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Who Speaks for Islam oder: Die größte Umfrage unter Muslimen in aller Welt
Angestrichen: Also rief ich unsere Fachleute in Princeton an und fragte sie: Wieviele Muslime gibt es eigentlich – sie sagten_ über eine Milliarde. Ich fragte: Und können wir deren Meinungen erheben? Und sie antworteten: Ja. Wer sagt das? Der Chef des US-Meinungsforschungsinstitutes Gallup, Jim Clifton, in einem Hörfunkbeitrag von Frank Aischmann, MDR-Studio Washington. Was ist mit dem Zitat gemeint? In gut einer Woche erscheint in den USA das Buch „Who Speaks for Islam? What a Billion Muslims Really Think“. Der Inhalt ist dazu angetan, die Debatte über den „Zusammenprall der Kulturen“ auf stabilere Beine zu stellen. Die Gallup-Leute begannen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine Interview-Reihe mit Muslimen in aller Welt. 50.000 Menschen in 35 überwiegend islamischen Ländern wurden nach ihrer Weltsicht gefragt, so dass die Umfrage angeblich 90 Prozent der Muslime in aller Welt repräsentiert. Jim Clifton lancierte die Umfrage, nachdem der einstige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kurz nach dem 11. September 2001 angeblich äußerte, dass man nicht wissen könne, was die Muslime der Welt denn denken. Schließlich könne man „keine Gallup-Umfrage“ machen. Kann man doch. Was sagen Muslime über Terror-Angriffe? Über Demokratie und Frauenrechte und über die Beziehungen zum Westen? Erste Ergebnisse der Mammut-Studie wurden jetzt in den USA vorgestellt und sind, unter anderen, wie folgt übermittelt:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
• Sieben Prozent aller Befragten sahen die Terroranschläge vom 11. September 2001 als berechtigt an. 93 Prozent stuften sich selbst als politisch moderat ein. • Politisch radikale Moslems rechtfertigen in der Umfrage den Terror nie mit religiösen Motiven, sondern mit Ressentiments gegen ein imperialistisch auftretendes Amerika. • Für die Gleichberechtigung der Geschlechter sind in Indonesien 90 Prozent, im Iran 85 Prozent und in Saudi-Arabien 61 Prozent. • 50 Prozent befürworten mehr politische Demokratie. • Die Gruppe mit den radikaleren Ansichten ist höher gebildet und wohlhabender als die Gruppe der politisch moderat eingestellten Muslime. • Nur die Hälfte der Muslime glaubt, dass die USA wirklich nur Demokratie in die islamische Welt bringen wollen. In der Türkei sind es gar nur 16 Prozent. • Die beiden Dinge, die Muslime am meisten am Westen schätzen: Die „Technologien“ und „Freiheit und Demokratie“. Was den Muslimen am meisten aufstößt: „moralischer Verfall“ und „Niedergang traditioneller Werte“ der westlichen Welt. Übrigens haben US-Amerikaner genau die gleichen Antworten gegeben, als sie das Schätzens- und Nichtschätzenswerte an der westlichen Kultur benennen sollten. Interessanter noch als Zahlen ist das Resümee, dass die Studienmacher ziehen: Ein Konflikt zwischen westlicher und muslimischer Welt sei keineswegs unvermeidlich und Missverständnisse und Konflikte zwischen beiden Seiten sind mehr politisch denn religiös motiviert. Was der Westen aus Sicht der Muslime tun sollte, um das Verhältnis der Kulturen zu verbessern, haben die Gallup-Leute auch gefragt. Die meistgenannte Antwort: „Hört endlich auf, auf die Muslime herabzusehen.“ +++ Mit Material von „Gallup Center for Muslim Studies, dpa, tagesschau.de