- • Startseite
- • Textmarker
-
•
Lieber mit offenen Karten spielen
Angestrichen:
Landing a great job directly after college made 22-year-old Columbia graduate Tom Reed ecstatic. It was in the industry he wanted to be in (TV production), in the city he had grown to love (New York), and it came without the hassle of the long and tiresome job search that plagued many of his fellow graduates. Still, despite the tremendous relief of being gainfully employed, Reed was faced with the anxiety attached to one vital question: should he, or should he not, tell his superiors about his learning disability?
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wo steht das denn?
In der Onlineausgabe der US-amerikanischen Zeitschrift „The Atlantic“. In einem Artikel vom 17.08.2012 geht es um Menschen mit Lernschwäche und Probleme, die sie dabei haben können. Es werden spezielle Ausbildungsprogramme vorgestellt. Dass man seinen Traumjob ohne Probleme erreichen kann, zeigt das Beispiel von Tom Reed. Doch war es richtig, seine Schwäche bei dem Bewerbungsgespräch nicht zu erwähnen?
Was steckt dahinter?
Tom Reed ist 22 Jahre alt und hat gerade sein Studium an der Columbia University abgeschlossen. Kurz darauf hat er schon seinen Traumberuf ergattert. Und das auch noch ohne lange, nervenaufreibende Jobsuche. Seine Kollegen konnten das nicht von sich behaupten. Trotz des erleichternden Gefühls, einen Job in der Tasche zu haben, beschäftigte ihn aber eine Sache schon vor dem Bewerbungsgespräch. Soll er seinen Vorgesetzten von seiner Lernschwäche berichten oder nicht?
„Vor einem Bewerbungsgespräch sollte man sich fragen, wie sehr diese Beeinträchtigung meinen Alltag beziehungsweise meine Leistung beeinflusst“, erklärt Edmund Mastiaux, Geschäftsführer des Zentrums für Management- und Personalberatung in Bonn. Wenn das ernsthafte und gravierende Auswirkungen habe, dann solle man es erzählen. „Jedoch ist das Bewerbungsgespräch ja eine Möglichkeit, sich positiv darzustellen“, sagt Mastiaux. Man müsse sich vor einem Gespräch immer fragen, was einen charakterisiere.
Jede Schwäche kann auch eine Stärke sein. „Wenn man von einer Schwäche erzählt, zum Beispiel, dass man in bestimmten Situationen ungeduldig ist, muss man diese Schwäche relativieren und das Ganze mit positiven Argumenten abfedern“, erklärt Edmund Mastiaux.
Den zukünftigen Arbeitgeber von seiner Lernschwäche zu informieren, hätte für Tom Reed zwei Seiten. Von seiner Schwäche sagt Reed, dass er eine non-verbale Beeinträchtigung habe, die es ihm schwer mache, mehrere vereinzelte Informationen zu ordnen. Seine Chefs könnten das aber ins Positive wenden. Sie könnten ihn in Bereichen einsetzen, in denen er seine Stärke am besten nutzen kann. Er ist überdurchschnittlich kreativ begabt. So könnten sie seine Schwächen umgehen. Wenn er sich durch seine Lernschwäche jedoch outen würde, könnten seine Kollegen ihm misstrauen, in als schwach ansehen und ihn einfach abstempeln.
Letztendlich entschied er sich dagegen, seinen Vorgesetzten beim Bewerbungsgespräch davon zu erzählen. Der Gefahr, dass sie ihn sofort abweisen, bevor er überhaupt die Chance hatte, auch positive Aspekte zu erwähnen, erschien ihm zu groß. Außerdem schien es ihm einfach nicht relevant. Der Sender wüsste sicher, dass er nicht die Person ist, die vier Arbeitsprojekte auf einmal erledigt. Er kann sich besonders gut um ein Detail kümmern.
„Man ist auf der sicheren Seite, wenn man offen über solche Beeinträchtigungen spricht“, meint Edmund Mastiaux. Man könne ja sagen, dass man diese Schwäche habe, aber dass man davon eigentlich gar nichts merke. „Es ist schlimmer, wenn man nicht darüber redet“, findet er.
„The Washington Post“ ist der Meinung, dass zehn bis 15 Millionen Amerikaner eine Lernschwäche haben. Das amerikanische Bildungsamt teilte 2001 mit, dass nahezu jeder fünfte eine Lernschwäche habe. Amerikanische Schulen haben im letzten Jahrhundert jedoch enorme Fortschritte gemacht, was die Ausbildung von Schülern mit Lernschwäche betrifft. Zuletzt wurden individuelle Lehrpläne für Betroffene erstellt. Tom Reed jedenfalls hat einen Weg gefunden, seine Stärken im Job besonders einzusetzen und dabei seine Schwächen zu umgehen.
Text: laurie-hilbig - Foto: kallejipp / photocase.com