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Betrunkene haben immer Glück

Text: FlohKopf
Ich war betrunken. Ich hatte schon genug getrunken und trotzdem noch ein Bier in der Hand, während Flo Tequila orderte. Bedächtig ließ ich mich auf einen Stuhl sinken.

Mir war Karussell im Kopf. Aber toll. Ein bißchen so wie zur wilden Zeit, als es jedes Wochenende so war. Als ich an einem Sonntagmorgen neben Flo hinter einem Altkleidercontainer aufgewacht bin, während Enrico schon wieder einen Joint baute. So ähnlich war es. Wieder mit Flo und Enrico. Mit wem auch sonst?



"Setzen, saufen!" hieß es und drei Tequilas wurden unsanft auf den Tisch geknallt. Enrico stolperte auf einen freien Platz. Flo war immer noch standfest. Trotz des ganzen Whiskeys, den er kippte. Das nenn ich einen gestandenen Kampftrinker! Aber er trainiert auch mit seinem Bruder. Völlig anderer Background, wie meine Beziehung sagen würde, die zum Glück dieses Saufgelage nicht mit ansah.



Ich hasse Tequila. Und ich hasse Wodka Ahoj. Und ganz besonders hasse ich Whiskey-Cola. Was mich aber keineswegs davon abhält diese drei Dinge zu trinken.



Wodka Ahoj für Flo und mich. Enrico besuchte schnell seine Freundin draußen vor der Tür. Flo trank zwei Wodka auf eine Tüte Ahoj-Brause. Ich strahlte ihn dummdreist und betrunken an. "Du verträgst nichts mehr, mein Lieber", lallte er und man sah ihm trotzdem nicht an, wie viel er schon getrunken hatte. "Nein, tu ich nicht", gab ich zurück und suchte knappe zehn Minuten nach meinen Zigaretten, von denen er eine bekam.



Wodka-Cola wurde bestellt, weil ich kein Bier mehr sehen konnte. Enrico war wieder bei uns. Seine Freundin hatte sich verabschiedet und wollte lieber ohne ihn nach Hause. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Flo berichtete von verqueren Erlebnissen auf Bahnhofstoiletten. Ich strahlte ihn immer noch an und wusste, dass er sich die Hälfte der Geschichten ausgedacht hatte. Aber er bebilderte den Abend und alles war besser als Enricos Interpretationsansätze von Mando Diaos "to china with love" (laut Enrico ist China eine Frau...).



Schließlich wollte aber selbst diese Kneipe schließen. Freundlich, aber bestimmt wurden wir zum Gehen aufgefordert. Nun, man kannte uns hier und hatte somit nichts dagegen, dass wir noch da waren, während schon die Tische abgewischt und die Bierkästen weggeräumt wurden. Aber dann mussten wir gehen und ich stolperte sehr ungeschickt die Treppe hinunter, hinter Flo her, der am Fuß der Treppe seine Bierflasche fallen ließ, die mit einem lauten Knall zersprang. Ich erschreckte mich so sehr, dass ich das Geländer losließ, was ein Fehler war, da mein Gleichgewicht irgendwo zwischen Tequila und Astra verloren gegangen war. Ich fiel über zwei Stufen mitten in die Scherben.



"Verdammt, alles klar?" flüsterte Flo und zog mich langsam hoch. "Geschnitten?" fragte Enrico. ich besah mir meine Hände. Nichts. Meine Knie. Nichts. Nicht ein Kratzer. "Nichts passiert", sagte ich ungläubig, woraufhin Flo meine Hände an sich riss, um sie zu begutachten. Erstaunt ließ er sie los. Enrico lachte und meinte: "Kleinkinder, Idioten und Betrunkene haben immer Glück!"

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