Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

Text: Bescherung
Das

Glück

kommt

zu

denen

die

Lachen!

(japanische Weisheit)


Der französische Autor Eric-Emmanuel Schmitt steht mit seinen Büchern und Theaterstücken schon seit Jahren auf den Bestsellerlisten. Seine Erzählung „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ wurde von den Kritikern hoch gelobt und gewann auf der Leipziger Buchmesse 2004 den Deutschen Bücherpreis.



Francois Dupeyron, der Regisseur von „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ schaffte eine zumindest ebenso gute Verfilmung des Romans. Die FAZ schrieb sogar, der Film sei besser als das Buch geworden.



„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ist eine Geschichte über die wesentlichen Erfahrungen im Leben: Freundschaft, Liebe, Abschied und Tod. Die Geschichte vom frühreifen Moses (Pierre Boulanger) und dem Kolonialwarenhändler Monsieur Ibrahim (Omar Sharif) spielt in den liebevoll gestalteten Kulissen des Quartier Pigalle, nahe des Originalschauplatzes, im Paris der 60er Jahre. Die dazu passende Musik unterstreicht die fröhliche Atmosphäre des Films. Diese Leichtigkeit im Umgang mit den schwierigen Themen des Lebens, zeichnet den Film aus und ist ebenfalls in der Romanvorlage zu spüren. Im beklemmenden Kontrast zu der damals beliebten, fröhlichen Musik steht die Tristesse in der Wohnung, die Moses mit seinem Vater bewohnt. Da möchte man sich doch lieber in den gemütlichen, voll gestopften Kolonialwarenladen des Monsieur Ibrahim zurückziehen.



Moses, gut dargestellt von Pierre Boulanger, leidet unter dem depressiven Gemüt seines Vaters, der nur Kritik für ihn übrig hat. Der Junge durchlebt dieselbe Alltagsroutine Tag für Tag, wobei er versucht mit erkauften Liebesdiensten in eine andere Welt zu entfliehen. Diese Grenze zwischen Wunsch und Wirklichkeit wird durch das Treppenthema im Film sehr deutlich dargestellt.



Sein Vater plagt ihn entweder mit Hausarbeit oder mit Vergleichen zu seinem fiktiven Bruder Popol, den der Vater als mustergültigen Sohn hinstellt, sodass Moses in ihm keine Vertrauensperson sehen kann.



Diese findet der unglückliche Junge in dem Kolonialwarenhändler, hervorragend verkörpert von Omar Sharif, der immer ein offenes Ohr für Moses hat. Die Herzensgüte und Weißheit scheinen ihm ins Gesicht geschrieben. Der Zuschauer erfährt hier, was der Leser zwischen den Zeilen liest. Omar Sharif strahlt Vertrauen, Gelassenheit, Lebenserfahrung und Charme aus. Der „Araber von der Ecke“ nutzt diesen um den Jungen immer wieder, wie beiläufig in philosophische und religiöse Gespräche zu verwickeln.



Der Hauptakzent der Verfilmung bleibt bei der Suche nach dem Glück stehen und unternimmt keinen Versuch die Religionen, Judentum und Islam, zu versöhnen.

Ehr wirbt er für gegenseitige Toleranz und Menschenfreundlichkeit, wie es Lessing schon in seinem Drama „Nathan der Weise“ fordert. Auch Monsieur Ibrahim erinnert in seiner Weisheit, die jedoch nie gefühllos wirkt, stark an Nathan den Weisen. Er vertritt wie Nathan die Meinung, dass alle wir alle Bewohner der Erde sind und Unterschiede nicht zu Feindschaften führen dürfen. Ebenso verurteilt Monsieur Ibrahim, obwohl er sich auf den Koran beruft, den Absolutheitsanspruch der Religionen.

Doch die Verfilmung und auch die Fabel scheuen den unmittelbaren, offenen Dialog der Religionen und bewahren die Harmonie und die Suche nach dem Glück als ihr Ziel.



Einerseits versucht die Verfilmung realitätsnäher als die Erzählung zu sein, doch sie verliert dabei den Zauber der Fabel. Momo bzw. Moses ist als Teenager zu selbstsicher und nicht ganz glaubwürdig. Er reicht nicht an die Romanvorlage heran.



Auf der anderen Seite fängt die Verfilmung das allzu rasche und rasante Ende des Romans auf und baut es zu einem gelungenen Abschluss, der zum Einklang- und Harmoniebedürfnis der Vorlage passt, aus. Oft wirken die Weißheiten sehr oberflächlich, aber der Film würde seinen Witz und seine Leichtigkeit verlieren, wenn die Thematik gewichtiger würde.



„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ist ein harmonischer, vergnüglicher, liebvoller und zuweilen nachdenklicher Film, der zu Toleranz und einer optimistischeren Lebenseinstellung aufruft.

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: