wiederkehrendes Muster in der Partnerwahl? Ein wiederkehrendes Muster, aber es stellte sich doch immer erst hinterher fest, dass sie es waren. Da war ich meist schon verliebt. Da war ich meist schon fasziniert. Was fasziniert mich bei der Partnerwahl? Eine gute Frage. Der Körper allein ist es nicht. Es ist der Charakter. Es ist die Art, wie sie mir begegnen. Auch das. Was fasziniert mich? Erstmal äusserlich mag ich schöne Augen, Füsse und Hände, Formen, Stimmen (meist eher tiefere Frauenstimmen). Ich mag Zöpfe. Die sind sexy. Ansonsten mag ich gewisse Haartöne blonde, rote, brunette und schwarze, aber nur gewisse Haartöne. Aber diese Äusserlichkeiten sind eigentlich nicht entscheidend. Wahrscheinlich ist die nächste Frau genau anders oder erfüllt doch eines oder mehrere der Kriterien. Es gibt aber charakterliche Eigenschaften, die viel mehr eine Rolle spielen. Gewisse Charaktertypen mag ich zum Beispiel gar nicht. Nein, dumme Frauen sind nicht ansprechend. Sie muss mir verbal Bälle zuspielen können und meine Bälle auffangen können.

Sie muss meinen subtilen Humor teilen, der ruhig auch mal derb oder schwarz und sarkastisch sein kann. Aber eins darf er nie sein, dumm und platt. Sie muss mich verstehen. Meine Gedanken teilen und es lieben mit mir zu philosophieren. Sie muss Wortspiele lieben.

Gibt es so jemand? Ich ging eigentlich immer Kompromisse ein. Aber in einer Sache nicht, sie sollte meine Werthaltungen akzeptieren. Sie muss sie nicht teilen, aber mich mit meinen Haltungen akzeptieren und sie auch auszutauschen über Ansichten Gedanken. Ich komme von Thema ab. Aber auf Augenhöhe konnte ich erst einmal jemand begegnen. Gerade die mit der ich das bisher ungewöhnlichste Beziehungsleben führte: eine Dreiecksbeziehung. Okay, es scheiterte letztlich an der Umgebung unter anderen. Die heutige Gesellschaft ist anscheinend für so ungewöhnliche Beziehungen noch nicht bereit, aber es wahr eine Beziehung, die von gegenseitiger Achtung und Augenhöhe und Vertrauen aufeinander geprägt war.

Sie war nicht depressiv. Die zwei Beziehungen davor und die eine danach waren schon durch diese Erkrankung geprägt. Es sind mehr Frauen depressiv als viele Denken. Erkranktes Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstbild belastet weit mehr Frauen, als man häufig denkt. Es ist eine Volksseuche.



Nicht nur für Frauen übrigens aber häufig Frauen. Es ist nicht immer leicht Menschen zu begegnen, die man ja mag, denen man Zuneigung entgegenbringt auf welche Weisen auch immer und die dann mit sich selbst im Argen liegen.

Wie gesagt, dass ging bis zum Suizid und anschließender Therapie in einer Klinik. Diese Frau hat es aber als einzigste mittlerweile geschafft, ein für sie glückliches Leben zu führen. Sie hat die Depression im Griff. Wir sind immer noch gut befreundet.

Trotzdem frage ich mich, was mich immer wieder in die Arme von depressiven Frauen treten lässt. So unterschiedlich die drei jede für sich waren. diese Belastungen hatten sie gemein und dies machte es

mir nicht möglich die Augenhöhe und Vertrautheit aufzubauen, die ich gerne mag. Partnerschaft, die beide wachsen und entwickeln lässt. Partnerschaft, die Freiheit im Spiel lässt. Die nicht engt. (Roger Cicero klagt ein Form der Einengung in "Wovon träumst Du nachts?" an.) Ja, freie, aufrichtige, vertraute Partnerschaft: eigentlich suche ich danach. Doch gibt es dies? In einer Gesellschaft, die Formen von Gestern hochhält und aufrichtiges miteinander in Partnerschaften eher erdrückt, als keimen lässt.

Ein Gedankenfetzen nur! Vielleicht eine Selbstreflexion. Aber mehr nicht.



(Bitte Satzbau und grammatikalische Unfeinheiten ausnahmsweise ausser Acht lassen. Denn es soll ein Tagebuchartiger, reflexiver Text sein. Er soll einfach so runtergeschrieben erscheinen. )


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