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"Und jetzt? ... lesen die das auch noch!"
Es kann ja sein, dass ich mich irre, aber wieviele Leute findet man im Freundeskreis, die mit ihrem Job zufrieden sind? Drei! Und zwei davon lügen. Ich habe mich nicht dazu entschieden, eine Ausbildung zum Speditionskaufmann zu beginnen. Damit startete ein Lebenslauf, den man mindestens mit "verpfuscht" umschreiben darf. Punktgenau nach der Ausbildung bin ich aus dem Job raus, erstmal Zivi machen. Spätestens danach sollte man den Wohnort wechseln, Großstadt und so. Habe ich gemacht. Köln. Köln war damals gut zu mir, zeigte mir das Internet und dass da was geht. Also bin ich Web Designer geworden. Ich war zweimal selbständig, zweimal war es eine Katastrophe. Ich war drei Jahre festangestellt, und das gefiel nicht nur meinen Eltern.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Beinahe zeitgleich zur Festanstellung fing ich an, ein kleines Blog zu betreiben. Das haben damals ja auch irgendwie alle gemacht. Dass mich dieses Blog nach zweieinhalb Jahren finanzieren würde, war so weit weg wie eine neue Platte von Ian Curtis. Aber so ist es gekommen. Was war passiert? Ich hatte alle meine Vorlieben gebündelt in eine Sache investiert. Und es stellte sich heraus, dass ich nicht alleine so ticke. Dass die Besucherzahlen inzwischen die einiger Magazine übertreffen, wundert mich wahrscheinlich mehr, als die Herausgeber selbst.
Ich hatte schon immer mehr Musikempfehlungen zu verteilen, als es Zuhörer gab. Ich mag es, schön eingerichtet zu sein, hatte aber nie das Budget dazu, alles von der Stange zu kaufen. Also habe ich Tipps gefunden und weitergegeben, wie man im Low Budget-Sektor bei der Einrichtung klarkommt. Ich habe Menschen eingeladen, sich und ihre Wohnung auf der Website vorzustellen, und die Besucher lieben es. Ich entscheide täglich neu, womit ich mich beschäftigen will, und vor allem, womit nicht. Und der größte Unterschied zu den bisherigen Jobs ist, dass ich mich bei alldem nicht verstellen muss. Ich treffe die Entscheidungen und lebe damit ausgezeichnet.
Den "sicheren" Job gegen das Blog einzutauschen fiel mir keineswegs leicht. Aber es fühlt sich verdammt richtig an. Und hey, immerhin habe ich eine Einladung von jetzt.de bekommen, einen Artikel darüber zu veröffentlichen. Hätte ich das mit 16 ahnen können?
Niemals.
Links: stylespion.de und photospion.de
Text: jetzt-Redaktion - Illustration: Katharina Bitzl