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Hitzewelle in Deutschland: Das Hitze-ABC als Smalltalk-Guide
Es ist heiß, so heiß in Deutschland. Hitzerekorde werden gebrochen, eingestellt, die Wetterkarten brauchen neue Farben, um die Temperaturen visuell darzustellen. Und in den Medien (den altmodischen und den sozialen) gibt es kein anderes Thema mehr als: DIE HITZE. Höchste Zeit, das mal alphabetisch zu sortieren, solange wir noch denken können!
A wie Asphalt
Klassisches Erkennungszeichen für einen heißen Sommertag in Literatur und Film: eine schwarze, geteerte Straße, über der sich Hitzeschwaden anstauen.
B wie Bluetooth-Box
Das einfachste Instrument, um Mitbürger:innen gegen dich aufzubringen. Schritt 1: Lege dich mitten ins Freibad- oder Park-Gedränge. Schritt 2: Verbinde deine Bluetooth-Box mit dem Handy, spiel Musik ab. Schritt 3: Lautstärkeregler aufs Maximum. Schritt 4: Genieße den Anblick hilfloser Mitmenschen, denen gleich die Halsschlagader platzt, die aber gleichzeitig zu höflich sind, dich jetzt auf den Lärm hinzuweisen geschweige denn zu verprügeln.
C wie Chinin
Früher, als die Briten noch in der weiten Welt herumkolonialisierten, war Chinin, ein Extrakt aus dem Chinarindenbaum, das einzig bekannte Mittel gegen Malaria. Aus diesem Grund tranken die Kolonialherren Tonic Water und mischten zur Sicherheit (und Desinfektion) ordentlich Gin darunter. Heute ist Gin Tonic ein Sommergetränk.
D wie Dachgeschoss-Nörgler*innen
Alle Menschen, die im Dachgeschoss hausen, dürfen gerade privat und öffentlich ihr Leid klagen. Im Büro, am See liegend, in den sozialen Medien. Mitleid ist ihnen spätestens dann von allen Seiten sicher, wenn auch der dritte Ventilator keine Abkühlung verschaffen kann. Aber mal ehrlich: Dass es da oben heiß wird, hätten sie auch vorher wissen können. → Siehe auch L wie „Lüften“
E wie Eincremen
„Könntest du mir mal eben den Rücken ...“
F wie Flipflop-Furzgeräusche
Für sie muss man sich ständig entschuldigen: „Das war ich nicht, das waren nur meine Schlappen.“ Ein Restzweifel, ob es wirklich nur die Flipflops waren, bleibt aber immer.
G wie „Gar kein Hunger“
Manche haben wohl wirklich weniger Appetit im Sommer. Andere sagen’s, weil sie sich so in Badekleidung besser ertragen. Dabei gibt es kaum etwas Desaströseres, als bei Hitze aufs Essen zu verzichten.
H wie Hirnfrost
Auch bekannt als „Brain Freeze“. Tritt ein, wenn man zur Abkühlung Eis oder ein kaltes Getränk zu gierig verschlingt.
I wie „Igitt“
Der Sommer ist die Hochzeit des Ekels: Überall sammeln sich Schweiß-Sturzbäche, Menschen gehen in den Büschen oder im Badewasser aufs Klo und wo es früher schon nach Pipi roch, tut es das jetzt doppelt so schlimm. Da sehnt man sich fast wieder nach Heuschnupfen, um nichts riechen zu müssen. → Siehe auch O wie Odel
J wie „Ja, genau“
Antwort auf alles. Immer. Weil keine:r mehr Kraft/Lust hat, zu diskutieren. → Siehe auch N wie „Noch viel schlimmer als letztes Jahr“
K wie Klimaprofis
Die Menschen, die immer und immer wieder erklären, warum es gerade so heiß ist, wie es ist und warum das so schlimm ist, wie es eben schlimm ist.
L wie Lüften
Wird gerade in sozialen Medien GROSS diskutiert. Sollte man nur nachts? Oder auch tags, wie Kachelmann empfiehlt? Jeder und jede hat da wohl seine ganz eigene Überzeugung – was durchaus zu heftigem Streit innerhalb derselben Wohnung führen kann. → Siehe auch W wie „Wehe, du machst das Fenster auf!“
M wie Macho-Feinripp
Das abgenudelte Unterhemd, das Männer bei Hitze auf einmal ausgraben. Macht keinen sehr schönen Abdruck auf der Haut. → Siehe auch T wie „Tanlines“
N wie „Noch viel schlimmer als letztes Jahr“
Was jede:r Deutsche angesichts der Hitze sagt. Jedes Jahr. → Siehe auch V wie Verfall, der körperliche
O wie Odel
Tierscheiße, die auf dem Land zuverlässig dann ausgefahren wird, wenn es so richtig bombenheiß ist und der Mist (zumindest gefühlt) noch viel schlimmer stinkt als zu jedem anderen Zeitpunkt.
P wie Planschbecken
Kleinbürgerliche Alternative zum Swimming-Pool. Vorteil Numer eins: Kann man sogar in München Platz für finden. Vorteil Nummer zwei: Kann man auch Bier drin kühlen.
Q wie Quarkumschläge
Super Hausmittel gegen Sonnenbrand. Thank us later.
R wie Radler, der, die, das
Radler sieht man bei diesen Temperaturen überall, egal ob als kalte Bier-Limo oder in menschlicher Form, sich in enger Hose auf dem Fahrrad abstrampelnd. Beide Arten von Radler können einzeln sowie kästen- beziehungsweise gruppenweise auftauchen.
S wie Salmonellen
Der feuchte Albtraum für jede und jeden, die oder der Grill-Salat mitgebracht hat oder ihn essen muss. Die Frage: „Meinst du, das ist jetzt noch gut, nachdem es in der Hitze stand?“, wird 30-minütlich gestellt.
T wie Tanlines
Die einen hassen sie (militante FKKler:innen und Verfechter:innen der „streifenfreien Bräune”), die anderen tragen sie wie den Beweis eines besseren, urlaubgespickten und sonnengeküssten Lebens zur Schau („Drei Wochen all inclusive im Robinson Club in Hurghada, soooooo schön!”)
U wie Underboob-Schweiß
Steigt exponentiell mit der Brustgröße: die Menge an Schweiß, die sich bei jeder Frau an der Brustfalte sammelt.
V wie Verfall, der körperliche
Bei Temperaturen über 30 Grad ist echte Körperpflege, geschweige denn richtiger Sport ein Ding der Unmöglichkeit. Der oder die kluge Deutsche findet sich daher schnell damit ab, ständig verschwitzt und vollkommen ermattet zu sein. Nichts geht mehr, außer liegen vielleicht.
W wie „Wehe, du machst das Fenster auf!“
Die ultimative unvollständige Autofahrer:innen-Drohung, wenn gerade die Klimaanlage anläuft, sie sich aber noch anfühlt wie Heizung.
X wie XL-Penis
Heiße Temperaturen lassen den Penis größer aussehen (juhu!). Abkühlung im kalten See wirkt dem aber entgegen (sad!).
Y wie „Whhhyyy?“
Das stöhnen Millennials diese Woche dem Universum entgegen. Es antwortet nicht.
Z wie Zölibat, unfreiwilliges
Wer schon einmal bei 35 Grad zu zweit im Bett gelegen hat, weiß, dass sich bei diesen Temperaturen maximal die Fingerspitzen berühren sollten.
Dieser Text erschien zuerst am 27. Juni 2019 und wurde am 15. Juli 2022 aktualisiert.