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Der Unbequeme: Alltag von Frauen in Ost und West
BR. Die anfängliche Bereitschaft beider deutscher Staaten, die Gleichheit der Geschlechter in der Verfassung zu verankern und ihr zu tatsächlicher gesellschaftlicher Wirksamkeit zu verhelfen, wurde schließlich in sehr unterschiedlicher Weise umgesetzt. Während den Frauen in der DDR das Recht auf Arbeit verfassungsrechtlich - wenn auch aus einer ökonomischen Notwendigkeit heraus - zugesichert wurde, kam es im Westen Deutschlands erst einmal zur Restauration der traditionellen Geschlechterordnung, die nur langsam durch mühevoll erkämpfte Gesetzesreformen überwunden werden konnten.
Wichtig auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Frauen waren in beiden Staaten die Bedingungen des Bildungssystems. Frauen in der DDR wurde nicht nur das Recht auf gleiche Bildung zugesichert, auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützte der Staat mit zahlreichen sozialpolitischen Maßnahmen, da vor allem seit den 60er Jahren der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften immer weiter anstieg. Mit dem so genannten Wirtschaftswunder nahm dieser Bedarf auch in der Bundesrepublik zu. Frauen sollten daher wenigstens die Möglichkeit zu partieller Berufstätigkeit erhalten, jedoch weiterhin die komplette Familienarbeit übernehmen. In dieser Zeit entstand auch die Diskussion über das Dreiphasenmodell, welches die Frauen vor die Wahl zwischen Mutterschaft und Berufstätigkeit stellte und zur Leitnorm einer familienorientierten Frauenpolitik in der BRD wurde.
Möglichkeiten zur gleichberechtigten schulischen und beruflichen Qualifizierung erhielten Frauen erst durch die Reformen der sozialliberalen Regierung Ende der 60er Jahre.
In engem Zusammenhang mit der Frage nach Vereinbarkeit von Mutterschaft und Berufstätigkeit stand auch der Umgang des Staates mit dem Wunsch nach individueller Familienplanung.
Während in der BRD die Neue Frauenbewegung noch für die Abschaffung des Paragraphen 218 eintrat, hatte die SED-Führung die Freigabe des Schwangerschaftsabbruchs in den ersten drei Monaten bereits beschlossen. Obwohl die Frauen in der DDR einen enormen Emanzipationsschub erlebten, der zahlreiche Brüche und Veränderungen mit sich brachte, dürfen die Kontinuitäten in der dualistischen Geschlechtsrollenzuweisung keineswegs übersehen werden. An dieser Stelle werden Gemeinsamkeiten beziehungsweise Ähnlichkeiten mit der Situation der Frauen in der BRD besonders deutlich.
Bezogen auf die Berufstätigkeit unterlagen Frauen in Ost und West auf ähnliche Weise sowohl der Lohnungleichheit als auch der Segmentierung des Beschäftigungsfeldes in männer- und frauentypische Bereiche. Zudem waren Frauen in beiden Staaten in Leitungspositionen, vor allem in den Spitzenpositionen von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, deutlich unterrepräsentiert.
Die Reaktionen darauf waren grundverschieden: Während die Frauen in der BRD der 70er Jahren begannen, gegen ihre politische Einflusslosigkeit vorzugehen, zogen sich die Frauen im Osten zurück ins Private.
Dort hatten sie - ebenso wie die Frauen im Westen - den Hauptteil der Familienarbeit zu leisten. Erschwerend kam für "Ost-Frauen" jedoch hinzu, dass Hausarbeit aufgrund der anhaltenden Versorgungsmängel sehr zeitaufwendig blieb und deshalb oftmals wie eine zweite Schicht neben der regulären Tätigkeit empfunden wurde. Diese sowohl in Ost und West als Ungerechtigkeiten wahrgenommene Aufgabenverteilung unter den Geschlechtern äußerte sich mit Beginn der 70er Jahre im Wunsch vieler Frauen, andere Lebensformen als die der traditionellen Vater-Mutter-Kind(er)-Familie zu verwirklichen. Frauen im Westen hatten dabei größere Gestaltungsmöglichkeiten, da den Ost-Frauen die Freiheit zur Selbstbehauptung und Thematisierung autonomer Interessen weitgehend fehlte und sie nur eine familienähnliche Lebensform wählen konnten, die im sozialistischen Staat auch tolerierte wurde.
