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Ich kann Dir irgendwie nicht böse sein

Text: wortwitz
Gut, Du hast mich enttäuscht, hast mir was vorgemacht.

Ich hab Dir einfach mal blind vertraut, ich kannte Dich ja nicht wirklich. Ich hab Dir von meinen Sorgen und Problemen erzählt, davon hatte ich genug.

Du hast Dich mir anvertraut, hast mir Deine Gedanken offen gelegt. Wir waren uns nah, zumindest ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es richtig ist mit Dir über alles zu reden.

Wir haben uns gut verstanden, keine Frage. Alle haben gemerkt, dass zwischen uns irgendwie was Besonderes ist, entsteht. Wir haben rumgealbert, gelacht und sind ernst gewesen. Es hat sich ganz real angefühlt. Wir haben uns manchmal minutenlang nur angesehen, ich konnte mich in Deinem Blick fallen lassen. Wir haben die Zeit vergessen, viele Male. Es war uns egal.

Dann Kontakt nur noch über Mails. Nett, lustig, intim, aber doch irgendwie fehlerhaft. Im Nachhinein. Lange keinen persönlichen Kontakt mehr.

Letztes Wochenende haben wir uns wieder gesehen. Zufällig. Als ich Dich sah, fühlte ich einen Stich in meinem Herzen. Du hast mich erst nicht gesehen, viele Menschen standen zwischen uns. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Also wartete ich. Wartete, bis Du mich sehen würdest. Schon da hätte ich merken müssen, dass irgendwas nicht stimmt. Wieso konnte ich nicht einfach zu Dir gehen, Dich umarmen wie früher?

Dann, als Du mich erkannt hast, kamst Du her. Ich kann diese beiderseitige Befangenheit heute nicht erklären. Nach außen sah alles ganz normal aus. Fremde konnten Freude und Intimität in Deinem, in meinem Blick sehen. Ich glaube wir beide konnten spüren, dass etwas nicht stimmt. Ich konnte es. Kurz geredet. Du sagtest, Du kommst gleich wieder, ich solle hier stehen bleiben. Du kamst nicht wieder. Ich blieb lange stehen.

Dann später, sind wir uns wieder über den Weg gelaufen. Du hast noch nicht mal erklärt, warum Du mich hast inmitten dieser Party einfach stehen lassen. Wir wollten uns unterhalten. Wir konnten es nicht. Es wäre einfacher mit einem völlig Fremdem zu reden.

Also verabschiedeten wir uns. Kein 'Bis bald', kein 'Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder', kein 'Schön Dich wieder gesehen zu haben'. Nur ein 'Tschüß, mach's gut'.



Ich weiß jetzt, warum Du so warst. Deine Freundin wollte nicht, dass wir Zeit miteinander verbringen. Ich muss zugeben, es knisterte zwischen uns, aber wir haben das aus Rücksicht auf unsere Partner nicht zugelassen. Ich kann sie auch verstehen, aber ich muss ehrlich sagen, ich fühle mich verraten von Dir. Wo ist Deine Courage?



Ich kann Dir trotzdem nicht böse sein und Dich einfach Dich sein lassen und vergessen. Dafür hast Du einen zu großen Platz in meinem Herzen.

Vielleicht können wir ja irgendwann mal wieder ganz normal miteinander umgehen. Ich bin jederzeit bereit dazu.

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