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Selbstversuch: Essen-to-go ohne Verpackungsmüll mit Tupperdose
Von Coffee-to-go-Bechern, in Plastik verpackten Fertigsalaten bis hin zum Einwegbesteck: Wer sich eine kleine Mahlzeit vom Supermarkt, der Bäckerei oder der Imbissbude holt, kommt um Verpackungsmüll oft nicht herum. Besonders viel davon wird dem Umweltbundesamt zufolge in Deutschland produziert. Mit 220 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf liegen wir Deutschen über dem EU-Durchschnitt. Der Umwelt tun wir so sicherlich nicht gut.
Lässt sich das ändern? Wie schwer ist es tatsächlich, bei to-go-Mahlzeiten auf Plastik- oder Papierverpackungen zu verzichten? Um diese Frage zu beantworten, mache ich mich gemeinsam mit meiner Kollegin Tabea einen Tag lang mit Thermobechern und Tupperdosen auf den Weg. Wie werden wohl die Geschäfte auf unseren Versuch, Verpackungsmüll zu vermeiden, reagieren?
1. Das Frühstück beim Bäcker
Los geht es mit dem Frühstück in einer Bäckerei nahe des Münchner Hauptbahnhofs. Dort werde ich von einem freundlichen Verkäufer begrüßt. Auf meine Frage, ob er mir die Brezn und den Kaffee auch verpackungsfrei mitgeben kann, drückt er mir die Butterbreze in die Hand. Den Kaffee füllt er ganz selbstverständlich in die mitgebrachten Thermobecher. Beim Frühstück kann man also kaum etwas falsch machen. Wie uns der Verkäufer erzählt, nehmen inzwischen immer mehr seiner Kunden ihren eigenen Becher mit. Eine positive Entwicklung, wie ich finde, denn noch immer wandern viele to-go-Becher in den Müll. Das deutsche Bundesumweltamt geht von einem jährlichen Konsum von 2,8 Milliarden to-go-Bechern aus. Schätzungen zufolge werden allein für die Pappbecher-Herstellung außerdem jedes Jahr 64 000 Tonnen Holz, 1,5 Milliarden Liter Wasser und 11 000 Tonnen Kunststoff verbraucht.
2. Das Mittagessen beim Asia-Imbiss
In der Mittagspause haben wir Lust auf Asiatisch. Bei einem Imbissstand holen wir uns Frühlingsrollen und gebratene Nudeln mit Wok-Gemüse. Ein Blick auf das Menü to-go zeigt, dass auch hier oft auf Einweg-Verpackungen zurückgegriffen wird. Einer Forsa-Umfrage zufolge, nutzen inzwischen rund 42 Prozent der Deutschen mindestens einmal im Monat Einwegverpackungen. Was mich überrascht: Dafür sind vor allem junge Menschen verantwortlich. 71 Prozent der 20- bis 29-Jährigen konsumieren einmal im Monat Einwegprodukte, 15 Prozent sogar wöchentlich. Die über 60-Jährigen gaben dagegen an, nie oder nur selten Einwegverpackungen zu nutzen.
Wie auch bei der „Box to go“ des Imbisstands, vor dem wir nun stehen, sind diese Einweg-Boxen außerdem oftmals mit einer Innenbeschichtung versehen. Die Kunststoffe sorgen dafür, dass die Box nicht durchweicht, machen die Box aber auch nur schwer recyclebar. Wie gut also, dass auch hier die Verkäuferin meinem Wunsch nachkommt, das Essen in die Tupperdose umzufüllen. Auf meine Nachfrage erzählt auch sie, dass mitgebrachte Tupperdosen für sie längst nicht mehr ungewohnt seien.