In beiden politischen Systemen hatte sich der Patriarchalismus als kulturelles Erbe und Herrschaftsform als resistent erwiesen. In der BRD manifestierte sich die Dominanz der Männer vor allem in der ökonomischen Benachteiligung der Frau, in der DDR zeigte sie sich in der fehlenden individuellen Selbstbestimmung aufgrund der Bevormundung durch Vater Staat. BR.
Wichtig auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Frauen waren in beiden Staaten die Bedingungen des Bildungssystems. Frauen in der DDR wurde nicht nur das Recht auf gleiche Bildung zugesichert, auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützte der Staat mit zahlreichen sozialpolitischen Maßnahmen, da vor allem seit den 60er Jahren der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften immer weiter anstieg. Mit dem so genannten Wirtschaftswunder nahm dieser Bedarf auch in der Bundesrepublik zu. Frauen sollten daher wenigstens die Möglichkeit zu partieller Berufstätigkeit erhalten, jedoch weiterhin die komplette Familienarbeit übernehmen. In dieser Zeit entstand auch die Diskussion über das Dreiphasenmodell, welches die Frauen vor die Wahl zwischen Mutterschaft und Berufstätigkeit stellte und zur Leitnorm einer familienorientierten Frauenpolitik in der BRD wurde.
Möglichkeiten zur gleichberechtigten schulischen und beruflichen Qualifizierung erhielten Frauen erst durch die Reformen der sozialliberalen Regierung Ende der 60er Jahre.
In engem Zusammenhang mit der Frage nach Vereinbarkeit von Mutterschaft und Berufstätigkeit stand auch der Umgang des Staates mit dem Wunsch nach individueller Familienplanung.
Während in der BRD die Neue Frauenbewegung noch für die Abschaffung des Paragraphen 218 eintrat, hatte die SED-Führung die Freigabe des Schwangerschaftsabbruchs in den ersten drei Monaten bereits beschlossen. Obwohl die Frauen in der DDR einen enormen Emanzipationsschub erlebten, der zahlreiche Brüche und Veränderungen mit sich brachte, dürfen die Kontinuitäten in der dualistischen Geschlechtsrollenzuweisung keineswegs übersehen werden. An dieser Stelle werden Gemeinsamkeiten beziehungsweise Ähnlichkeiten mit der Situation der Frauen in der BRD besonders deutlich.
Bezogen auf die Berufstätigkeit unterlagen Frauen in Ost und West auf ähnliche Weise sowohl der Lohnungleichheit als auch der Segmentierung des Beschäftigungsfeldes in männer- und frauentypische Bereiche. Zudem waren Frauen in beiden Staaten in Leitungspositionen, vor allem in den Spitzenpositionen von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, deutlich unterrepräsentiert.
Die Reaktionen darauf waren grundverschieden: Während die Frauen in der BRD der 70er Jahren begannen, gegen ihre politische Einflusslosigkeit vorzugehen, zogen sich die Frauen im Osten zurück ins Private.
Dort hatten sie - ebenso wie die Frauen im Westen - den Hauptteil der Familienarbeit zu leisten. Erschwerend kam für "Ost-Frauen" jedoch hinzu, dass Hausarbeit aufgrund der anhaltenden Versorgungsmängel sehr zeitaufwendig blieb und deshalb oftmals wie eine zweite Schicht neben der regulären Tätigkeit empfunden wurde. Diese sowohl in Ost und West als Ungerechtigkeiten wahrgenommene Aufgabenverteilung unter den Geschlechtern äußerte sich mit Beginn der 70er Jahre im Wunsch vieler Frauen, andere Lebensformen als die der traditionellen Vater-Mutter-Kind(er)-Familie zu verwirklichen. Frauen im Westen hatten dabei größere Gestaltungsmöglichkeiten, da den Ost-Frauen die Freiheit zur Selbstbehauptung und Thematisierung autonomer Interessen weitgehend fehlte und sie nur eine familienähnliche Lebensform wählen konnten, die im sozialistischen Staat auch tolerierte wurde.
In beiden politischen Systemen hatte sich der Patriarchalismus als kulturelles Erbe und Herrschaftsform als resistent erwiesen. In der BRD manifestierte sich die Dominanz der Männer vor allem in der ökonomischen Benachteiligung der Frau, in der DDR zeigte sie sich in der fehlenden individuellen Selbstbestimmung aufgrund der Bevormundung durch Vater Staat. BR.