Was ist der Sinn von DRM?
Die Industrie hofft, dass so Kopien in Tauschbörsen verhindert werden können. Dabei übersehen die Verantwortlichen aber, dass oft schon bevor das Album in den Läden steht Kopien in den Tauschbörsen vorliegen. Diese Dateien sind ungeschützt, also ohne DRM, und somit dem Angebot der Online-Plattenläden qualitativ weit überlegen. Dazu kommt, dass man die meisten DRM-Maßnahmen problemlos umgehen kann. Deshalb halten wir die ganze Aktion für sinnlos. Ich habe aber das Gefühl, dass einige Entscheidungsträger bei den Labels nicht das technische Hintergrundwissen haben, um das einschätzen zu können.
Nochmal zu DRM: Das bedeutet, wenn ich für 99 Cent einen Song kaufe, gehört er mir eigentlich gar nicht?
Nein, man erwirbt ein begrenztes Nutzungsrecht. Apple behält sich auch vor, dies nachträglich zu ändern und wurde dafür übrigens auch schon von der Verbraucherzentrale Bundesverband abgemahnt. Im Vergleich zu einer CD, die man einfach überall in einen Player schieben kann, ist das natürlich eine bedenkliche Entwicklung.
Bei CDs gibt es aber Kopierschutz.
Der Grund dafür ist der gleiche wie bei DRM, es ist aber genauso unlogisch. Den Kopierschutz kann man meist auch umgehen – wie das DRM. Deshalb sollte man den Kopierschutz ganz einfach abschaffen. Der Nutzer soll ein Recht auf Privatkopie haben, weil es inzwischen überall Abspielgeräte gibt – mobile Player, Autoradios, der Rechner, die Anlage – die eben nicht alle mit denselben Medien umgehen können. Wer sich eine CD kauft, will die gekaufte Musik aber auch überall hören können, und dafür muss er kopieren dürfen.
Die Musikindustrie argumentiert, dass durch diese Kopien ihre Umsätze einbrechen.
Daran glauben wir nicht. Wir gehen im Gegenteil davon aus, dass eine Kopie Werbung für das Produkt macht. Wenn Musik also unter Freunden und Bekannten verteilt wird, steigt die Popularität der Musik. Man kauft sich auch Songs von den Bands, geht auf Konzerte, kauft T-Shirts, die nächste CD der Band und so weiter.
Glaubt Ihr, Eure Aktion wird Erfolg haben?
Wir fassen nur Dinge in Worte, die eh der Realität entsprechen. Wir fordern ja nichts, was unrealistisch ist, sondern Dinge, die täglich stattfinden. Es ist ein völlig normales Vorgehen von Millionen von Usern, dass sie ihren Kumpels CDs brennen. Das passiert jeden Tag und das wird sich auch nicht ändern. Die Industrie versucht gerade, an verlorenen Fronten irgendwelche Schlachten zu schlagen.
Viele der Forderungen, die Ihr stellt, werden im Ausland von so genannten Piratenparteien vertreten. In Deutschland ist eine solche Partei in Gründung. Wie politisch sind Eure Forderungen?
Wir berichten natürlich über die Parteigründungen und befürworten ihre Ziele. Im konkreten Fall ist unser Vertrauen in die Politik aber sehr gering. Bisher wurden seitens der Politik die Nutzerinteressen weitgehend ignoriert und die Forderungen der Industrielobbyisten zu Urheberrecht, Überwachung, Kriminalisierung sehr bereitwillig umgesetzt. Wir wollen auch keine fairen Musikangebote, zu denen die Industrie wider Willen gesetzlich verpflichtet wird. Wir wollen, dass die Musikindustrie einsieht, dass sie gerade gegen ihre Kunden und gegen ihre eigenen Interessen agiert.
Das musst du erklären.
Wir wollen, dass die Labels ihre Fans als Kunden begreifen und nicht länger als Verbrecher. Wenn ich mir Musik von meiner Lieblingsband kaufe, ist das zum einen teuer und zum zweiten wird mir durch das Format klar gemacht: ,wir trauen dir nicht’. Das ist kein gutes Verhältnis.