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Recession And The City

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„Keine von uns wird in naher Zukunft einen Banker heiraten. Diese Rezession wird uns allen zwei weitere Jahre Singledasein bescheren. Genießt es.“ - Lauren, Mitglied von Dating A Banker Anonymous Als im Herbst mit Lehman Brothers der globale Finanzmarkt zusammenbrach, begannen über ganz Manhattan verstreut Mädchen ihren Freunden neue Spitznamen zu geben. Früher nannten diese Mädchen ihre Partner „FBF“, jetzt nur noch „Lost Boy“. „FBF“ steht für „Financial Guy Boyfriend“, „Lost Boy“ für den Finanztypen ohne Anstellung in der Finanzwirtschaft, und das waren binnen weniger Wochen nach Ausbruch der Wallstreet-Krise nahezu alle. Aus ehemaligen Karrieristen und Alphatieren wurden mit einem Mal dauerbesoffene, aggressive, lustlose Männer, oder wie Laney Crowell von „Dating a Banker Anymous“ es auf dem Blog der Gruppe ausdrückt: „Ich habe gemerkt, dass ich mit einem emotionale Wrack, einem Arschloch zusammen bin.“ Laney Crowell fühlt sich wie viele ihrer Schicksalsschwestern besonders hart von der Rezession getroffen: 600 Dollar für ein paar Schuhe gehören nun der Vergangenheit an, viele Paare müssen ihre teuren Apartments verkaufen und in einen öden Vorort ziehen. Die Jobkrise ihres Freundes, ein Investmentbanker, habe ihre Beziehung zerstört. Mit rund 30 anderen Girlfriends von „Financial Guys“ aus New York trifft sie sich seit Anfang der Krise ein- bis zweimal in der Woche in einer Bar zur Selbsthilfe. Eingeladen sind „alle Wall Street-Witwen, deren monatliches Shoppingbudget zusammengestrichen worden ist“.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Wall Street-Witwen bei einem ihrer Treffen Als der Dow Jones am 6. Oktober 2008 um mehr als 300 Punkte einbrach, übersetzten die Banker Girls die Nachricht auf ihrem Blog so: „Alarmstufe Rot: Schicke deinem FBF eine nette E-Mail, aber halte dich von ihm fern. Treffe dich heute Abend lieber mit deinen Freundinnen oder mach die Wäsche.“ Als am 21. Januar Barack Obama vereidigt wurde, gaben sie Entwarnung: „Obamas Zuversicht wird sich sicher auch auf deine Beziehung übertragen. Profitiere von diesem Moment und unternehme etwas Rezessions-freundliches mit deinem FBF: Nutzt zum Beispiel die Happy Hour in vielen Restaurants, wo es Cocktails und Muscheln zum halben Preis gibt.“ Für die Freundinnen neu verarmter High Potentials hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Wenn DABA Girls von ihrem Leben erzählen, sprechen sie nur noch Phasen namens „BR“ und „AR“. „BR“ steht für „Before Recession“ und Champagnerparties, „AR“ für „After Recession“ und die Bankrotterklärung im heimischen Schlafzimmer. Eine Betroffene klagt darüber, dass ihrem Freund über Nacht das gewisse Etwas, das „Je ne sais Finance“ abhanden kam. Ihr ehemals unnahbarer Superheld wandelte sich zur anhänglichen Couchpotato: „Plötzlich will er jeden Abend mit mir essen. Mit essen meine ich daheim bleiben und selbst kochen. Außerdem will er jetzt, dass ich seine Eltern kennenlerne. Und er redet über Kinder.“ Dank der Rezession habe sie jetzt einen Freund, der sich ihr bedingungslos hingeben würde. Nun ist sie zu Tode gelangweilt. Eigentlich sei sie nur noch mit ihm zusammen, weil sie es nicht übers Herz bringe, ihren Facebook-Status zu ändern. Nämlich von „In einer Beziehung“ zu „Ich bin zwar nicht nur auf Geld aus, will aber meine Zeit nicht mit einem pleitegegangenen Banker verschwenden.“ Fragt sich nur, was all die gestrandeten Alphamännchen zu tun gedenken, die nicht nur vom Arbeitsgeber, sondern nun auch von ihren enttäuschten Freundinnen vor die Tür gesetzt werden. Seltsam, dass die noch keine Selbsthilfegruppe gegründet haben.

Text: xifan-yang - Foto: dabagirls.com

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