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Und was guckst du, Tatort-Kommissar?
Herr Bezzel, gehen wir mal ein paar Jahre zurück – wann haben Sie Ihren ersten eigenen Fernseher bekommen?
Ich war etwa 14, und es war der ausgediente Schwarz-Weiß-Fernseher meiner Eltern. Er hatte eine Zimmerantenne, es gingen nur zwei Sender rein.
Hatte er trotzdem einen großen Stellenwert für Sie?
Ja, hatte er schon. Weil, wenn meine Eltern mal etwas geguckt haben, was mich überhaupt nicht interessiert hat, konnte ich ja einfach in mein Zimmer gehen und was anderes sehen.
Gab es damals eine Sendung, die Sie nicht verpassen wollten?
Als Kind waren das vor allem Ski-Alpin-Veranstaltungen. Ich komme ja aus Garmisch, und für mich war es immer wichtig, den Abfahrtslauf zu sehen. Fußball habe ich auch viel geguckt. Und als kleines Kind habe ich mir mit meinem älteren Bruder immer „Plumper-Quatsch“ mit Susanne Beck angesehen. Auch Serien wie Wicki mochte ich gerne, und in der angehenden Teenager-Zeit dann „Ein Colt für alle Fälle“ – was mir im Nachhinein nicht mehr so ganz einleuchtet (lacht).
Gibt es etwas, das sie damals schon geguckt haben und heute immer noch gerne sehen?
Ich bin im letzten Jahr Vater geworden, und als solcher ist man ja oft zu komischen Zeiten in der Nacht auf. Manchmal habe ich dann um 3 Uhr in der Früh Wiederholungen von „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kuhlenkampff geguckt - und war absolut begeistert! Ein Grandseigneur! Das war schon toll, wie die damals Show gemacht haben. Und was ich auch früher schon klasse fand und heute noch gerne sehe, ist „Familie Feuerstein“. Eine tolle Serie und für mich der Vorläufer der „Simpsons“.
Wie viele Fernseher haben Sie denn heute?
Einen. Meine Frau und ich sind stolze Besitzer eines Röhrenfernsehers. Er hat ein schönes Bild, alles ist wunderbar. Vor zwei Jahren ist er allerdings mal nicht mehr angesprungen. Dann wollten wir ihn reparieren lassen, und alle haben uns für blöd erklärt: Das kostet bestimmt 200 Euro, für 1200 Euro kriegt ihr schon einen guten neuen! Wir wollten aber unseren haben und keinen anderen.
Bevor wir ihn mal anmachen und ein bisschen rumzappen: Wo ist denn Ihre Fernbedienung meistens, wenn Sie sie nicht finden?
Zwischen den Polstern der Couch steckt sie oft. Aber manchmal hat sie auch unser mittlerweile zehn Monate alter Sohn. Der steht total auf technisches Gerät, gerade Handys und Fernbedienungen findet er toll. Die habe ich auch schon mal im Laufstall gefunden.
Jetzt habe ich die Fernbedienung, schalte durch und Sie sagen stopp: Arte …
Ja, mal gucken, was da läuft.
Was lief da zuletzt Spannendes?
Ich schaue sehr gerne Dokumentationen, und Arte bringt oft welche über Themen, die mich eigentlich nicht interessieren, die aber so gut gemacht sind, dass ich doch hängen bleibe.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel die Reihe „Die großen Sportduelle“. Eine Folge war über Martina Navrátilová und Chris Evert. Und obwohl Damentennis jetzt nicht mein größtes Hobby ist, war ich voll dabei und habe mir die Geschichte der beiden bis zum Schluss angeguckt.
Starten wir mal einen Fernsehabend, und Sie sagen, was wir gucken. Am Vorabend haben Sie die Wahl zwischen: „Gottschalk“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und „Galileo“.
„Galileo“. Die „Sendung mit der Maus“ für Erwachsene!
Und danach „Tagesschau“?
Ja, Nachrichten schaue ich eigentlich immer.
Um 20 Uhr 15 kommen dann „Wer wird Millionär“, ein Champions-League-Spiel der Bayern und ein Krimi.
Champions-League-Spiel der Bayern. Das ist aber ein relativ fieser Vergleich!
Wieso?
Ich bin totaler Fußball- und Bayern-Fan, die Champions-League-Spiele gucke ich immer. Aber einen guten Krimi gucke ich auch gerne, genau wie „Wer wird Millionär?. Das sehe ich mir immer zusammen mit meiner Frau an, und dann raten wir gemeinsam. Das ist entspannend und amüsant.
Würden Sie da auch mal mitmachen?
Bei so einer Promi-Ausgabe für einen guten Zweck – total gerne!
Wie weit würden Sie kommen?
Na ja, man muss da ja nicht nur taktisch gut mit den Jokern umgehen, sondern schon auch ein bisschen Glück haben. Aber 250.000 Euro würde ich schon schaffen.
Selbstbewusst!
Okay, sagen wir: 125.000, wenn nicht zu viel Naturwissenschaftliches dran kommt.
Und welchen Krimi gucken Sie gerne?
Es gibt im „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ schon ein paar wirklich gute Ermittlerteams.
Welche mögen Sie besonders?
Das aus Wien zum Beispiel, Krassnitzer und Neuhauser, weil die so schön miteinander spielen. Und die Frankfurter Król und Kunzendorf mag ich auch. Aber in dem Moment, in dem ich jetzt jemanden lobe, finde ich es auch schon wieder fies gegenüber anderen, weil es viele Gute gibt. Ich denke zum Beispiel auch an den Rostocker „Polizeiruf 110“ mit Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau oder den Hamburger, der jetzt leider abgesetzt wird.
Im Hamburger „Tatort“ ermittelt demnächst ja Kommissar Til Schweiger. Können Sie sich das vorstellen?
Mei, mal gucken, was kommt. Bevor ich dazu etwas sage, muss ich es erst mal gesehen haben.
Und wie finden Sie es, dass Schweiger den „Tatort“-Vorspann abschaffen möchte?
Das halte ich für respektlos und dumm. Das ist ein Label und Teil der deutschen Fernsehgeschichte. Es würde ja auch kein Mensch den Löwe bei „Metro Goldwyn Mayer“ oder das (trällert) „Da-dadada“ bei „20th Century Fox“ wegnehmen. Das sind Trademarks.
Jetzt ist es schon spät. Noch eine Talkrunde?
Ich finde, es gibt zu viele, und es sitzen auch immer die gleichen Nasen da. Zum Beispiel Claudia Roth und Peter Scholl-Latour. Es gibt allerdings noch gute Talkshows auf dem Dritten. Ich mag so was wie „3nach9“, wo verschiedene Leute zu verschiedenen Themen da sind und sich zwischen denen dann Gespräche entwickeln. Aber so was wie letztes Jahr bei Günther Jauch, wo sie dann alle zusammen gehockt sind, als das mit der NSU-Terrorzelle aufgeflogen ist und erstaunt fest gestellt haben: Es gibt einen rechten Terror in Deutschland … Freunde! Da musste ich schon lachen, welch Überraschung.
Manchmal kommt ja nur Mist im Fernsehen. Schon mal darüber nachgedacht, ohne zu leben?
Ja, ich habe auch schon ohne gelebt. Jetzt finde ich das aber blöd. Ich meine: ich arbeite ja fürs Fernsehen! Der Fernseher hat natürlich durch das Internet einen Teil seiner Bedeutung verloren, aber ganz ohne würde ich nicht wollen.