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Im Mai unterwegs: Belle and Sebastian, Delbo und Deichkind

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Es ist auch diesen Monat unglaublich, wie viele Bands ihre Touren vor dem Stichtag hinter sich bringen wollen, nach dem sich ohnehin niemand mehr in Konzertsäle verirrt, sondern sich die Beine vor der Großbildleinwand in den Bauch steht. Beim Versuch, ein paar Bands auszuwählen ist ratzfatz ein ganzer Notizblock vollgekrickelt.

Vollgekrickelt wie das Albumcover von Architecture in Helsinki aus Australien, die den Kammerfolk, den wir von „Belle and Se-bastian“ lieben, auf das hysterische Level von „The Arcade Fire“ hieven. Ein wenig Post-Beach Boys Pop und eine unterschwellige Liebe zu „Led Zeppe-lin“. Wer es noch beschaulicher mag, der sei direkt auf die Konzerte von Belle and Sebastian verwiesen. Oder man ergibt sich den ätherischen Klangteppichen von Gregor Samsa, die die Ruhe von „Sigur Ros“ mit der Energie von „Mogwai“ verbinden. Ohne deren ohrenbetäubende Feedbackorgien vom Stapel zu lassen.

Die kann man hingegen bei Delbo erwarten, die in ihrem sehr mathematisch angelegtem Postcore auch immer noch Platz für den Ausbruch der Instrumente lassen. Während Kollege Koch beim Vor-spielen deren erster Platte “Holt Boerge!” noch treffend fragte, ob Notwist jetzt deutsch singen ist der Noise der Anfangstage doch mehr und mehr ge-wichen. Wir sind gespannt auf das neue Album “Havarien” der drei Berliner, das am 5. Mai erscheint. Auf Tour sind Delbo zusammen mit der anderen Band von Gitarrist Tobi, klez.e.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Kurz dazwischen geschoben: Gerade beginnt der Kartenvorverkauf für die beiden Deutschlandtermine der „Confessions of a Dancefloor“-Tour von Madonna. Der britische Gossipnewsletter popbitch.com hatte einen Spitzel auf den Proben und weiss bereits, was da im August auf uns zu kommt. Vorsicht Spoiler. Wer es nicht wissen will, hört hier auf zu lesen. “Live To Tell” wird auf einem Kruzifix zum Besten gegeben. “Music” wird nur ein instrumentales Zwischenstück sein, während dem die Tänzer auf Rollschuhen über die Bühne gleiten. Ma-donna kommt hinterher geskatet und singt “Everybody”. Die Show selber ist in drei Themen unterteilt. Reiten (die Tänzer tragen dabei ein von Jean-Paul Gaultier entworfenes Pferdegeschirr), Mittlerer Osten und Disco. Die Setlist besteht aus: Future Lovers, Get Together, Like a Virgin, Jump, Live to Tell, Forbidden Love, Isaac, Sorry, Like It Or Not, Sorry (remix), I Love New York, Let It Will Be, Ray of Light, Drowned World/Substitute for Love, Paradise [Not For Me], Music, Everybody, Deeper and Deeper Lucky Star und Hung Up. Oh, schon ausverkauft. Das ging aber fix.

Ebenso wie beim Immertomte Festival. Tschuldigung Immergut-Festival. Immerausverkauft. Wo man aber noch sehr gut hin kann, ist Leipzig. Da hängen sowieso alle schon am Wochenende vorher rum. Die ganze Medienblase, die Herren und Damen Musiker, die Veranstalter und nicht zuletzt, wir Musikfreunde. Auf der alljährlichen Musikmesse Popup, auf der es noch so bunt, indie und gemütlich zugeht, wie man es seit geschätzten Jahr-hunderten beim Kollegen Popkomm vermisst. Sagt irgendwem der Name Dieter Gorny eigentlich noch was? Egal. Man sollte sich das Programm mal angu-cken. Leipzig ja sowieso.

Warum gibt es hier eigentlich nie was über HipHop zu lesen. Ich sage es ganz ehrlich. Weil ich auf dem Ohr halb taub bin. Aber nur halb. Dendemann, die sin-gende Salatschleuder aus dem Sauerland, ist nach einiger Zeit des irgendwo Abgetaucht-Seins zurück. Der ehemalige Arme Ritter und Eins Zwoler will es also noch mal wissen. Wer weiss, was sich hinter Knowledge Reigns Supreme Over Nearly Everyone verbirgt, gehört klar in die Checkerliga. Ooh, Ooh. Sounds Of Da Police. KRS-One, Als Mitbegründer von Boogie Down Productions gehörte er Ende der 80er zu jenen, die das bekloppte Rumgepose mit Waffen auf Albumcovern total chique fanden. Nur blöd, dass sein DJ Scott La Rock kurz darauf erschossen wurde. Da wurde KRS-One zum “Teacher” und erzählt seit dem lieber, wie man Kondome gebraucht, anstatt über die Annehmlichkeiten von Gucci-Accessoires für die Uzi über den Beat zu poltern. Darüber ist ihm zwar ein wenig der Wumms abhanden gekommen. Aber live ist das sicher ganz großartig.

Weg vom klassischen HipHop Outfit, hin zur aufgerüschten Elektroextrava-ganza hat sich die alte verzogene Göre Deichkind entwickelt. Das der Verkaufsrang bei Amazon für die am 5. Mai erscheinende neu Single Remmi Demmi (Yippie Yippie Yeah) aktuell im fünfstelligen Bereich liegt, weist darauf hin, dass die Band sich zum Nischenprodukt entwickelt hat. Und das ist sicherlich auch schöner, als sich auf der HipHop-Bühne beim Kleinstadtfest von 13jährigen Hängehosenträgern ausbuhen zu lassen, weil nur Bushido der Realste ist. Dafür bekommt man live mittlerweile so ziemlich das durchgeheizteste und beste Elektroding zu bestaunen, wo gibt. Kommen sie noch gewandet in Gelben Säcken mit brennenden Pyramiden auf dem Kopf auf die Bühne?

Macht man sich eigentlich Schadensersatzpflichtig, wenn man an dieser Stelle Vorfreude auf die angekündigten Konzerte der Babyshambles weckt? Ich übergebe an die Kollegen von Doherty-Watch und empfehle zu guter letzt die Tour von Alexisonfire weil dort Moneen die Vorgruppe sind. Wer die alten Get Up Kids Sachen mochte, findet hier seine neuen Lieblinge. Direkt aus der jetzt-Redaktion auf Tour: Andis Band Tonair spielt in Fürstenfeldbruck, Aichach, Nürnberg, München und Augsburg. Die anderen Bundesländer werden dann ein anderes Mal erobert. Zu hören gibt es gutgelaunten Indiepop mit Kofferorgel. Ebenfalls auf Tour sind: Mediengruppe Telekommander, Xiu Xiu, Sleater Kinney, Jason Collett, Yeah Yeah Yeahs, Seachange, Arctic Monkeys, Das Bierbebeen. Und wer noch was weiss, schreibt es wieder drunter.

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