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In der Dominikanischen Republik sieht man vor Müll den Strand nicht mehr

Foto: Ricardo Rojas / Reuters

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Die meisten Deutschen kennen die Dominikanische Republik, Pardon, die, „Dom Rep“, wie man im Urlauberfachjargon sagt, als Reiseziel. Unsere ersten Assoziationen deshalb: weiße Sandstrände mit karibisch-türkisem Meer, bisschen Kokospalmen, bisschen Merengue-Klänge aus der Strandbar. 

Momentan machen Strandbilder aus der Dominikanischen Republik auf der ganzen Welt die Runde. Ein Instagramvideo sammelte in wenigen Tagen Hunderttausende Views, Nachrichtenmedien berichteten über den Strand in Santo Domingo, der Hauptstadt des Inselstaats. Der Grund: Auf den Strandbildern ist kein bisschen Strand zu sehen. Sondern Müll.

Die gesamte Wasseroberfläche ist bedeckt von einem Teppich aus Plastikmüll, der Sand ebenfalls. Wenn die Wellen brechen, ertönt nicht das gewohnte Rauschen, sondern ein Klackern und Klirren aufeinanderprallender Glas- und Plastikteile. 

Das Video auf Instagram stammt von der Umweltbewegung „Parley for the Oceans“. Die Plattform initiiert Umweltaktionen, vor allem setzt sie sich für die Säuberung und das Sauberhalten der Ozeane ein. Sie wird von Firmen, Organisationen und Prominenten unterstützt. Alleine über ihren eigenen Account erreichte Parley for the Oceans mit dem Video bislang fast 290.000 Menschen. Zusätzlich teilten es andere Kanäle, zum Beispiel der Musiker Moby, bei dem eine Million Zuschauer den kurzen Clip sahen.

Etwa 500 Leute, darunter Angestellte der Stadt und Soldaten, versuchen nun schon seit Tagen, den Müll zu beseitigen. Man habe in sechs Tagen schon 60 Tonnen Abfall gesammelt, sagt ein General der Dominikanischen Armee.

Rund acht Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen jährlich in die Meere

Der Müll sei einerseits vom Fluss Ozama ins Meer geschwemmt worden, so der General. Laut dem Bürgermeister von Santo Domingo stamme ein Teil der Plastikflaschen aus den eigenen Metropolen, das erkenne man an den Etiketten. Aber ein großer Teil ist wohl auch während Unwettern in den vergangenen Tagen von hoher See angeschwemmt worden. 

Und das ist vielleicht das eigentlich Erschreckende: Gegen das, was draußen auf den Ozeanen an Müll herumtreibt, ist der Plastikteppich von Santo Domingo verschwindend winzig. Rund acht Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen laut Schätzungen von Umweltorganisationen jährlich in die Meere. Bis 2050 könnte der Plastikmüll im Meer mehr wiegen als alle Fischschwärme zusammengenommen, warnten schon 2016 Autoren einer neuen Studie. Der Müll sammelt sich in gigantischen Strudeln, wo er langsam in kleine Teilchen zersetzt wird. Dieses Mikroplastik gelangt in Organismen der Meerestiere, in die Nahrungskette und ergo letztlich überallhin.

Dieses enorme Problem des Plastikmülls in den Meeren ist natürlich längst bekannt. Nur scheint es den Menschen erst dann richtig bewusst zu werden, wenn es Bilder gibt, die das Ausmaß wirklich greifbar machen. Und da ist so ein Strand in der Dom Rep vielleicht besser als jede aufwändige Studie renommierter Meeresforschungsinstitute.

che

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