Jean-Baptiste Soufron, 27, ist Anwalt und lebt in Paris. Er engagiert sich für ein Recht auf Privatkopien und setzt sich gegen die Kriminalisierung von Internet-Tauschbörsen ein. Am vergangenen Wochenende sprach er auf Einladung des Fairsharing Netzwerks in Berlin über die Nachteile von Kopierschutzmechanismen und über alternative Lösungen.
lars-weisbrod
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Was ist das Ziel der "Association des Audinautes", der Organisation, in der du dich engagierst?
Wir sind eine Non-profit-Organisation und haben bisher fast 200 Leuten zur Seite gestanden, die verklagt wurden, weil sie Inhalte aus dem Internet heruntergeladen haben. Unser Ziel ist es, den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft die Themen der digitalen Kultur näher zubringen.
Wie in Deutschland wurde auch in Frankreich eine Gesetzesnovelle zum Urheberrecht verabschiedet. Wie sah die Situation für Benutzer von Tauschbörsen vorher aus?
Die meisten Leute waren vor Bestrafungen geschützt: Inhalte aus dem Internet runterzuladen wurde von französischen Gerichten mit privatem Kopieren gleichgesetzt. Das neue Gesetz ändert das jetzt. Hauptsächlich würde es die digitale Privatkopie verbieten und automatische Strafen für Downloader schaffen. Allerdings ist das Gesetz noch nicht durch, sowohl der Senat als auch das Verfassungsgericht müssen es noch
überprüfen.
Wie ist eure Haltung dazu?
Das Gesetz lässt sich nicht mit den Bürgerrechten und Freiheiten
vereinbaren. In seiner jetztigen Form ist es wahrscheinlich sogar höchst verfassungswidrig.
Wie sieht die Debatte um das Urheberrecht in Frankreich aus?
Es ist eine riesige Diskussion in Frankreich, überall im Internet wird
darüber gesprochen, alle französischen Zeitungen haben ausführlich darüber berichtet. Ganz abgesehen davon, dass drei Wochen lang vor Gericht verhandelt wurde und Tausende sich die Verhandlungen im Internet mitangesehen haben, selbst spät nachts. Die Urheberrechtsfragen werden ganz sicher eines der wichtigsten Themen bei der nächsten Präsidentenwahl sein.
Du bist für eine Veranstaltungen zum Thema "Kulturflatrate" nach Berlin gekommen. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit dem Ausland in diesen Fragen?
Es gibt ganz sicher die Notwendigkeit für mehr Zusammenarbeit. Die neuen Gesetze und Bestimmungen sind das Ergebnis von internationalen Vereinbarungen, die vor fast 15 Jahren beschlossen wurden. Jetzt müssen wir uns international organisieren, um in Zukunft bessere gesetzliche Bestimmungen durchzusetzen. Darum war ich auch in Deutschland: Um den Leuten zu zeigen, dass es Lösungen gibt und dass man wirklich etwas verändern kann, wenn man daran arbeitet.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.