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Er gebärt, sie tanzt
Das Seepferdchen (Hippcampus) hat es nicht leicht bei der Partnerwahl: Männchen und Weibchen sind rein optisch kaum voneinander zu unterscheiden. Deswegen probiert der Seepferdchen-Mann zunächst einmal herum und umwirbt verschiedene Artgenossen, die ihm gefallen. Bis schließlich eine Partnerin darauf eingeht, den Kopf abwendet und versucht, das Männchen seitlich zu berühren. Bis dahin bleibt das Alles also noch recht menschlich. Was nun folgt ist ein Paarungstanz, der an Synchronschwimmen erinnert und der mehrere Tage dauern kann. Beim Tanz sind die Partner im Seegras verankert. Dann jedoch folgt der eigentliche Akt der Fortpflanzung, bei dem die Geschlechterrollen vertauscht sind. Der Anker wird gehisst und das Pärchen treibt in Spiralen nach oben, der Mann füllt seine Brusttasche mit Luft und die Frau deponiert darin ihre Eier. Die Brusttasche des Mannes erfüllt den Zweck der Plazenta. Er ist es also, der schwanger wird. In der Tasche ist eine Flüssigkeit, von der die Jungen im Ei mit all dem versorgt werden, was sie zum Leben benötigen. Damit sie sich ans spätere Leben im Ozean gewöhnen, wird die Flüssigkeit immer salzhaltiger. Da das Seepferd-Weibchen durch Abgabe der Erzeugerrolle von den Qualen der Schwangerschaft befreit ist, kümmert es sich um den trächtigen Gatten, indem es täglich vorbei kommt, um zu tanzen, wie sie es schon beim Vorspiel taten. Nach einigen Wochen schließlich gebärt das Männchen - einige hundert Seefohlen erblicken das Dunkel des Meeres. Da der riesige Ozean jedoch Heimat vieler anderer, sehr hungriger Bewohner ist, werden die meisten der Jungen schon in den ersten Minuten nach der Geburt gefressen. Den Eltern soll’s recht sein, denn sie sind schon wieder mit sich selbst beschäftigt: Sie reiten gemeinsam und – wenn nicht einer der Partner aufgefressen oder von einer Strömung verschleppt wird - durch die Unterseewelt und machen nach Lust und Laune weitere Kinder, die der Mann dann wieder in seiner Brusttasche schaukelt.