Dr. Sommers Tierleben: Von Treue und modernen Männchen
Dr. Sommers Tierleben: Von Treue und modernen Männchen
Mit der Treue nehmen es Tiere nicht so genau. Von Seitensprüngen über völlige Polygamie ist alles drin, schließlich will man ja nicht aussterben. Auf den Genuss der freien Liebe verzichtet man im Tierreich nicht so schnell - es sei denn, es springt etwas dabei raus...
anna-tillack
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Das Männchen der Campbell-Zwerghamster ist einer der wenigen Jungs, die mit Treue rechnen dürfen. Allerdings verzichtet die Hamsterdame nicht wegen sexueller Qualitäten auf den Rauswurf, sondern aus purer Bequemlichkeit. Denn einschleimen kann sich das Männchen ganz gut. Es ist für die Nahrungssuche verantwortlich und packt vor allem bei der Geburt ordentlich mit an. Damit steht es unter den Säugetieren ziemlich alleine da, denn die anderen Männchen im Tierreich sind sich meist zu fein, diese Dienstleistung zu erbringen. Der Campbell Zwerghamster erledigt den Hebammen-Job wie im Schlaf. Er hilft den Jungen aus dem Geburtskanal, öffnet ihre Atemwege und leckt sie auch noch sauber. Dabei entwickelt er bei einer Höchstzahl von 162 Jungen pro Jahr eine Routine, auf die das Weibchen natürlich ungern verzichtet.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Im Gegensatz zum Campbell-Hamster eher altmodisch: Der Feldhamster (Foto: dpa)
Monogames Verhalten in der Tierwelt ist trotz allem eine Ausnahmeerscheinung. Bei den Campbell-Zwerghamstern ist die Dauerschwangerschaft für die gegenseitige Treue verantwortlich: Immerhin wirft das Weibchen 18 mal im Jahr Jung - ein Fulltime-Job. Vögel hingegen werden vor eine schwere Wahl gestellt: Entweder sexuelle Freiheit oder Verzicht auf Fortpflanzung. Das Weibchen der Hornvögel zum Beispiel wird 137 Tage lang in ein Nestloch eingemauert, aus dem es nur seinen Schnabel hinausstrecken kann. Würde das Männchen der Hornvögel sein Weibchen und die Jungen verlassen, wäre das für sie der Tod. Bei diesen Konsequenzen verzichtet man lieber aufs Fremdgehen und sichert stattdessen den eigenen Nachwuchs.
Außerdem klappt’s mit der Aufzucht einfach auch besser, wenn man ein eingespieltes Team ist. Die Dohlen haben das offenbar verstanden, denn trotz zahlreicher Gelegenheiten, die Frau des Nachbarn in der Kolonie zu verführen, hat die Familie Priorität. Und die Männchen helfen selbstverständlich bei der Erziehung. Sehr emanzipiert.