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Presseschau: Was geschrieben wird, weil Anne Will eine Frau liebt
1. taz
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
In einer in der Nähe des Axel-Springer-Hochhauses in Berlin produzierten Zeitung kann man heute lesen: "Wenn die gebürtige Rheinländerin Will mit ihrer Freundin Karneval feiert, steht sie verkleidet in Homosexuellenkneipen. Auch den Christopher Street Day schauen sich Will und Meckel an, aus sicherer Entfernung und versteckt hinter Sonnenbrillen. Als Will kürzlich den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis bekam, saß ihre Lebensgefährtin lächelnd im Publikum." Diese Beobachtungen stammen nicht aus der Bild, sondern aus der taz, die offenbar beleidigt ist, dass Anne Will sich nicht bei der taz outete: "Als die taz-Redakteure Susanne Lang und Jan Feddersen ein Interview mit Will führten, bestand diese darauf, dass nichts über ihre Homosexualität geschrieben wird." Unter dem Text kommentierte eine Leserin: "ich finde es sehr schade, dass dieser artikel in der form in ihrer zeitung erscheint. ich dachte ich lese eine zeitung und kein boulevardblatt." Wie die Boulevard-Presse reagierte: auf der nächsten Seite.
2. BILD
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Bild.T-Online.de nimmt die Meldung zum Anlaß für ein Interview mit der Sexualpsychologin Dr. Christine Baumanns, die Fragen über lesbische Liebe beantwortet wie "Halten die Beziehungen länger?" (Antwort: "Ja und nein.") oder "Was passiert beim Sex?" („Die Frauen küssen und streicheln sich, haben Oralsex. Viele benutzen auch Sexspielzeug, zum Beispiel Vibratoren.“). Außerdem darf Franz Josef Wagner gestehen, dass er mit den vielen Worten in Anne Wills Sendung überfordert war: "Ich gestehe, ich guckte mehr auf Ihren Busen als auf Ihre Worte. Nach Ihrem Outing muss ich nun lernen, geistig, intellektuell mit Ihnen zu kuscheln. Ich will es versuchen." +++ 3. tz
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
In der Münchner tz versucht sich Ingo Wilhelm an einem toleranten Kommentar, in dessen Verlauf er sich (nur offline) in folgende Zustandsbeschreibung versteigt: "Gerade mal 13 Jahre nach Abschaffung des Paragrafen 175 gehören Lesben zu den Publikumslieblingen und werden die beiden größten deutschen Städte von Schwulen regiert." Wie die deutsche Blogosphäre reagiert, liest du auf der nächsten Seite.
4. uiui.de Das Blog www.uiuiuiuiuiuiui.de glaubt, Anne Wills Lebensgefährtin hieße Merkel - und findet das entsprechend lustig. Markus Trapp freut sich, dass er dank Miriam Meckel viel Besuch auf textundblog.de bekommt: Die Suchanfragen nach ihr, die auf seine Seite führen, nennt er den "Miriam Meckel Effekt". PromiPranger.de fragt: "Was ist denn bitte schön an dieser Nachricht so weltbewegend, dass sie einem von den Titelseiten sämtlicher Zeitungen entgegen schreit ?!" und schreibt dann selber ausführlich über Anne Will und ihre Lebensgefährtin. +++ 5. alterfalter.de
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Screenshot von promipranger.blogspot.com In seinem Blog Alter Falter! entblödet sich ein gewisser Stefan nicht, das Thema mit dieser fragwürdigen Einschätzung zu kommentieren: "Ein Ruck ging durch Deutschland, als Moderatorin Anne Will der Welt verkündete, dass sie zwar kann aber nicht will. Beziehungsweise, dass sie lesbisch sei. Millionen Männerherzen zerbrachen. Aber damit ist endlich das Geheimnis von Anne Wills rätselhaftem Türsteher-Lächeln gelüftet: “Du kommst hier nicht rein!”." Auslöser für diese Blogger-Kommentare und für viele Berichte in Online-Medien war eine Meldung von AFP. Die und ihre Weiterverwendung gibt es auf der nächsten Seite.
6. Die Agentur AFP zitiert - verbreitet unter anderem von web.de - ein Interview mit Mirjam Meckel in der mittlerweile eingestellten Zeitschrift "Woman". Darin sagt sie im Jahr 2004 auf die Frage, wo sie beim Zappen hängenbleibe: "Bei den Tagesthemen". AFP ergänzt: "Die Nachrichtensendung wurde damals moderiert von Anne Will." +++ 7. Welt
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Screenshot aus der "Das Lächeln der Ann Will" genannten Bildergalerie von Welt-Online.
Für die Welt bietet die Meldung nichts Neues. Sie berichtet und kommentiert gleichzeitig: "Lange war es ein offenes Geheimnis, jetzt ist es endlich offiziell." Vielleicht deshalb finden sie auch die Bildergalerie ("Das Lächeln der Anne Will") mit 17 Archiv-Fotos von Anne Will wichtiger als die Agentur-Meldung, die etwas umgeschrieben wurde.
+++
8. Focus
Focus kriegt für seine Bildergalerie nur drei Motive zusammen, weist neben der Agentur-Meldung zum Outing aber unter dem Titel "Fotoshooting auf der Trauminsel Santorin" auf ein Video hin: "Die Wienerin Alexandra Salai ist das Playmate des Monats Dezember. Für den Playboy stand sie im Mai diesen Jahres vor der Kamera."
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9. FAZ
Bei der FAZ ist man der Meinung, dass ein Text aus dem Jahr 2003 mit dem Titel Der lange Weg zur Frau Professor zum Thema passe. Neben der Agenturmeldung von AP verweist die FAZ auf diesen Bericht, in dem der Leser lernt: "Der Weg zur Professur ist für Frauen hierzulande aber immer noch steinig."
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10. Tagesspiegel
Richtig beruhigend dahingegen das Interview, das der Tagesspiegel am Samstag mit Miriam Meckel geführt hat: Es geht um den Chefredakteurswechsel beim Spiegel, nicht um Privates.
Text: stefan-winter - Fotos: ddp