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„Wen haben Sie mitgebracht?“ -Ein Erfahrungsbericht über einen Fortbildungsabend in Hamburg mit und von Benjamin von Stuckrad-Barre

Text: racel
Es ist 19:02 Uhr. –Markthalle Hamburg. Endlich da. Nach 1 Stunde und 9 Minuten Fahrtzeit von Kiel nach Hamburg. Seit langer Zeit hatte ich mir vorgenommen zu einer Lesung von Benjamin von Stuckrad-Barre zu gehen. Jetzt endlich habe ich es geschafft. In der Markthalle herrscht Pop-Konzert Atmosphäre. Zahlreiche junge Erwachsene sehe ich und wenige, die sich dafür halten, aber dennoch nicht stören. Ich hole mir ein Bier, denn Alster gibt es in der Markthalle nicht. Das liegt an der Brause, die wohl fehlt. Ich halte Ausschau nach dem besten Platz und finde ihn.



Um 20:16 betritt Benjamin von Stuckrad-Barre die Bühne. Er sieht größer aus im Fernsehen, denke ich. Nach ihm folgen Wilhelm Wieben und Gedeon Burkhard. Super. Das Publikum sieht es wohl genauso.



Der Fortbildungsabend beginnt mit dem Text „Claus Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit essen“ aus Stuckrad-Barres Buch „Deutsches Theater“. Gedeon Burkhard übernimmt dabei den Part des Herrn Peymann und ist sichtlich erleichtert, als der Text zu Ende ist. Er gönnt sich einen Schluck aus der Flasche Bier.



Anschließend wird mal mehr oder weniger reih-um aus dem aktuellen Buch „Was.Wir.Wissen“ vorgelesen. Gedeon Burkhard zündet sich eine Zigarette nach der anderen an und Wilhelm Wieben teilt sich den Wein mit Benjamin von Stuckrad-Barre. Kollegial, der Tagesthemen-Mann No.1. Dieser scheitert übrigens zwischendurch an dem Wort "Sperma" (sprich: ZPerma), was zur Belustigung aller führt und fortan mit ähnlichen Wörtern wiederholt wird.

Zwischen den Texten wird immer mal wieder diskutiert, Brüderschaft getrunken, Anmerkungen und Witze gemacht. Das Publikum agiert mit. Schließlich darf es sich mal wieder eine Auflistung aus dem Buch wünschen. Ich bin gefesselt und Rufe als Kunststudentin natürlich „Was ist keine Kunst?“. Stuckrad-Barre greift es auf. Sie legen wieder los.



Nach ca. 2 Std. ist der Fortbildungsabend und auch die Lesung zu Ende und jeder etwas schlauer. Ein sichtlich begeistertes Publikum ist zufrieden.



Auf der Damentoilette frage ich anschließend 2 Mädchen hinter mir, ob sie wissen ob der Autor noch Bücher signiert. Sie gucken sich beide fragend an. Sie wissen es nicht und schwärmen weiter.



Erleichtert nach dem Toilettengang bemerke ich dann Herrn Stuckrad-Barre, wie er Bücher signiert. Ich reihe mich in die Schlange ein, zücke das aktuelle Buch und kaufe obendrauf noch das Plakat zur Lesung, weil mir das Design gefällt und MTV draufsteht. -Da bin ich ehrlich.

„Für Katrin, Bitte.“, sage ich. Benjamin von Stuckrad-Barre schlägt den Umschlag auf und guckt auf den Namen, der oben Rechts in der Ecke des Buches steht. „Ohne H?“, fragt er. „Ja, ohne H“, sage ich aufgeregt. Wir Lachen. Ich frage ihn dann noch, ob es seinen Film „Ich war Hier. –Menschen hinterlassen spuren“ irgendwo zu kaufen gibt. Er überlegt kurz und sagt „Ähh, nö.“ Mit dieser Antwort hatte ich gerechnet und sage ein belangloses „Schade Schokolade.“ Verwundert schaut Stuckrad-Barre hoch und sagt „Schade, Schokolade? –Ach, das ist ja toll.“ Ich grinse, bedanke mich und gehe.

Unzählige Fragen hatte ich mir überlegt und nur eine gestellt. Klasse statt Masse.



Draußen vor der Tür bemerke ich dann Wilhelm Wieben, der auch gerade gehen will. Wir gehen zusammen die Treppe herunter und kommen ins Gespräch. „Der Stuckrad-Barre“ ist ein toller Mann“ schwärmt er von dem jungen Autor und empfiehlt mir anschließend eine Lesung mit ihm, also Wieben, im Januar im Thalia-Theater. Unsere Wege trennen sich und ich bedanke mich nochmals für den tollen Abend.



Er ist zu Ende, diser Abend und meine Erwartungen wurden übertroffen:

Ein menschlicher Benjamin von Stuckrad-Barre, mit dem sich sein Publikum identifizieren kann; Ein junggebliebener Wilhelm Wieben, der Wein wie ein Wasserfall spuckt und „Sperma“ einmal anders ausspricht und zuletzt Gedeon Burkhard, der den Bereich Kultur abdeckt.



Danke Benjamin von Stuckrad-Barre für dieses zu Recht einmal andere, großartige Buch, indem Du Dir treu bleibst und natürlich diesen unerwarteten Abend.



„Ich würde gerne das Publikum befragen.“ Günter Jauch.




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