Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Bewerbung um die Stelle als Lebenspartner

Text: alisoachso
Topmanager sind gesellschaftlich geächtet und Informatiker kommen aus Indien. Der Markt für gute Liebhaber ist dagegen bei Weitem noch nicht erschlossen. Nur: Wie bewerben? Die „Do“s und „Don`t“s.

Die Zeit, in der alles nach mehr Lehrern schrie, ist vorbei, Topmanager sind gesellschaftlich geächtet und Informatiker kommen aus Indien. Der Markt für gute Liebhaber ist dagegen bei Weitem noch nicht erschlossen. Nur: Wie bewerben? Die „Do“s und „Don`t“s.



Ähnlich wie in den Unternehmen geht es doch grundsätzlich darum, dass der Mensch, den man beglücken möchte, das Gefühl hat, mit einem besser da zu stehen als ohne einen.

Wie kann ich mich also schmackhaft machen? Gibt es geheime Floskeln mit versteckten Hinweisen wie bei Zeugnissen, so nach dem Motto: „Er hat immer sein bestes gegeben“? Welche meiner Eigenschaften könnten wohl meinen Marktwert steigern, welche sind abschreckend? Wollen wir doch mal sehen.



Ich bin zum Beispiel sehr flexibel und spontan, kann also jederzeit zur Stelle sein, wenn gewünscht.

- Nee. Mit anderen Worten bin ich also sprunghaft und unberechenbar, womit die Reihenhaus-Fans unter den Damen, die bis 30 alle ihre 3 Kinder haben möchten, meine Bewerbung schon an dieser Stelle zerknüllen und in den Papierkorb werfen würden. Es ist geboten, vorsichtiger zu sein. Punkt sofort streichen.



Genügsam und bescheiden.

- Also Pustekuchen mit eigener Segelyacht und Porsche Boxter, wer Erfolgstypen will, benutzt diese Bewerbung kaum für Telefonnotizen. Wahrscheinlich gibt es nicht einmal Urlaub auf Malle. Streichen!



Fröhlich und humorvoll.

- Nie von der Klassenkasperrolle weggekommen, oder?



Ich kann gut zuhören und bin offen für andere Menschen. Das ist es! Super, darauf stehen sie alle!

- Andererseits habe ich also nichts Interessantes zu erzählen, bin ein Ja-Sager ohne eigene Meinung, flirte wie nichts Gutes, sobald man mich zwei Minuten aus den Augen lässt - nicht gerade der Traum der Schwiegermütter.



Guter Liebhaber?

- Also selbstgefällig bis zum Erbrechen, eitel, eingebildet und außerdem springe ich mit jeder ins Bett. Auf keinen Fall!



Berufserfahrung? Auch nicht gerade besser.



Komm schon, es muss da was geben! Lebenslustig? Verantwortungslos! Musikalisch? Realitätsfremd und verträumt! Gelassen? Antriebslos! AAAAHHHHH!!!!!



Lernwillig? „Ich bin bereit mein Leben lang mit Dir zu lernen.“ Wie hört sich das an? Schmalzig. Und unrealistisch obendrein. Was denn lernen? Die Liebe? Von wem? Das sich Abfinden? Schon eher, so learning by doing. Ach was, alles Blödsinn. Niemand weiß es, kann es, versteht es. Zwecklos schon der Versuch.



Mich als Microsoft-Chef zu bewerben, ohne zu wissen wie man einen Computer einschaltet wäre ein Kinderspiel dagegen. Alles, was man bräuchte, wären 200 Bücher, eine halbe Tonne Kaffee und 20 Jahre. Kein Problem, aber Liebe?



Stefan Effenberg hat gesagt (so stand es zumindest an den Bushaltestellen): „In der Liebe bin ich Egoist!“ Klar, geht ja offenbar nicht anders. Was auch sonst? Allenfalls noch Autodidakt. Zumindest der Power-Knopf muss doch zu finden sein. In 20 Jahren wird es positive Rückmeldungen nur so hageln. In der Zwischenzeit auf jeden Fall ins Ausland und Praktika, Praktika, Praktika!



Anbei: 1 Passfoto.

1 tabellarischer Lebenslauf



Über ein persönliches Gespräch würde ich mich sehr freuen.


Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: