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Das Umzugspersonal. Erste Folge: Makler
Es gibt Menschen die Krieg führen und welche, die Kinder vor RTL2 verhungern lassen, es gibt skrupellose Manager und Robbenschlächter, es gibt Giftmischer und Hooligans, Taschendiebe und Streptokokken und dann, tja, dann gibt es auch noch Makler.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
So sehr du dir geschworen hast, bei der Wohnungssuche ihre Dienste nicht in Anspruch zu nehmen – je länger die Suche sich zieht, desto erdrückender wird (vor allem in Wohnungskrisengebieten wie München) ihre Übermacht und irgendwann nimmst du das „Immobilienbüro Schulze“ missbilligend in Kauf und klingelst da, wo sie das Schildchen „Besichtigung“ aufgeklebt haben. Sie öffnen dir die Tür und sagen „Sehen Sie sich in Ruhe um!“ und das „in Ruhe“ dehnen sie ordinär, denn das ist das Einzige, was sie auf der Maklerschule gelernt haben. Ist der Makler ein Mann, fährt er einen mittleren BMW und trägt ein italienisches Sakko (versteht es aber nicht), seine soziale Kompetenz pendelt sich irgendwo zwischen Hauptschulhausmeister und BWL-Playboy ein. Ist der Makler eine Frau, bemüht sie sich, bei der Begrüßung eine Art gehobener Tupperparty-Atmossphäre zu verbreiten – eine Tarnung der du anfangs gelegentlich verfällst, die sich aber spätestens in einem Dialog wie diesem auflöst: Maklerin (warm): Die Sonne hat hier einen ganz flachen Einfallswinkel, deswegen das schöne weiche Licht, so richtig zum Träumen… Du: Ja, schön, wirklich… Maklerin (kumpelhaft): Und morgens hier ein Frühstück im Bett, ich liege ja manchmal bis elf Uhr in den Federn...super! Du (gepresst): Ja, schön, es ist nämlich so, ich könnte eine Elternbürgschaft vorlegen, wäre das auch okay? Maklerin (eiskalt inkl. verschnupft): In diesem Fall muss ich erst mit der Wohnungsverwaltung Rücksprache halten. Obwohl du dich in Ruhe umschauen sollst, wird der Makler nach etwa vier Minuten ungeduldig und verfolgt dich bei dem sich sinnlos wiederholenden Gang durch die zweieinhalb Zimmer, deswegen musst du ihn mit künstlichen Fragen auf Abstand halten. Du: Gehört ein Keller dazu? Makler:Muss ich mal nachschauen (blätternd), uno momento, ja Kellerabteil steht hier. Du: Na, die Straße da ist ja ganz schön befahren. Makler (ansatzlos): Aber abends wird es hier sehr ruhig. Du: Gibt es in der Küche einen Gasanschluss? Makler (strahlend): Da bin ich wirklich überfragt. Natürlich willst du die Wohnung nicht, das war schon nach zehn Sekunden klar, zu dunkel, überhaupt die Zimmer mit dieser schrecklichen Holzdecke. Dass du trotzdem seit zehn Minuten ein komisches Frage-Antwort-Interesse-Theater mit dem Makler spielst, geschieht zum einen aus völlig falschem Mitleid und zum anderen aus deiner Unkenntnis wie die Situation glimpflich zu beenden ist. Schließlich bringt es ein gemurmeltes „Ich werde noch eine Nacht drüber schlafen“ zu Ende. Noch mal Glück gehabt! Denn so richtig schlimm wird es erst, wenn du die Wohnung haben möchtest. Dann schaut dir der Makler beim Ausfüllen des Selbstauskunftsbogen über die Schulter („Äh, den Geburtstag von meinem Mitbewohner weiß ich jetzt nicht genau, kann ich das nachtragen?“) sammelt ihn ein wie das Christkind den Wunschzettel und macht die Tür hinter dir zu. Und genau dafür bezahlst du ihm dann 1534 Euro. Illustration: dirk-schmidt