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Die jetzt-Userin JaNaKlar: Die Badewanne ist doch nur ein Teil der Welt

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November 2006, San Rafael del Sur, Nicaragua: Es ist einfach, in der Badewanne zu liegen und über Entwicklungspolitik zu philosophieren. Etwas anderes ist es, mittendrin zu stecken: Undichte Wellblechdächer und auf dem kleinen Hinterhof ein Loch im Boden, von drei Seiten mit Brettern umzingelt, nicht gerade die gängige, europäische Vorstellung eines Aborts. Meine ersten vom Kulturschock gezeichneten E-Mails stießen nicht auf große Resonanz bei Familie und Freunden. Und so entschied ich mich, ein Abenteuerblog zu eröffnen, auf dem ich nichts mehr schrieb von handflächengroßen Löchern im Wellblech, die gerade in der Regenzeit nicht all zu praktisch sind, wenn man einen Daunenschlafsack besitzt. Ich schwärmte von meinem Wasserbett und von den zwei Hennen, die sich pünktlich zur morgendlichen Toilette mit mir in den Holzverschlag drängten und um das Loch im Boden stritten. Nach der Präsidentschaftswahl am 4. November in Nicaragua stand es in jeder Zeitung: Daniel Ortega war gewählt. Daniel, das Leitbild der Frente Sandinista, ehemaliger Kommunist und Revolutionär – verkommen zum Bibel zitierenden Scheindemokraten. Das konnte ja nicht gut gehen für Nicaragua. Aber wie gesagt, es ist so verdammt einfach, in einer warmen Badewanne zu liegen und über Weltpolitik zu diskutieren. Etwas ganz anderes ist es, mittendrin zu stecken. Es war ein Fest der Hoffnung derer, die sonst keine Hoffnung haben. Wer ein Auto besaß, fuhr damit Runde um Runde durchs Dorf, auf den Ladeflächen drängten sich Freunde an Feinde um sich die Hände zu schütteln, sich zu beglückwünschen. Ab jetzt würde alles besser werden. Ich sog diese Bilder auf. Da gab es kein Misstrauen, keine mahnende Instanz vor der nahenden Korruptionspolitik, da gab es einfach nur Freude. Ich erlebte auch viel Leid in Nicaragua, aber es war eine großartige Zeit. Denn ich lernte Menschen kennen, die ihre Wäsche in der Regentonne waschen und trotzdem mit einem Lachen durchs Leben gehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mai 2009, Leipzig, Deutschland: Hätte ich mein Tagebuch nicht in Berlin vergessen, dann würde dieses Lachen vielleicht niemals seinen Weg über meinen privaten Buchdeckel hinaus gefunden haben, ich hätte nie die positive Resonanz bekommen, die mir den Mut gab, im November 2008 mein Studium abzubrechen und mich ganz dem Schreiben zu widmen. Momentan veröffentliche ich meine Texte auf jetzt.de, trete auf Poetry Slams und Lesebühnen auf. Natürlich haben sich meine Arbeiten thematisch und stilistisch verändert, aber die Motivation ist geblieben: Ich schreibe über das, was mich im Alltag bewegt und dazu treibt, die Blickrichtung zu wechseln. Auch wenn ich momentan in Deutschland lebe, gilt meine große Leidenschaft Lateinamerika. Über die Jahre habe ich die meisten Länder des Kontinents bereist und mein Lebenslauf ist stark verwoben mit dem, was ich dort gesehen und gefühlt habe. Dass gerade dieser Erdteil zur Schatzkiste meiner zweiten Leidenschaft, dem Schreiben, geworden ist, macht mich glücklich und wenn ich mir eine Sache für die Zukunft wünsche, dann ist es, mit meinen Mitteln etwas für den Kontinent und seine Bewohner zu bewirken. Sei es im Rahmen einer NGO oder als Auslandskorrespondentin bei einem entsprechenden Medium. Ohne meine Erfahrungen in Nicaragua wäre ich nicht die, die ich heute bin.

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