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Verliebt wie am ersten Tag

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"Perhaps we could design "love drugs", pharmaceutical cocktails that could boost affection between partners, whisking them back to the exquisite set of pleasures that colored their first years together. The ability to do this kind of fine-tuned emotional engineering is beyond the power of current science, but there is a growing field of research devoted to it. Some have even suggested developing "anti-love drugs" that could dissolve abusive relationships, or reduce someone's attachment to a charismatic cult leader. Others just want a pill to ease the pain of a wrenching breakup."

Wo steht das denn?
In einem Artikel auf der Website der US-amerikanischen Zeitschrift „The Atlantic“. Ross Andersen schreibt in „The Case for Using Drugs to Enhance Our Relationships (and Our Break-Ups)“ über die Idee, erkaltete Gefühle in langjährigen Beziehungen mit pharmazeutischer Hilfe wiederzubeleben. Das ist im Augenblick zwar noch Zukunftsmusik, genau wie die Anti-Liebeskummer-Pille. Dennoch haben sich Philosophen von der Universität Oxford bereits überlegt, ob solche "love drugs" eine gute Idee wären. Sie meinen: Sollte ein liebeserhaltendes Medikament tatsächlich Realität werden, dann sollte es Paaren, die es wünschen, zur Verfügung stehen. Sie argumentieren außerdem, dass Paare, die eine Familie gegründet haben, moralisch eigentlich sogar verpflichtet wären, auf "love drugs" zurückzugreifen - dem Wohle ihrer Kinder zuliebe.
         

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Und was bedeutet das?
Noch ist die Pille, die die Liebe zurückholt, bloß eine Idee. Allerdings eine, an der eifrig geforscht wird, wie Andersen schreibt. Aus naturwissenschaftlicher Perspektive ist Liebe eben vor allem ein biochemischer Prozess. Das bedeutet zumindest theoretisch, dass man ihn mit Hormonen und anderen Stoffen beeinflussen können müsste - und vielleicht sogar irgendwann so zielgenau, dass sich Menschen in langjährigen Partnerschaften wieder frisch verliebt fühlen und umgekehrt Liebeskummer-Geplagte schneller über den Verflossenen hinweg kommen könnten.           

Die Idee solcher (Anti-)Liebespillen klingt verlockend, beängstigend und desillusionierend zugleich. Wäre es einerseits nicht großartig, das Kribbeln im Bauch zurückholen zu können, wenn man sich mit jemandem, den man immer noch sehr mag, aber eben nicht mehr liebt oder begehrt, gemeinsam ein Leben aufgebaut hat? Andererseits: Wie würde es sich anfühlen und verändern, jemanden zu lieben, wenn die eigenen Empfindungen nur noch auf biochemischer Unterstützung beruhen? Was würde es mit der Liebe machen, wenn sie auf einmal komplett kontrollierbar wäre? Was wäre sie dann überhaupt noch wert?

Die Forschung an und der Einsatz von "love drugs" seien im Kern nichts Neues oder Ungewöhnliches, argumentieren die Philosophen Brian Earp, Anders Sandberg und Julian Savulescu im Interview mit dem "Atlantic" anhand mehrerer Beispiele: Schließlich würden zum Beispiel Depressive Psychopharmaka erhalten, die nicht nur die Erkrankung lindern, sondern mit der Verbesserung des seelischen Befindens auch die Beziehung einer depressiven Person positiv beeinflussen würden - die durch die Krankheit oft schwer belastet würde. Viagra ermögliche Paaren ein erfülltes Sexualleben und vom Hormon Oxytocin ist bekannt, dass es die Bindung zwischen Menschen befördert. Als wiederum MDMA noch nicht als Rauschgift eingestuft wurde, kam es vor einigen Jahrzehnten auch gelegentlich in Paartherapien zum Einsatz, um die Empathie und die emotionale Kommunikationsfähigkeit der Klienten zu stärken.

Die Diskussion über "love drugs" erinnert an die Debatte, die vor einigen Jahren über Neuro-Enhancement geführt wurde, nachdem Selbstversuche mit Ritalin zur Konzentrationssteigerung durch die Medien geisterten und Statistiken auftauchten, die besagten, dass nicht wenige Studenten in Prüfungsphasen auf Ritalin und Co. setzen. Der Vergleich zeigt: Was möglich ist, das wird genutzt – nicht unbedingt durch jeden, aber von manchen.

Sollten Pillen, die den Liebeskummer kurieren oder das Kribbeln im Bauch zurückholen, tatsächlich irgendwann auf den Markt kommen, kann sich zumindest die Pharma-Industrie freuen: Die romantische Liebe hat heute einen so hohen Stellenwert, dass sich mit der Aussicht auf Liebesglück eine Menge Geld verdienen lässt. Es ist ein riesiges Geschäftsfeld, von der Paartherapie über das Speeddating bis zu Singlereisen. Allein bei den drei führenden Online-Partnerbörsen hierzulande sind über zehn Millionen Menschen angemeldet. Zuletzt wurde in Deutschland nur mit den Dating-Plattformen 188,9 Millionen Euro Umsatz gemacht.


Text: juliane-frisse - Illustration: Marie-Claire Nun

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