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Und was guckst du so, Sven Voss?
Herr Voss, wissen Sie noch, was lief, als Sie zum ersten Mal fern sahen?
Sven Voss: Wenn ich ehrlich bin: nein. Aber ich bin mir sicher, dass es – bei den damals nur drei Programmen, die wir hatten -, das Sommerferienprogramm mit Anke Engelke war. Da liefen so coole Klassiker wie „Captain Future“ und „Doctor Snuggles“. Ich weiß auch noch, wie es im Studio aussah. Alles war ziemlich bunt, Luftballons flogen herum, und dazwischen hat uns eine fröhliche Anke Engelke begrüßt.
Fanden Sie Fernsehen generell super? Oder haben Sie damals lieber draußen gespielt?
Ich komme ja vom Land, von daher spielte sich viel draußen ab. Aber gerade in den Ferien haben wir auch viel fern gesehen. Das lag auch daran, dass ich nicht gerne gelesen habe. Ich fand Fernsehen immer cooler. Und der Konsum nahm zu.
Wie sehr?
Ich wurde in meiner Jugend geradezu zum Fernseh-Junkie. Vor allem Serien hatten es mir angetan, „Hart aber herzlich“, „Ein Colt für alle Fälle“, „Knight Rider“ - eigentlich alles, was Ende der 80er groß war.
Was fanden Sie an den Serien besonders gut?
Bei „Ein Colt für alle Fälle“ natürlich Jody, Howie und Colt! Die gucke ich mir heute noch manchmal an, wenn ich auf YouTube eine Reminiszenz suche. Die meisten Serien hatten außerdem tolle Titelmelodien.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Sven Voss, 36, moderiert seit 2011 das "aktuelle Sportstudio" im ZDF.
Was war damals mit Sport?
Sport habe ich natürlich auch gesehen. Mein Vater hat viel Sport geguckt, und ich habe mich immer daneben gesetzt. Und auch wenn es jetzt nach einem Klischee klingt: ich durfte dann auch mit ihm zusammen das „Sportstudio“ gucken. Sportliche Großereignisse wie Olympia und Fußballweltmeisterschaften habe ich auch oft mit Schulfreunden geguckt.
Wann haben Sie Ihren ersten eigenen Fernseher bekommen?
Den habe ich mir von meinem Konfirmationsgeld gekauft, also mit 15. Das war so ein kleines Grundig-Gerät, aber immerhin schon mit Fernbedienung.
Gab es Sendungen, die Sie alleine gucken mussten, weil Ihre Eltern keine Lust darauf hatten? Meiner Mutter gingen die ganzen amerikanischen Serien bald auf den Keks. Wenn da immer wieder dieser schwarze Trans Am mit dem roten Licht herum fuhr, konnte sie das irgendwann nicht mehr leiden. So was musste ich dann für mich gucken. Genau wie Western, die ich immer gerne gesehen habe, und die in der Regel auch erst spät am Abend kamen.
Irgendwelche damaligen TV-Vorlieben, die Ihnen heute peinlich sind?
Ja, „Bravo TV“ fand ich super (lacht). Das ist mir jetzt tatsächlich ein bisschen peinlich.
Was gefiel Ihnen daran?
Da waren immer ganz schicke Moderatorinnen. Und diesen Promi-Klatsch, der Teil der Sendung war, fand ich auch ganz witzig.
Und heute? Irgendwelche Ihnen eher unangenehmen Lieblingsshows?
Ich gucke ganz gerne „Germany’s Next Topmodel“. Auch so eine Sendung, mit der man in der Kneipe vor den Kumpels nicht unbedingt angeben kann (lacht). Die vergangene Staffel habe ich allerdings schon nicht mehr so sehr verfolgt, wie die zuvor.
Warum sehen Sie sich die Show an?
Die Sendung ist gut gemacht. Eine hochprofessionelle Show, genau wie übrigens auch „Deutschland sucht den Superstar“.
Das gucken Sie auch?
