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Sitzen ist das neue Rauchen
Angestrichen:
„As we work, we sit more than we do anything else. We're averaging 9.3 hours a day, compared to 7.7 hours of sleeping. Sitting is so prevalent and so pervasive that we don't even question how much we're doing it. And, everyone else is doing it also, so it doesn't even occur to us that it's not okay. In that way, I've come to see that sitting is the smoking of our generation.“
Wo steht das denn?
In dem Blogeintrag "Sitting Is the Smoking of Our Generation" auf der Homepage des Management-Magazins "Harvard Business Review". Aber längst nicht nur dort. Forscher beklagen schon seit Längerem, dass wir zu viel sitzen und dass uns das gar nicht gut tut: "Viele Menschen bewegen sich täglich nur noch von einem Stuhl auf einen anderen - vom Autositz auf den Bürostuhl und dann in den Fernsehsessel", beobachtet David Dunstan vom Herz- und Diabetes-Institut im australischen Victoria. Und das ist höchst ungesund, eben vergleichbar mit Rauchen. Wer sich jetzt nicht angesprochen fühlt, weil er mit zwei wöchentlichen Jogging-Runden und ein paar Sit-Ups auch regelmäßig auf sein Bewegungskonto einzahlt, irrt sich leider. Denn langes Sitzen ist unabhängig vom persönlichen Sportprogramm ein echtes gesundheitliches Risiko. Zum Beispiel, wenn man den ganzen Tag in Vorlesungen oder der Bibliothek hockt und lernt. Oder wenn man jeden Tag acht Stunden oder mehr im Büro sitzt. "Der menschliche Körper ist darauf ausgerichtet, sich zu bewegen, und nicht darauf, längere Zeit herumzusitzen", erklärt Dunstan. Gegenüber der "New York Times" ist der Wissenschaftler James Levine sogar noch deutlicher geworden: "Exzessives Sitzen", sagt Levine, "ist eine tödliche Aktivität."
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Don't try this at home!
Und was bedeutet das?
Wir können uns noch so bemühen, es ist anscheinend hoffnungslos: Unser ganz normaler Alltag und eine gesunde Lebensführung sind offenbar nicht kompatibel. Wer wie sehr viele Menschen einen Schreibtisch-Job hat, der ist fast zwingend zur "tödlichen Aktivität" verdonnert. Es sieht jedenfalls nicht so aus, als würden die Unternehmen bereits in Massen auf Stehschreibtische umsatteln, und auch konferiert wird in der Regel sitzend. Das kann einen durchaus beunruhigen.
Höchstwahrscheinlich werden wir zwar nicht alle übermorgen tot vom Stuhl kippen. Doch es ist auffällig, dass die Rahmenbedingungen unserer Lebensführung nicht zu unserem durchaus vorhandenen Gesundheitsbewusstsein passen. Es ist ja nicht so, als würden wir uns nicht bemühen! Doch gesund zu leben artet, wenn man es ernst nimmt, in eine Art Vollzeitbeschäftigung aus: Jeden Tag Bewegung! (Dabei wenigstens einmal richtig ins Schwitzen kommen. Und natürlich nicht zu lange sitzen.) Entspannungstechniken! Fünf Portionen Obst und Gemüse! Keine Zigaretten, wenig Süßigkeiten und maximal ein Bier oder ein kleines Glas Wein, dazu ausreichend Schlaf und im Sommer zusätzlich immer Sonnenschutz auftragen: Mir fallen nicht viele, eigentlich sogar keine Menschen in meinem Umfeld ein, die tatsächlich sämtlichen dieser Gesundheitsempfehlungen folgen. Obwohl den allermeisten ihr Körper nicht egal ist.
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn wir in Schule, Job und Studium nicht zum Sitzexzess gezwungen wären. Ich unterschreibe jede Petition für ein Arbeitnehmerrecht auf Stehschreibtische. Aber vielleicht müssen wir genauso akzeptieren lernen, dass wir mit jedem Atemzug ein Stückchen weiter degenerieren. Egal, wie sehr wir uns gegen den Verfall stemmen. Entspannter wäre es. Einen Apfel essen kann man ja trotzdem noch.