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„Die Neonazi-Strategien aufzeigen“: Warum Patrick über die NPD bloggt

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Mit der Seite will Patrick "die Entwicklung der rechtsextremen NPD darstellen und nachvollziehbar darstellen". Einer der Beiträge aus dem vergangenen Jahr wurde vor zwei Wochen beim Axel Springer-Preis für junge Journalisten in der Kategorie Internet ausgezeichnet. Warum er tut, was er tut, beschreibt Patrick, Jahrgang 1974, hier: "Politiker fordern gerne die politische Auseinandersetzung mit der NPD – ohne zu verraten, wie diese konkret aussehen soll. Das verwundert nicht, denn mit der Realität haben solche Worthülsen wenig zu tun. Mit der NPD kann man sich kaum sachlich auseinandersetzen. Dies wird in den Parlamenten deutlich, wo rechtsextreme Abgeordnete zumeist durch Nichtstun und Unwissenheit „glänzen“. Und beim von der NPD propagierten „Kampf um die Straße“, wo bei martialischen Aufmärschen andere Menschen eingeschüchtert werden sollen. Hinter allen Aktivitäten der NPD steht ein Ziel: eine ethnisch homogene „Volksgemeinschaft“. Soll man sich politisch mit dieser Nazi-Forderung auseinandersetzen? Soll man mit Leuten diskutieren, die die Opfer und Überlebenden des Holocausts verhöhnen? Den Neonazis tagein und tagaus erklären, dass ihr Verfolgungswahn Wahnsinn ist? Nein.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ganz besonders nicht im Internet, wo anonyme „Trolle“ in Foren ihr Unwesen treiben, unter immer neuen Pseudonymen immer wieder die alten Nebelkerzen zünden, um Fakten zu relativieren und von ungenehmen Inhalten abzulenken. Beispielsweise von den täglichen Attacken rechter Schläger. Auch auf der Seite npd-blog.info geschieht dies regelmäßig. Den Autoren, die hier kritisch über die rechtsextreme NPD und ihr Umfeld berichten, werden diverse Verfehlungen unterstellt, ohne dass diese konkret benannt werden: Lügen, „Internet-Mobbing“, Steuerung durch verdeckte Geldgeber. Nichts erscheint zu absurd. Und so versinken Teile des Internets im Aufstand der ganz rechten Leserbriefschreiber, der notorisch Zukurzgekommenden und Kleingeister, die nicht den Austausch von Gedanken suchen, sondern ihre Weltsicht missionarisch verbreiten wollen. Sie deklarieren Beleidigungen und Hetze zur Meinungsfreiheit um und trauen sich gleichzeitig noch nicht einmal, ihren Namen zu nennen. Durch diesen wenig erquicklichen Umgangston werden vernünftige Menschen abgeschreckt, sich an virtuellen Debatten zu beteiligen – was schade ist. Denn das Internet ist ein wertvolles Instrument zur Recherche. npd-blog.info will über die NPD aufklären und über die gesellschaftlichen Umstände, in denen eine Neonazi-Partei erfolgreich sein kann. Dabei müssen immer wieder die Neonazi-Strategien aufgezeigt werden: Sie treten nach außen bieder auf, doch Menschen, die nicht in ihr eng abgestecktes Weltbild passen, überziehen sie mit Drohungen. Sie greifen Alltagsprobleme auf, um ihre Ideologie der Ungleichwertigkeit zu verbreiten. Diese Ideen kommen in Teilen der Bevölkerung gut an und entladen sich in Gewalttaten. In der Bundesrepublik sind seit 1990 dutzende Menschen durch rechte Schläger getötet worden, Experten gehen von mehr als 130 Todesopfern aus. Im Jahr 2008 waren es mindestens zwei Obdachlose, die von selbst ernannten „Herrenmenschen“ totgetreten wurden, die ihre Opfer als „minderwertig“ verachtet hatten. Die humane Qualität einer Gesellschaft erkenne man nicht an Ethikdebatten in Feuilletons meinungsbildender Printmedien, sondern am Umgang mit schwachen Gruppen, heißt es. Deshalb gibt es npd-blog.info."

Text: jetzt-Redaktion - Illustration: Katharina Bitzl

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