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Von Beruf Emailer
Angestrichen:
When people at parties ask me what I do I think I am just going to start saying that I’m an “emailer.”
Wo steht das?
Im Emily Magazine und dort in einem Beitrag aus dem Jahr 2008.
Das Zitat ist alt.
Ja, aber ein Schreiber von Tech Crunch hat freundlicherweise nochmal drauf verwiesen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Und warum?
MG Siegler lässt für den Rest des Monats sein Mailprogramm einigermaßen in Frieden. Der Autor und Internetkenner war kürzlich wohl eine gute Zeit des Tages unterwegs, kehrte an seinen Computer zurück und fand eine bestürzende Menge an Emails in seinem Account vor. In genau dem Moment traf er eine Entscheidung: Ich werde nicht mehr antworten. Ich höre einfach auf. Er beschreibt die Entscheidung in einem Blog-Eintrag mit dem klaren Titel I'm Quitting Email, der einem freilich bekannt vorkommt. Aus dem Internet aussteigen will ja jeder irgendwie irgendwann mal. Im vergangenen Jahr sind einige Bücher zum Offlinesein entstanden und es kommen immer neue hinzu, die das schnelle Internetleben kritisieren oder dann wieder gut finden oder dann wieder dazu raten, alle Bildschirme der Welt einfach hinter sich zu lassen und sein Seelenheil doch lieber im Buddhismus zu finden.
"I don’t know about you, but I’m excited. I have absolutely no idea what will happen next" schreibt Siegler. Klar ist man mit ihm gespannt, was passieren wird. Soviel aber wird es nicht sein, zumindest nicht in einem knappen Monat. Vielleicht wird Siegler von einer Art von Befreiung sprechen. Er wird aufzählen, wann es ihm schwer fiel, nicht zu antworten und was er vielleicht verpasst hat. Das Interessante an seiner Aktion ist das Zitat vom "Emily Magazine". Es ist schon recht alt, vergleichsweise. Aber vielleicht ist es in den Jahren seit es gepostet wurde nur richtiger geworden. Womöglich trifft es heute auf viel mehr Leute zu als noch im Jahr 2008.
Wenn man all die Büromenschen in Deutschland nach ihrem alltäglichen Tun befragte, dann würde man sicher inhaltlich korrekte Jobbeschreibungen bekommen, in denen das jeweilige Berufsbild sichtbar wird. Zur unabdingbaren Grundlage der meisten Büro- und Dienstleistungsjobs gehört aber ein Telefon und, fast wichtiger, ein E-Mail-Programm. Es wäre demnach eine durchaus ehrliche Ansage, wenn man eines sonntags zu seinen Eltern nach Hause käme und, auf deren Frage, was man eigentlich im neuen Job so den ganzen Tag mache, einfach sagen würde:
"Emailen."
Dann würden die nachfragen:
"Wie, nur hin und her schreiben?"
Dann würde man vielleicht sagen:
"Naja. Also, im wesentlichen: schon. Emailen."
Die Eltern würden dann "Ach" sagen und Kaffee einschenken. Und man selbst würde einen Schluck nehmen und sich vielleicht noch einmal neu die Frage stellen, was eigentlich genau aus einem geworden ist. Wirklich ein - Emailer?
Text: peter-wagner - Foto: Julia Nimbus / photocase.com