Trifft Herr Hai auf eine Haiin – oder schreibt man HaiIn? – gilt sein erster Gedanke daher den Möglichkeiten, seine Partnerin zu fixieren. Glücklich ist, wer Katzenhai, denn dann ist man selbst klein und wendig genug, sich um seine Partnerin zu schlängeln und ihr so jedes Entkommen zu verwehren. Alle anderen Haie aber müssen zu etwas greifen, was euphemismusverliebte Polizeistaaten in der Abteilung Niederschlagen von Aufständen, Unterkategorie less-than-lethal-force verbuchen: Man haut solange drauf, bis der Widerspenstling kapiert, was gut für ihn ist.
Im Falle von Herrn Hai, der seinen Bert Brecht natürlich gelesen hat, heißt das: Der Haifisch, der hat Zähne und er benutzt sie auch, und zwar dazu, sie seiner Sexpartnerin in die Flosse zu schlagen und sie so an sich zu binden. Dann jagt er aus seinem Penis, er besitzt deren zwei, röhrenartige Bauchflossen sind es, eine Ladung Spermien, die auf einer kleine Welle Meerwasser in das Weibchen gespült werden – kann ein wenig dauern, wobei sich Herr Hai die ganze Zeit über in seine Partnerin verbeißt, was allen Frauen bekannt sein dürfte, deren Männer sich im freien Spiel der Liebe gerne an Ohrläppchen/Brustwarzen/Hälsen festbeißen, bis sogar die Stellung vom Drei-Vierer-Backenzahn in den Bissmalen ersichtlich ist. Da kommt dann ein Tüchlein drüber, huch, ein Knutschfleck!
Der Haiin steht diese Möglichkeit nicht offen, weil sie blutet nämlich nach dem Sex, oft jedenfalls. Meeresbiologen erkennen ältere Hai-Damen deswegen an den heraus gebissenen Stellen an ihren Flossen und den tiefen Narben, pfeifen die Melodie von „Love is a battlefield“ und erfreuen sich daran, dass die Natur alles so wunderbar eingerichtet hat: Weiblichen Haien nämlich wächst, wenn sie in die Pubertät kommen, eine schustersohlendicke Haut, die ziemlich exakt genau so dick ist wie Zähne des männlichen Haifischs lang.