3. Das Abendessen vom Lieferdienst
Gegen Abend sitzen wir noch im Büro und steigen auf einen Lieferdienst um. Wie eine Umfrage des (mittlerweile geschlossenen) Lieferdienstes Deliveroo zeigt , bin ich nicht die einzige, die hin und wieder ihr Essen ins Büro liefern lässt. Im vergangenen Jahr hat der Lieferdienst die Bestellungen aller Unternehmensprofile bei „Deliveroo for Business“ aus den Städten Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Köln ausgewertet und aufgezeigt, dass Lieferdienste für Unternehmen immer beliebter geworden sind. Besonders viele Gruppenbestellungen werden demnach zur Mittags- und Abendzeit getätigt. Grund für diesen Trend seien unter anderem meist die fehlenden Alternativen. Zwar gibt es in großen Konzernen noch die klassische Betriebskantine, doch gerade junge Unternehmen und Mittelständler mieten sich oft in anderen Gebäuden ein. Der Aufbau eigener Küchen oder Betriebsrestaurants sind für diese Unternehmen daher meist unrentabel. Auch fehle Mitarbeitern oftmals die Zeit, ihr Essen für den nächsten Tag vorzubereiten.
Nach wenigen Klicks bestelle ich schließlich zwei Cheeseburger, jedoch kann ich online nicht auswählen, mit welcher Verpackung das Essen geliefert werden soll. Daraufhin rufe ich beim Lieferdienst an, erfahre aber, dass eine Lieferung ohne Verpackung nicht möglich ist. Einen Pluspunkt hat der Lieferdienst jedoch trotzdem verdient: Das Essen kam schnell und zumindest wurde der Burger nicht in Plastik, sondern in einem Pappkarton geliefert.
4. Der Kuchen von der Fastfood-Kette
Nach dem deftigen Cheeseburger möchten wir noch etwas Süßes. In der Café-Abteilung einer Fastfood-Kette entdecke ich einen saftigen Schokoladenkuchen. An der Kasse bestelle ich zwei Stück davon und bitte die Kassiererin, den Kuchen in die Tupperbox zu legen. Doch nachdem die Verkäuferin mit der Box zurückkommt, stelle ich enttäuscht fest: Ganz ohne Plastik geht es hier offenbar nicht. Aus „Hygienegründen“ muss die Kassiererin eine Plastikfolie unter den Kuchen legen. Und weil ich mir unterwegs die Hände beim Essen nicht schmutzig machen möchte, drückt sie mir schließlich auch noch – obwohl es inzwischen zahlreiche Alternativen gibt – Besteck aus Plastik in die Hand.
Über einen längeren Zeitraum hinweg wird das Unternehmen aber umdenken müssen, zumindest was die Plastikgabel angeht. Im vergangenen Frühjahr hat das Europaparlament ein EU-weites Verbot von vielen Einwegprodukten, darunter auch Plastikgeschirr, beschlossen. Ab 2021 soll das Gesetz in Kraft treten und damit verhindern, dass immer mehr Plastik in unsere Umwelt gelangt. Und das ist gut so, denn Experten befürchten, dass 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren zu finden sein wird. Nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen ist das ein großes Problem, da durch den Verzehr von Meerestieren Mikroplastik und Kunststoff auch in den menschlichen Organismus gelangen können.
Fazit
Nach dem Kuchen ist unser Hunger für den Tag gestillt. Mit dem Selbsttest bin ich größtenteils zufrieden. Wer immer eine Tupperdose in seiner Tasche mitnimmt, wird in der Regel kein Problem haben, sein Essen im Restaurant oder Imbiss vor Ort umfüllen zu lassen. Eine nachhaltigere und kostengünstigere Alternative wäre, sich morgens mehr Zeit zu nehmen, um sich ein Brot zu schmieren oder abends einfach eine Portion mehr zu kochen, damit man am nächsten Tag noch etwas in die Arbeit mitnehmen kann. Voraussetzung dafür ist, die eigene Bequemlichkeit zu überwinden und nur noch in Notfällen auf schnelles To-go-Essen zurückzugreifen. Besonders die junge Generation sollte sich diesen Vorsatz zu Herzen nehmen. Denn wir können nicht einerseits für den Klimawandel kämpfen und andererseits für den meisten Verpackungsmüll in unserem Land verantwortlich sein.