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Das Aphorismen-Bild

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert




Typischer Post:
Ein Foto von einem Sonnenuntergang am Meer. Oder einem Regenbogen. Aber meistens einem Sonnenuntergang am Meer. Darüber steht in stark serifenhafter Schrift: "WENN DU AUFGIBST, WIRST DU NIE ERFAHREN, OB DU NICHT DOCH ANS ZIEL GEKOMMEN WÄRST." Eine Zeile darunter steht entweder "- unbekannt" oder "- Audrey Hepburn".

Der Satz dazu:
"So true." Oder gar keiner. Schließlich sagt das Zitat doch alles, oder? 

Die Teilerin:
Hat ihr Facebook-Profil sehr gewissenhaft ausgefüllt. Dort erfährt man fast alles über sie, von "Lieblingsbücher" bis hin zur Grundschule ("Volksschule Herbertshausen, class of 1995"). Nie bricht sie zu einem Wochenendausflug auf, ohne den Satz "Servus München!" und ein Foto aus dem Regionalzugfenster zu posten. Was sich nicht in biografischen Details und Likes ausdrücken lässt, kommuniziert sie über Aphorismen der Seiten "Inspirational Quotes" und "Love Quotes and positive Sayings". Facebook ist für sie ein Mädelsstammtisch und da sagt man doch auch, was einen so bewegt.

Diese Leute liken es:
Vera, Clara und Laura aus dem Hauptseminar. Die ahnen schon: Der Spruch "Fall in love when you're ready, not when you're lonely" kann nur eines bedeuten: Robert hat mal wieder Schluss gemacht.

Das steht drunter:
Clara: "Awww, Maus! Du bist so tapfer! <3<3<3"

Das steht leider nicht drunter:
"Awww, Mädchen! Schon mal was von Oversharing gehört?!"




Der gesuchte Fahrraddieb

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Typischer Post: 
Ein verlinkter Artikel aus dem Gimmelsbacher Anzeiger: "Fahrrad-Diebstahl! Ein beiges Damenrad mit Korb wurde am Samstagnachmittag vor Rudi’s Daunenstudio entwendet. Über Hinweise aus der Bevölkerung freut sich Ihre Polizei unter Tel. 351." Dazu das Foto einer betroffen blickenden Frau mittleren Alters, die auf einen leeren Fleck vor der Tür des Daunenstudios zeigt. 
 
Der Satz dazu:
"Den Kerl muss doch einer erwischen!"

Der Teiler:
Ist Ende Vierzig, lebt im Speckgürtel einer Stadt mit Marktplatz und ist von den sozialen Netzwerken fasziniert. So richtig weiß er noch nicht, womit genau er sich darin beteiligen kann - daher versucht er es einfach mit regionalen Meldungen, die ihn persönlich ansprechen.

Diese Leute liken es:
Rudi, der Inhaber des Gimmelsbacher Daunenstudios. Und Botho, der den Post eigentlich teilen wollte, aber versehentlich auf den "Gefällt mir"-Button geraten ist.

Das steht drunter: 
Botho: "Gefällt mir NICHT!!" Das steht leider nicht drunter:
"Ach, Papa."


Der unwahrscheinliche Freistoß

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert




Typischer Post:
Ein wackeliger TV-Mitschnitt eines chilenischen Drittliga-Derbys von vor drei Jahren. Die dusselige Angreifermannschaft tändelt den Ball nach einem Eckstoß sechsmal hintereinander an den Pfosten, bevor einer stolpert und den Ball versehentlich mit der Hüfte über die Torlinie schiebt. Dann jubeln alle wie irre.

Der Satz dazu:
"LÖÖL" oder "Schade, dass das Transferfenster schon zu ist, @FCBayern! :-D"

Der Teiler:
War früher ein großer Fan von "Bitte lächeln". Deshalb ist er bis heute ein großer Fan von allem, was innerhalb von fünf Sekunden einen Lachreiz setzt: Unerwartete Fürze, "Game of Thrones"-Memes, russische Dashcam-Videos von Verkehrsunfällen mit Ziegen. Facebook ist ein unendlicher Quell der Schadenfreude, sollen sich die anderen doch mal locker machen. Niveau ist schließlich keine Handcreme, hahaha!

