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Die Kinder aus Bullerbü - Astrid Lindgren

Text: surfdiva
Sechs Kinder wohnen in Bullerbü, Lasse, Bosse und Lisa im Mittelhof, Britta und Inga im Nordhof und Ole auf dem Südhof. Dort wohnt übrigens auch Oles kleine Schwester Kerstin, aber sie ist noch so klein, sie zählt noch nicht, wenn gespielt werden soll, finden sie.

Und spielen, das tun die Kinder in Bullerbü. Fast immer. Sie gehen natürlich auch zur Schule und machen Spaß mit der Lehrerin, sie liegen im Heu und hüpfen im Heuhaufen. Sie klettern auf Berge und suchen nach Schätzen, sie verziehen Rüben und verkaufen Kirschen. Sie tanzen um den Mittsommerbaum, sie lesen dem alten Großvater aus der Zeitung vor, sie fahren Weihnachten zum Festessen zu Tante Jenny und laufen Schlittschuhe und fallen in den See. Die Hauptsache ist, dass ständig was passiert, und das tut es. "Mir tun alle Leid, die nicht in Bullerbü wohnen", sagt Lisa.

Lisa ist eins der Kinder in Bullerbü und sie ist ein Mädchen, das hört man übrigens am Namen. Manchmal sagt ihre Mama "Du bist ja mein großes Mädchen, du kannst mir heute also beim Abwaschen helfen." Und manchmal sagen Lasse und Bosse "Kleine Mädchen dürfen nicht mit uns Indianer spielen. Du bist zu klein." Deswegen fragt Lisa sich, ob sie eigentlich groß oder klein ist. "Wenn manche finden, man ist groß, und andere finden, man ist klein, dann ist man vielleicht genau richtig alt", sagt sie.

Lasse und Bosse, das sind Lisas große Brüder. Lasse ist sehr stark und er kann viel schneller laufen als Lisa. Aber sie kann genauso schnell laufen wie Bosse. Manchmal, wenn Lasse und Bosse sie nicht dabeihaben wollen, hält Lasse sie fest, während Bosse ein Stück wegläuft, damit er einen Vorsprung bekommt. Und dann lässt Lasse Lisa los und läuft ihr weg wie nichts. Ole im Südhof spielt immer mit Lasse und schnell laufen kann er auch.

Lisa hat keine Schwester, das findet sie schade. Aber auf dem Nordhof wohnen Mädchen. "Was für ein Glück, dass sie nicht auch Jungen sind!", sagt Lisa. Sie heißen Britta und Inga, Lisa mag sie beide gleich gern. Inga vielleicht ein bisschen lieber.

Lisas Mama sagt, dass es "Bullerbü" heißt, weil die Kinder in Bullerbü so viel herumbullern. Man könne einfach nicht begreifen, wie es sechs Kinder schaffen, einen solchen Lärm zu machen, sagt sie. Es klingt, als ob es mindestens dreimal so viele Kinder wären. Aber Lisa glaubt, es ist Lasse, der am schlimmsten bullert. Er allein macht so viel Krach wie zehn Jungen, da ist sie sicher. Und Bosse und Ole helfen ihm dabei ganz ordentlich. Britta, Inga und Lisa sind wenigstens ab und zu mal leise.



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Am liebsten wäre ich in Bullerbü direkt neben den Mittelhof gezogen, in dem Lisa wohnte. Sie hatte ich mir als allerbeste der drei besten Bullerbü-Freundinnen ausgesucht. Wir hätten kleine Körbe mit geheimen Zettelbotschaften direkt von Fenster zu Fenster ziehen können, an einer Leine, so wie meine Heldin Lisa es mit den anderen Kindern in Bullerbü auch machte. Aber die Plätze links und rechts vom Mittelhof sind ja schon besetzt, also hätten wir neben den Nordhof ziehen können, da wohnt Ole. Und Ole ist der netteste von den Bullerbü-Jungen, nicht ganz so ein Rabauke wie Lasse und Bosse. Allerdings hatte ich das Gefühl, Lisa sei bereits Oles beste Freundin. Vielleicht hätte ich dann doch gestört. Überhaupt war es natürlich ein bisschen blöd, dass da schon drei Jungs und drei Mädchen wohnen, weil das eine gerade Zahl ist. Und ich als Einzelkind wäre dann die Siebte gewesen, also bleibt immer einer übrig, wenn man Gruppen bildet.



Andererseits ist Bullerbü nicht der Ort, wo jemand übrig bleibt. Es ist kein Ort, an dem jemals einer ausgeschlossen oder gar gehänselt würde. Höchstens, dass sich Jungs und Mädchen mal Streiche spielen, aber die sind immer harmlos und lustig. Bullerbü ist Harmonie total und Natur pur. In Bullerbü gibt es Abenteuer und Kindergeheimnisse, die sich um blaue Seen, dunkelgrüne Wälder, Pferdeschlitten, Kühe, Hunde und den täglichen kilometerlangen Schulweg durch die Wildnis ranken, den Schulweg, den alle Kinder gemeinsam gehen. In Bullerbü gibt es keine Hochhäuser, keine Mutproben in der Tiefgarage und auch definitiv keine Straße, „durch die man nicht gehen darf, weil da die schlimmen Häuser stehen“, in Bullerbü wird man deshalb auch nicht von Jungs aus der Straße, „durch die man nicht geht“, zur endgültigen Herausgabe seines kleinen roten Fahrrads gezwungen oder mit Wasserbomben beworfen.





Es war das erste Buch das ich selber gelesen habe und auch das allerschönste bis jetzt.


















































Astrid Lindgren

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