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Mein lieber Scholli: Samenstau in der Nordsee!

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Die Scholle, von bösen Menschen auch Flunder genannt, obwohl das ganz falsch und allen Schollen gegenüber eine schwere Beleidigung ist, schließlich ist die einzige Gemeinsamkeit zwischen Schollen und Flundern die Zuordnung zu den bodenorientieren Grundfischen, die Scholle also ist der Fisch, den man mit Fug und Recht den Truman Capote der Tierwelt nennen kann - ständig komisch gekleidet, hält sich für den Größten, ist vor lauter prallem Leben immer total platt. Und vor allem: Beim Sex neigt die Scholle zu mimosenhaftem Dandytum.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Scholle: Nach einem langen, erfüllten Sexleben wird sie hier tot vor dem Reichstag ausgelegt. Foto: dpa In diesen Tagen, da eigentlich Winter sein sollte, sammeln sich die Schollen in ihren Laichgründen, zum Beispiel in der Ost- oder Nordsee, und dann wird es schon kompliziert. Die Scholle nämlich pflegt Sex ausschließlich am Ort ihrer eigenen Geburt zu haben (nicht auszumalen, wenn Menschen das täten), allerdings müssen noch ein paar andere Faktoren genau zutreffen - der Mindestsalzgehalt des Wassers etwa, das ist so etwas wie die "gefühlte Temperatur" im Sex-Leben der Menschen (Er so: Jippie, auf geht´s! - Sie so: Mir ist aber kalt). Dieser Salzgehalt muss den Schollen-Weibchen zwingend angenehm sein, außerdem muss auch hier die Temperatur stimmen, sechs Grad kalt sollte das Meerwasser schon sein, und dann kann es los gehen - herbei, herbei, kommt all`, heut´ ist Stutzerball! Die Weibchen ziehen über den Meeresgrund, die Männchen begierig hinterher, und dann, tja, nun - Schollen können keinen Sex haben, also nicht so wie andere Tiere, schließlich sind sie penislose Fische, und da findet die Befruchtung deswegen in der Botanik statt: Die Weibchen hauen ein paar hundertausend Eier ins Wasser, dann kommt das Männchen angeschwommen und macht, was man wohl am besten als in der Gegend herumwichsen beschreiben sollte, es jagt nämlich seinen Samen ins Wasser dazu, in der Hoffnung, möglichst viele Eier zu befruchten. Da in manchen Laichgründen Millionen von Schollen zusammenkommen, werden dort Billionen von Eiern freigelassen, die dann wiederum von Fastilliarden Spermien - und ja, genau, das alles auch vor Sylt.

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