Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Stasi 2.0: Widerstand mit Schäublone gegen den Bundesinnenminister

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Was ist dataloo? Mac: Dataloo ist unser gemeinsames Weblog, das wir seit etwa zwei Jahren betreiben. Ein Experiment, an dem wir gemeinsam schreiben. Was dataloo aber wirklich ist, soll jeder selber rausfinden. Deshalb auch der Titel „United Trash“. Wie ist das Bild von Wolfgang Schäuble und der Slogan „Stasi 2.0“ in diesen United Trash gekommen? Mac: Das Posting stammt von Dirk, deshalb erzähle ich kurz die Vorgeschichte und du übernimmst dann, Dirk ... Dirk: Okay, fang an. Mac: Wir waren vor zwei Wochen bei der Bloggerkonferenz re:publica in Berlin. Dort gab es ein paar Vorträge zum Thema „Politik im Netz“ und in diesem Rahmen ist auch der Begriff „Stasi 2.0“ plötzlich aufgetaucht und wie es so ist mit einer guten Idee: der Begriff hat sich ziemlich schnell verbreitet. Ich glaube Heise hat das zuerst aufgegriffen, dann hat es der Zünder von der Zeit benutzt. Dirk: Und kurz danach kam die Idee zu uns geflogen. Ursprünglich ist sie von einem Freund von uns – von Mike, dem schulden wir noch einen Kasten Bier dafür. Jedenfalls hat der uns eine Mail geschickt, in der er schrieb, wie sehr er sich gerade über die Pläne von Schäuble aufregt. Und in dieser Mail hat er auch den Vorschlag gemacht, dass man eigentlich eine Schablone bauen müsste mit dem Slogan „Stasi 2.0“ und dem Bild von Schäuble.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und du hast dann ein solches Bild gebaut und an die Wand gesprüht? Dirk: Nicht ganz. Das Bild ist nämlich gar nicht gesprüht. Es ist ein Bild, das wir mit einem Bildbearbeitungsprogramm auf eine Wand gesetzt haben. Es ist also von mir eher digital gesprüht. Aber inzwischen ist es wohl auch schon richtig gesprüht, also richtig groß. Mittlerweile ist ja auch das ganze Thema richtig groß geworden. In eurem Blog gibt es fast 300 Kommentare, ihr seid das wichtigste Thema grad im Netz ... Mac: Wir sind selber völlig überrascht von den Reaktionen. Dirk: Ja, das Ganze hat eine eigene Dynamik bekommen. Beim Fontblog bekommt man mittlerweile nicht nur Schäuble, sondern das ganze Kabinett als Vorlage und eine eigene Schriftart Wer mag kann jetzt also eigene Slogans nach eurem Vorbild formulieren? Dirk: Ja, das finde ich auch das Spannende daran: solche Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, mit denen andere dann weiterarbeiten können. Da entstehen ganz tolle Dinge, irgendwer hat so auch den Begriff "Schäublone" geprägt. Mac: Das Ganze kam, glaube ich, zu einem sehr guten Zeitpunkt, nach der re:publica. Dirk: Stimmt, das Bild hat offenbar eine Stimmung ganz gut auf den Punkt gebracht, ein Unwohlsein, das viele Leute haben, wenn es um die Pläne von Wolfgang Schäuble geht. Könnt Ihr dieses Unwohlsein ein bisschen genauer beschreiben. Was ist eure Kritik an Schäuble? Mac: Die beste Zusammenfassung, die es ganz schön auf den Punkt bringt, geht so: „Für ein ganz klein wenig Mehr an Sicherheit geben wir sehr sehr viel Freiheit auf.“ Uns stört es einfach, dass der Staat immer mehr private Daten seiner Bürger sammeln will. Das sieht man zum Beispiel an den Maut-Daten: als man mit der Maut anfing, hieß es, dass diese Daten nie verwendet werden. Heute wird selbstverständlich darüber diskutiert, dass man sie verwendet. Man könnte das an zahlreichen Beispielen fortführen. Welche Probleme Dirk und Mac hatten, aus dem Schäuble-Bild ein T-Shirt zu machen, erzählen sie auf der nächsten Seite - und sie verraten auch, wo man die Protest-Parole kaufen kann.


Eigentlich könnten die Oppositions-Parteien im Bundestag Leute wie euch gerade dringend brauchen, um die Kritik an der Regierung auf den Punkt zu bringen: Haben die sich schon gemeldet? Dirk: Nee, bisher hat sich noch keiner gemeldet. Ich warte aber immer noch drauf, dass Herr Schäuble hier vielleicht vorbei schaut. Mac: Das ist aber nicht nur ein Problem der Opposition, da haben Politiker aus allen Parteien ein Problem. Ich halte das für eine echte Katastrophe, dass in Deutschland Leute über diese Dinge entscheiden, die sich technisch kaum auskennen und sich zum Beispiel ihre Mails ausdrucken lassen. Seid Ihr denn in einer Partei? Mac:Nein. Dirk: Ähm. Mac: Bist du in einer Partei, Dirk? Dirk: Ich bin ehrlich gesagt gerade gar nicht sicher. Ich habe 1996 mal eine Bewegung unterstützt, die sich „Die Digitalen“ genannt haben. So eine Art Vorgänger der Piratenbewegung. Aber das ist ja keine Partei. Seit heute kann man das Bild auch als Aufdruck auf einem T-Shirt kaufen. Das war aber nicht so einfach. Dirk: Ich habe die Schablone bei Spreadshirt, wo ich schon länger einen eigenen Shop habe, hochgeladen. Dann kam aber die Antwort, dass das Motiv rechtlich bedenklich sei. Mac: Schön ist vor allem die Begründung: Es wäre nicht mehr Satire, sondern Verunglimpfung.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Jetzt geht es aber doch, irgendjemand von Spreadshirt hat gesagt, sie wollen es doch drucken. Dirk: Der Jemand, der das gesagt hat, ist der Spreadshirt-Gründer. Er hat sich in unserem Blog eingemischt und gesagt, dass es doch geht. Daraufhin habe ich es gestern nochmal hochgeladen – in der Hoffnung, dass es jetzt endlich funktioniert – und es kam wieder eine automatisierte Mail von Spreadshirt zurück. Das hat sich aber superschnell geklärt. Und seit heute nachmittag geht es jetzt endlich. Und jetzt verdienst du mit der Idee Geld? Dirk: Nee, ich hab das so gemacht, dass ich kein Geld verdiene. Ich biete zwei Versionen an. Einmal zum Selbstkosten-Preis und einmal für etwas mehr Geld, als so eine Art „Spenden-Shirt“. Dabei schlagen wir fünf oder zehn Euro drauf und das spenden wir dem AK Vorratsdatenspeicherung . Mac: Spreadshirt sind also die einzigen, die an dem Shirt verdienen. Wir würden uns deshalb schon sehr freuen, wenn die ihren Anteil vielleicht auch spenden würden. Immerhin ist der Aufsichtsratvorsitzende von Spreadshirt, glaube ich, Rezzo Schlauch ... ... der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag. Mac: Genau. Der ist aber nicht mehr in der Politik. Vielleicht könnte der ja auch mit einem solchen T-Shirt rumlaufen. Mehr über das Thema gibt es im Netz bei dem so genannten AK Vorratsdatenspeicherung sowie im Themenschwerpunkt auf jetzt.de. Das Motiv auf einem T-Shirt kann man hier kaufen.

  • teilen
  • schließen