Studie zu Studienabbrechern: Hoffnung für Bologna-Fans?
Studie zu Studienabbrechern: Hoffnung für Bologna-Fans?
Das Hochschul-Informations-System hat erstmals Daten zu den Motiven von Studienabbrechern in Bachelor-Studiengängen vorgelegt. Die Ergebnisse geben den Freunden der Studienreform Anlass zur Freude - vermeintlich.
michael-mettke
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Angestrichen:
Auf der einen Seite stehen die Sprach- und Kulturwissenschaften, auch die Sozialwissenschaften. Dort hat das Bachelor-Studium dazu beigetragen, dass der Studienabbruch zurückgegangen ist - im Bereich der Sprach- und Kulturwissenschaften übrigens zum ersten Mal, seitdem wir das überhaupt beobachten.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Wo steht das denn?
Dr. Ulrich Heublein arbeitet beim Hochschul-Informations-System (HIS) und fasst in einem Interview mit dem Deutschlandradio die wichtigsten Erkenntnisse einer neuen
Studie zusammen. Im Gespräch geht es unter anderem um den Studienabbruch in den Bachelor-Studiengängen. Heublein zufolge ist die Abbrecherquote in den Sprach-, Kultur- und Sozialwissenschaften seit der Einführung des Bachelors zurückgegangen. Eine interessante Erkenntnis: Eines der großen Ziele der Studienreform war es, die Quote der Studienabbrecher zu senken.
Was heißt das jetzt?
Waren die Studentenproteste der vergangenen Monate am Ende vielleicht unbegründet? Wohl kaum. Die Studie offenbart nämlich im Bereich der Natur- und Ingenieurswissenschaften eine genau gegenläufige Tendenz: Dort ist die Abbrecherquote im Vergleich zu den alten Studiengängen auffällig gestiegen. Das HIS nennt dafür vor allem drei Ursachen:
- Überforderung durch Prüfungs- und Lernstress
- finanzielle Engpässe
- mangelnde Identifikation mit dem Studienfach.
Diese Argumente gab es sicherlich bereits vor der Bologna-Reform. Neu ist aber, dass mehr Bachelor-Studenten bereits nach dem zweiten Semester das Handtuch werfen. Die Studie führt dies auf die Tatsache zurück, dass Studenten schlecht an das neue Studium herangeführt werden, in dem schon von Anfang an jede Note für den Abschluss zählt. Studenten mit schulischen Defiziten, schlechtem Schulabschluß und fehlender Affinität zum Fach brechen dann mit noch höherer Wahrscheinlichkeit ihr Studium ab, als in einem der alten Studiengänge.
So überbringt das HIS mit der guten Nachricht über die geringe Abbruchquote bei den Sprach-, Kultur- und Sozialwissenschaftlern auch eine schlechte Nachricht. Hinzu kommt: Über die wirkliche Zufriedenheit der Studenten sagt die Quote kaum etwas aus. Solange die Bildungspolitiker weiter an der Bologna-Reform schrauben, sind die Studenten nicht mehr und nicht weniger als Versuchskaninchen. Studien zu diesen Kaninchen muss man mit Vorsicht genießen.