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Pulp-Revival mit Blut und Nutten: Neue Krimireihe für die gaanz Harten

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Angestrichen: „Du kannst sagen, was du willst! Ich weiß alles über dein kleines Geheimnis, du perverse Sau.“ „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest, Adam, und es schert mich auch `nen Scheißdreck. An deiner Stelle würd ich schon mal abhauen.“ „Sag mir einen Grund, wieso ich es nicht der Polizei melden soll.“ Was denn? Joe schwieg einen Moment. „Weißt keinen, hm? Hätte mich auch gewundert.“ „Du hast Gemma sterben lassen“, sagte Joe. „Dafür wirst du bezahlen.“ „Du scheißarroganter Schwanzlutscher. Du weißt verflucht genau, dass das ganz allein deine Schuld ist.“ „Jetzt halt aber mal die Fresse.“ Wo steht das denn: In Abschied ohne Küsse. Für ihr Leid muss jemand zahlen... von Allan Guthrie, dem ersten Band der Reihe „Hard Case Crime“, frisch aus dem Englischen übernommen vom Rotbuch Verlag. Das Konzept ist simpel und überzeugend. Eine Mischung von älteren und neueren Krimis preisgekrönter Autoren aus dem Pulp-Genre, schön günstig (je 9,90 Euro) und mit plakativen Cover-Illustrationen in schlimmen Farben hübsch trashig aufgemacht. Pulp nennt sich auch Krimi Noir und bedeutet: Knallharte Handlung mit Drogen, lebenden und toten Prostituierten, Whisky mit Schlaftabletten, verräterischen Freunden und freundlichen Verrätern. Dass das Spaß macht, kennt man auch schon aus dem Fernsehen. Dazu kommen der gute und der böse Cop – meist eher der böse – und alle zwanzig Seiten eine bemüht ekelige Szene, bevorzugt mit Messern, Fäusten, Baseballschlägern und knirschenden Zähnen. Literarisch wertvolle Momente sind da doch eher selten. Der schönste Satz in z. B. Abschied ohne Küsse: „Er ging zurück in den Flur; seine Knie waren weich wie Schnurballen, die sich langsam abwickelten.“ Ansonsten alles Handelsware mit dem erklärten Ziel der schnellen Lesbarkeit – und genau das will man auch, und zwar viel, und zwar mehr! Verschlingen! Mitleiden! Fazit: Klar, nach dem Letzten der bisher erschienenen drei Bände könnte man sich wünschen, auch mal mit einem etwas anderen Protagonisten mitzuleiden. Einer Hauptfigur, die nicht permanent zusammengestiefelt mit Pobackenabszess und Triefauge durch die Bars dieser Erde torkelt und das krakenhaft unfassbar Böse verfolgt. Einer Hauptfigur, die nicht von diversen Psychosen bedrückt ist und die auch mal aufwacht, ohne Blut zu spucken. Aber dann wäre es ja keine Pulp-Literatur, und dann könnte man gleich zu Peter Handke greifen. Oder einem Gedichtband. Diese total fies superharten schnellen Schinken stellen wenigstens bis zum letzten Blatt in Aussicht, dass sich da noch was tut in Sachen Handlung. Ansonsten, das hilft den Protagonisten schließlich auch immer, einfach mal einen Whisky extra trinken. Und sich freuen wie Bolle über gute alte bekannte Formulierungen wie: „Ich konnte nicht zulassen, dass sie mich verließ. Ich trank Bourbon und dachte an Mord.“ (Lawrence Block, Abzocker). Im Herbst kommen weitere Vertreter der Spannungs-Serie heraus. Steht wo: Neben allem anderen, was eigentlich auch ziemlich schlecht ist, aber schrecklich viel Freude macht, zum Beispiel der Matchbox-Auto-Sammlung und – natürlich! – der 1-Liter-Flasche Jim Beam. Abschied ohne Küsse. Für ihr Leid muss jemand zahlen.... Allan Guthrie, übersetzt von Gerold Hens. Erschienen bei Hard Case Crime / Rotbuch Krimi. 286 Seiten, Softcover. ISBN 978-3-86789-024-3, 9,90 Euro, Rotbuch Verlag, Berlin 2008.

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