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Pop, Porno und Provokation
Foto: blumenbar.de Angestrichen: „Und, selbst was Neues?“ - „Hab mit den Beinen angefangen“, sagt Macht und zieht das Hosenbein hoch. Die Umrisse von Frakturbuchstaben werden sichtbar, auf dem rechten Bein hinauf steht North Tower, am linken hinunter South Tower. Wo steht das denn? In „Macht und Rebel“ dem neuen Buch des norwegischen Autors Matias Faldbakken. Der 32-Jährige erzählt darin die Geschichte der beiden Hauptpersonen Rebel und eben Macht. Der ist 29 Jahre und verdient einen Haufen Geld damit, dass er vermeintliche Underground-Ideen an Marketingreferenten verkauft. Diese Ideen entstammen dem subkulturellen Umfeld einer skandinavischen Großstadt, in dem sich auch Rebel bewegt. Der wiederum macht kaum Geld, hasst jeden, der ihm über den Weg läuft und hängt rum. Dann beginnt er jedoch sein Interesse für Politik zu entdecken. Er fühlt sich von Hitler-Reden inspiriert – und schreibt plötzlich selber welche. Rund um die Erlebnisse dieser beiden zuweilen ekelhaften Männer erzählt Faldbakken eine Geschichte, die schon beim Lesen einen Kater verursacht. Sie handelt scheinbar von konsumkritischen Marken-Fakes, von Pornos, hartem Sex und von Drogen. In Wirklichkeit aber geht es aber vor allem um Provokation. Darum, an dem zu kratzen, was gemeinhin Anstand, Konvention oder Geschmack genannt wird. So werden Judenhass und Analverkehr genauso als Mittel der Provokation genutzt wie die Tätowierungen, die Macht an seinen Armen (links World War I, rechts World War II) und Beinen (siehe oben: North und South Tower) trägt. Die Lektüre ist anstrengend und teilweise abstoßend. Sie führt den Leser gemeinsam mit den Freaks durch einen Wald aus subkulturellen Zeichen, den man am Ende etwas ratlos – oder auch gar nicht verlässt. „Macht und Rebel“ ist das zweite Buch, das in Deutschland von Matias Faldbakken erscheint. Doch anders als „The Cocka Hola Company“, in dem er von einer umtriebigen Porno-Produktionsfirma erzählt, liest sich der neue Roman weniger flüssig und misantrophisch-fröhlich. Aber das soll er vielleicht auch gar nicht. Denn die Verwirrung, die nach der Lektüre bleibt, ist beabsichtig. „Wir müssen zurück in die Unsicherheit“, hat Mathias Faldbakken auf die Rückseite des Buches geschrieben. Steht im Regal: Weit vor den Büchern des Berufsprovokateuren Michel Houellebecq. Macht und Rebel von Matias Faldbakken, 351 Seiten, 20 Euro. Erschienen im Blumenbar-Verlag.