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Liebesbriefe von Sophie Scholl

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Cover: S. Fischer Verlag angestrichen: Oftmals bin ich unglücklich, dass alles Leid nicht durch mich geht, so wenigstens könnte ich einen Teil meiner Schuld abtragen an denen, die unverdient so viel mehr leiden müssen als ich. In Gedanken bin ich jetzt so viel bei dir, dass ich oft meine, wir müssten uns begegnen. Doch frage ich mich immer wieder mit Sorge, wie es dir jetzt ergehen mag. Du weißt, wie schwer ein Menschenleben wiegt, und man muss wissen, wofür man es in die Wagschale wirft. Wo steht das denn? In „Damit wir uns nicht verlieren. Briefwechsel 1937-1943“ von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel. Über sechs Jahre bestand eine Liebesbeziehung zwischen Sophie Scholl und dem vier Jahre älteren Soldaten. Aufgrund seines Berufs war Fritz nach Kriegsbeginn ständig im Ausland stationiert. Er und Sophie versuchten diese Zeit durch einen regen Briefwechsel zu überbrücken. Was mit den verliebten Briefen eines Mädchens an ihren Freund beginnt, mündet recht bald in eine rege Beschäftigung mit schwerwiegenden Themen. Sophie Scholl kann Fritz’ Leidenschaft für seinen Beruf nicht verstehen, er hingegen leidet darunter, dass sie sich in ihrem jungen Alter noch nicht uneingeschränkt an ihn binden will. Über die Jahre hinweg kann man das Erwachsenwerden der beiden Verliebten verfolgen. Fritz lässt mit der Zeit von der Glorifizierung des Soldatentums ab und erkennt die schrecklichen Seiten des Kriegs. Auch Sophie Scholl verändert sich in dieser Zeit. Obwohl sie den Krieg nicht an der Front erlebt, ist sie sich der Folgen bewusst. Sie sorgt sich um ihren Freund, um Deutschland unter dem NS-Regime und um die Opfer des Krieges. Fritz Hartnagel wird in Stalingrad stationiert, aber kann den „Kessel“ in letzter Sekunde verlassen. Er trifft, nachdem er seine Sophie mehr als ein Jahr nicht mehr gesehen hat, in Deutschland ein. Zu diesem Zeitpunkt ist Sophie Scholl bereits aufgrund ihrer Aktivität in der Protestbewegung der „Weißen Rose“ im Alter von 21 Jahren hingerichtet worden. Sophie Scholl ist von der Wissenschaft bereits ausführlich unter die Lupe genommen worden. Brisante, völlig neue Fakten liefert also auch dieses Buch nicht. Was es allerdings liefert, ist eine wunderbare Liebesgeschichte, eine Darstellung aus erster Hand über das Leben junger Menschen in Kriegsjahren. Sophies Scholls Briefe und die Antworten ihres Freundes ergänzen das bekannte Bild der jungen Widerständlerin um den Aspekt der Normalität. Sophie Scholl führte nicht pausenlos ein Leben im Widerstand. Sie war genauso verliebt oder enttäuscht wie andere Mädchen. Wie jede andere nahm sie ihr Studium nur soweit ernst, wie es sich mit dem Freundeskreis vereinbaren ließ. Sie hatte sich genauso mit Selbstfindung und erster Liebe herumzuplagen wie andere. Man kann diesen Briefwechsel auf viele verschiedene Arten lesen: Als historisches Dokument etwa, oder als Sophie-Scholl-Studie. Oder eben als Liebesgeschichte, die ihre Spannung und Tragik genau daraus bezieht, dass man das Ende bereits kennt. Steht im Bücherregal zwischen: „Das kurze Leben der Sophie Scholl“ von Hermann Vinke und „Love Story“ von Erich Segal. „Damit wir uns nicht verlieren. Briefwechsel 1937 – 1943“ von Sophie Scholl u. Fritz Hartnagel, Hrsg. v. Thomas Hartnagel, 495 Seiten, 25 Euro. Erschienen im S. Fischer Verlag.

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