Ja, ich saß sogar schon mal im Publikum bei „DSDS“. Mich fasziniert, wie gut zugeschnitten diese Formate auf diejenigen sind, die davor sitzen. Die Musik, die Blickwinkel, das Spiel mit Emotionen – das finde ich als Fernsehmacher hochinteressant.
Könnten Sie sich vorstellen, eine Sendung wie „DSDS“ selbst zu moderieren?
Ich glaube, es ist kein Hexenwerk, aber ich mag an sich eher Sendungen, in denen man mit Leuten sprechen und etwas über sie erfahren kann. Ich möchte nicht nur jemanden fragen, ob sein Auftritt seiner Meinung nach gut oder schlecht war. Dieses stereotypische Abfragen ist im Fußball zwar oft ähnlich, aber im „Sportstudio“ habe ich dann doch etwas mehr Zeit für einen Gast und kann ihn in Ruhe ausreden lassen.
Klingt, als wären Sie ein Fan der klassischen Talkshow.
Ja, ich mag „3nach9“ und die „NDR Talkshow“, in denen man Leuten auch mal länger zuhören kann. Von so einem Talk lasse ich mich gerne mal berieseln.
Schalten wir den Fernseher jetzt mal ein. Es ist früher Abend, wir zappen ein bisschen herum, und Sie können stopp sagen, wenn Sie bei einer Sendung kurz reinschauen möchten. Los geht’s. ARD: es läuft „Verbotene Liebe“.
Die peinlichen Sendungen, die ich gucke, habe ich schon genannt. Diese gehört nicht dazu. Von daher: weiter.
RTL: „RTL Exclusiv“.
Kann ich nichts mit anfangen.
ProSieben: die „Simpsons“.
Den Hype darum kann ich nicht mehr verstehen. Hat sich für mich überholt, brauche ich nicht mehr.
Arte: Doku über den Great Escape von Alcatraz.
Oh ja! Da ich kürzlich in San Francisco war, würde ich mir das auf jeden Fall mal angucken. Arte macht ja auch ganz allgemein gute Sachen.
20.15 Uhr. Wir haben folgende Auswahl: „Wer wird Millionär?“, „James Bond - Casino Royal“, eine Doppelfolge „Two And A Half Men“. Was wird geguckt?
Da brauche ich nicht lange zu überlegen: James Bond. Obwohl ich schon alle Bond-Filme gesehen und auch einige zu Hause habe.
Was mögen Sie an Bond?
Es hat für mich etwas wahnsinniges Beruhigendes, wenn ich diesen einsamen Agenten durch die Welt laufen sehe, wie er gegen das Böse kämpft und meist das Richtige tut. Das ist total platt, ich weiß, aber ich find’s super! Ich kann mit dieser Art von Heldentum etwas Anfangen, auch wenn es das - ganz rational gesehen - so nicht gibt.
Wenn Sie um diese Uhrzeit den Fernseher einschalten, finden Sie immer etwas, das Ihnen zusagt? Oder fehlt Ihnen etwas im deutschen Fernsehabendprogramm?
Am Wochenende finde ich ab 20.15 Uhr eigentlich immer etwas. Und den „Tatort“ gucke ich auch gerne. Aber unter der Woche finde ich es manchmal schwer, etwas zu finden. Da bin ich froh, dass ich einen Festplattenrekorder habe, wo Sachen laufen, die eigentlich zu anderen Zeiten kommen.
Was gucken Sie da so?
Im Moment zum Beispiel die erste Staffel der Serie „Magic City“. Die kommt normalerweise zu später Stunde auf ZDFneo.
Manchmal kommt ja auch nur Mist. Schon mal darüber nachgedacht, den Fernseher rauszuwerfen?
Es wäre ja absurd, wenn ich das jetzt mit „ja“ beantworten würde. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, keinen Fernseher zu haben. Dazu mag ich Fernsehen zu sehr. Ich finde, Fernsehen gehört als Informations- und Unterhaltungsquelle irgendwie zu uns dazu. Fernsehen kann viel Spaß machen und ist in meinen Augen auch noch absolut zeitgemäß.
Text: erik-brandt-hoege - Foto: privat