D.,



Wenn Du an mich denkst: Was fühlst Du?

Ist es wirklich eine ehrliche Antwort, wenn Du mir sagst, dass Du mich nur sehr gern hast?



Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich sollte Dir glauben, was Du mir sagst. Statt dessen zweifle ich an Deiner Ehrlichkeit.



Vielleicht will ich sogar daran zweifeln!? Vielleicht will ich das, weil Du mir wichtiger bist als ein Freund. Wichtiger, als Worte es jemals ausdrücken könnten!



Ich hab mir vorgenommen Dich aufzugeben. Ein letztes Telefonat und dann neu anfangen.. mit Dir als gutem Freund.

Das war bevor Du mich besucht hast und ist jetzt fast zwei Wochen her.

Ich wollte Dich aufgeben und damit verhindern, dass meine unerfüllte Liebe unsere Freundschaft auffrisst. Ich wollte, dass der Schmerz aufhört, der nicht nur Narben auf meinem Herz verursacht hat.



Fest entschlossen war ich!

Fest entschlossen ein letztes Mal um Dich zu weinen. Ein letztes Mal all den Tränen freien Lauf zu lassen und dann endlich einzusehen, dass Du mich nicht liebst.



Aber dann hast du mir gesagt, dass Du mich besuchen kommst.

Vielleicht war es eine schlechte Idee, aber in dem Moment hab ich mir vorgenommen heraus zu finden, was ich aufgeben würde.

Immernoch fest entschlossen Dich aufzugeben, aber auch fast ebenso entschlossen noch ein allerletztes Mal zu erleben, wie es hätte sein können...



Dann warst Du da.

Vom ersten Moment an hab ich Dich spüren lassen, dass ich Deine Nähe wollte.

Umarmungen, die tausendmal länger waren als sie sein sollten.

Blicke, die nicht lauter hätten sprechen können.



Du hättest blind, dumm und vollkommen gefühlskalt sein müssen um nicht sofort zu bemerken, was ich Dir zeigen wollte.



Du hast mich in die Arme genommen... wärmer, zärtlicher, als das ein Freund tut. Aber küssen wolltest Du mich nicht. Weil Du nur Deine Freundin küsst und ich nicht Deine Freundin war, oder werden würde...



Aber Du hast mich schon früher geküsst.

Als Du eine Freundin hattest, später, als Du keine Freundin mehr hattest...

Wieso solltest Du es nicht wieder tun können?



Ich wusste, dass es ging! Und ich hatte Recht. Auch, wenn es beinahe länger gedauert hat, als ich es ertragen konnte:



Du hast mich geküsst!



Vielleicht war es nicht fair von mir...

Vielleicht hätte ich Dich nicht dazu bringen dürfen.

Und vielleicht wäre es besser für mich selbst gewesen, ich hätte es nicht getan.



Du hast mich geküsst...

Eine wunderschöne Tatsache. Ein süßes kleines Geheimnis, das mit jeder Minute, die Du von da ab noch bei mir warst, ein kleines Stück gewachsen ist.



Unser Geheimnis!



Wie auch die Nächte zuvor ein Geheimnis. Nichts für fremde und noch weniger etwas für bekannte Ohren!



„Erzählst Du es jemandem?“

„Nein! Du?“

„Nein!“



Wir verstecken uns. Aber wovor?



Ich wollte Dich aufgeben... bin auch immernoch entschlossen das zu tun. Schließlich hätte es ja doch keinen Sinn...

Oder???



Verdammt!

Diese Nacht... Die tausend Küsse von Dir an mich und wieder zurück... Und all die anderen Gesten der Zärtlichkeit...

Wie konntest Du sie zulassen?

Wie konntest Du sie mir schenken?

Was hast Du dabei empfunden?



Weswegen???



Ich mache Dir keinen Vorwurf! Ich habe bewußt provoziert, was geschehen ist und wollte von ganzem Herzen, dass es geschieht.

Aber seit dieser Nacht überlege ich ständig, was Dich dazu bewegt hat.

Kann es sein, dass da mehr ist, als Du zugibst?

Hast Du Gefühle für mich, die Du nicht gestehen willst oder kannst? Gefühle, die stärker sind als der Verstand, der Dir gesagt hätte „Lass es sein!“.



Vielleicht interpretiere ich da zu viel hinein.

Aber warum sagst Du mir, dass Du verwirrt bist, wenn ich Dich frage, ob Du ein so schlechtes Gewissen wegen dieser Nacht hast, wie Du befürchtet hattest?



Warum verwirrt?



Ist man nicht verwirrt, wenn man nicht weiß was man fühlt?

Man ist nicht verwirrt, wenn man ein schlechtes Gewissen hat!

Ist das nur ungeschickte Wortwahl, oder ist es mehr?



Ich weiß Du bist verletzt worden. Ich weiß, ich bin die Ex-Freundin Deines besten Freundes. Ich weiß, Du hast Angst davor zu lieben.

Aber kann es sein, dass da mehr ist als da sein sollte?



Sag mir: Kann es sein, dass Du Gefühle für mich hast, die stärker sind als Freundschaft?



Liebst Du mich?





... antworte nicht, denn ein „Ja!“ würde mir zu sehr weh tun, wenn es keine Folgen hätte.





In Liebe,

M.