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Dr. Sommers Tierwelt: Von geilen Greisen und jungen Küken

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Die heile Waldfassade beginnt zu bröckeln: Je älter Tannenmeisen- Männchen werden, desto öfter gehen sie fremd. Das ist das Ergebnis der Studie einer Forschungsgruppe aus Niedersachsen, die über Jahrzehnte hinweg das Paarungsverhalten der Vögel beobachtet hat.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Je oller, desto doller: Tannenmeisen sind auch im Alter noch sexuell aktiv Foto:dpa Experten vermuten, dass die Männchen mit der Zeit im Bezirzen von Meisenweibchen besser werden und die Annährungsversuche somit häufiger zum Erfolg führen. Eine andere Theorie besagt, dass Routine bei der Brutpflege eine entscheidende Rolle beim Alterseffekt spielt. Je mehr Kinder die Väter großziehen, desto cooler werden sie dabei. So bleibt mehr Zeit dafür, sich eigenen Bedürfnissen und Begierden hinzugeben. Während die kleinen Lüstlinge im ersten Brutjahr durchschnittlich nur 0,3 uneheliche Kinder zeugen, sind es in den folgenden Brutjahren jeweils durchschnittlich 2 Kuckuckskinder. Oder liegt dem Playboy-Gehabe der Altmeisen eher die tiefe Sehnsucht nach ihrer verlorenen Jugend zugrunde, der Versuch, mit Frischfleisch dem eigenen Verfall entgegenzuwirken? Was die jungen Singlekükenweibchen dazu bewegt, sich auf die unmoralischen Avancen gereifter Machovögel einzulassen, ist schwer nachzuvollziehen. Womöglich treibt sie nüchterner Pragmatismus, darwinistisches Erbkalkül, der sie folgern lässt, dass ein besonders alter Vogel gute Gene haben muss, eben weil er so alt geworden ist. Oder handelt es sich bei Tannenmeisen-Weibchen um durchtriebene Luder, die vom fortgeschrittenen Alter ihres Sexualpartners ein erfahrungsbedingtes Mehr an Befriedigung erwarten? Klar ist, dass sich hinter drolligen Federhauben und wohligem „Zizi gürr“ eine besonders liebestolle Vogelgattung verbirgt: Die Tannesmeisen gehören in der Vogelwelt zu den Top Ten unter den Fremdgehern.

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