Diese Leute liken es:
Tim, Torben und Tommy aus dem Sport-Leistungskurs, außerdem 41 Leute, deren Namen der Teiler nur von Facebook kennt. Weil eigentlich kennt er die meisten seiner Kontakte dort gar nicht persönlich.

Das steht drunter:
Tommy: "ahaha, erinnert mich an deine besten zeiten beim sc grafenau!!!"

Das steht leider nicht drunter:
"Wer bist du, was soll ständig dieser schadenfrohe Mist und wo kann man nochmal User blockieren?!" 




Der Giftfund

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Typischer Post: 
Ein Link zum Artikel "Rückruf! Aluminiumphosphat in Hally-Happy-Windeln!" auf cleankids.de. In alarmistischem Tonfall warnt der Eintrag vor einem Produkt, bei dem man irgendeinen tschechischen Zulieferer mit "ganz eklatanten" Sicherheitsmängeln erwischt hat. Weshalb möglicherweise eine ganze Charge von Babybrei, Augentropfen oder Schinkenwürfeln mit Gift belastet ist.

Der Satz dazu:
"Ich glaub‘s nicht... Von wegen kindgerechtes Spielzeug!"

Die Teilerin: 
Ist eine jüngere Frau, häufig Mutter, in ernsteren Fällen: von Zwillingen. Schon im Studium (irgendein Fach, das mit "-logie" endet) warnte sie vor Aluminiumsalzen im Deo. Dafür erntete sie böse Witze, in denen "Körpergeruch" und "Achselhaare" vorkamen. Seit nun jeder Basic-Heini ein Weleda-Deo benutzt, freut sie sich insgeheim, dass sie recht behalten hat. Sie kämpft also von daheim aus für das Gute, immer im Wissen, dass es ihr "später schon noch alle danken" werden.

Diese Leute liken es:
Jutta, Heike und Lari aus der privaten Waldorf-Krabbelgruppe "Die Purzelbären". Aber auch "Lucky" Ganesh aus Rajastan, den sie von der letzten Indienreise aus dem Internetcafe kennt. Er liked aus Prinzip alles.

Das steht drunter:
Jutta: "Danke Liebes, für die Info! Bei mir kommen aus Prinzip gar keine Plastikschnuller mehr ins Haus. Die von Terra Natura sind aber leider auch nicht besser: (Gegenpost mit weiterem Giftfund)"
Ganesh: "Long no see! Always smiling soooo nicely!"

Das steht leider nicht drunter: 
"Wein halt."   



 Der Wirtschafts-Essay

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Typischer Post:
Ein Blogeintrag des Economist mit dem Titel: "Why Syriza’s victory shows us how hard it is to fight the deflationary vortex that’s dragging down ... see more" Weiter liest aber eh keiner. Ist ja alles auf Englisch.
Der Satz dazu:
"Great analysis, except for the deflationary hypothesis, how about you @Ralf and @Martina?"

Der Teiler:
Studiert im Fachbereich Internationale Beziehungen, dafür muss man viel lesen. Auf Englisch. Und beim Lesen stößt der Teiler naturgemäß auf viel Interessantes. Interessant heißt bei ihm immer: "spannend". Den Essay von Paul Krugman in der New York Times über die Zerreißprobe der Republikaner – spannend! Die Geo-Visualisierung von islamistischen Tweets während der Charlie-Hebdo-Attacke – sehr spannend! Die Vorabmeldung zum Oxfam-Jahresbericht – hochspannend! Er sieht sich als eine Art postmoderner Herold, der das Licht der Aufklärung in die Filterbubble seines medienverdrossenen Freundeskreises bringt. Katzen- und Freistoß-Videos gibt es schließlich schon genug!

Diese Leute liken es:
Niemand. Außer Ralf und Martina (aus dem Fachbereich Internationale Beziehungen). Die müssen ja.

Das steht drunter:
Ralf: "Nice analysis, however I strongly suspect the relative strength of opposition will very likely ... see more"

Das steht leider nicht drunter:
"Warum schreibt ihr eigentlich auf Englisch?"


Text: lucia-heller - und jan-stremmel; Illus: daniela-rudolf

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