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du gehst mir nicht mehr aus dem kopf

Text: Lacrimosa
verdammt! so war das aber nicht abgemacht zwischen uns. ein paar dates, dann die feststellung von dir: keine seelenverwandschaft, also auch keine verliebtheit, also auch keine beziehung. eine affäre, gut, was ich davon halten würde?

warum nicht. große verliebtheit ist es bei mir auch nicht, ein ganz kleines bisschen höchstens. die verschweige ich dir aber. wir werden sehen, was passiert, machen einfach weiter wie bisher. täglich eine mail, jede woche ein treffen. allmählich beginne ich auf die mails von dir zu warten. zu hoffen, dass du dir nicht den ganzen tag zeit lässt, sondern sofort antwortest. bin vor den treffen nicht mehr aufgeregt, keine angst mehr, dass es peinliche stille oder unverständnis geben könnte zwischen uns. ich freue mich einfach darauf dich zu sehen. wir können uns stundenlang unterhalten, verstehen uns gut. wozu braucht man da noch die seelenverwandtschaft?



dann die erste gemeinsame nacht. flirten, kochen, erzählen, gemeinsam essen, eine flasche wein, dann ein kuss. und es geht weiter, wie es gehen muss. zumindest von deiner seite aus. von meiner eigentlich auch. ich wusste von anfang an, dass ich emotional gefährdet bin, wenn ich mich auf deinen vorschlag einlasse. ich wollte es trotzdem, und ich genieße die nähe zwischen uns, die vertrautheit, die paar schönen stunden bis zum nächsten morgen. es fühlt sich einfach richtig an, wie es zwischen uns ist. spürst du das nicht auch, wenigstens ein ganz kleines bisschen? es hätte nicht schöner sein können, es ist nicht nur pure begierde, es ist viel mehr. es ist langsamkeit und zärtlichkeit. es sind geflüsterte kosenamen und gemeinsames lachen. neugier und vertrautheit. spannung und geborgenheit. du und ich.



und dann bist du wieder weg. ein tag voller glückseligkeit und schönen erinnerungen, dann einer, der nur aus tränen und deprimierten gedanken besteht. endlich ein lebenszeichen von dir, eine kurze mail, nichtssagend wie immer. aber es geht mir wieder gut.



ich hatte mir nach einem sommer voller bangen und hoffen geschworen, nie wieder meine zeit mit warten auf einen mann zu verbringen. nicht mehr alle paar minuten meinen posteingang abzurufen, nicht ständig auf mein handy zu schauen und vor allem nicht stundenlang deprimiert zu sein, weil keine nachricht kommt. ich finde, ich habe schon genug gewartet in den letzten monaten. warum mache ich ständig den gleichen fehler? ein wiederholungstäter in sachen beziehung.



ja, ich habe mich verliebt. ja, ich weiß, dass ich selber dran schuld bin. nein, ich hätte mich besser nicht darauf einlassen sollen. aber das wissen macht es nicht unbedingt besser. im gegenteil. und jetzt? ich kann dir nichts vorwerfen, und das tue ich auch nicht. du hast dich fair verhalten, mit offenen karten gespielt und du hattest ganz bestimmt nie im sinn mich zu verletzen. nein, davor hattest du sogar genauso viel angst wie ich.

aber warum kannst du mich nicht einfach lieben?

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